Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)
neigen würdest, dir von Fremden Drinks ausgeben zu lassen, dann wäre dir nichts passiert.«
» Gib nicht mir die Schuld daran! Ich kann mich nicht an die Regeln halten, wenn du mir nicht sagst, wie sie lauten! Wenn wir Partner sind, dann musst du mir so etwas sagen. Und du darfst mich nicht einfach beiseitestoßen, während du hinter den Leuten her bist, die das getan haben…« Ich hielt inne, und eine plötzliche Erkenntnis durchzuckte mich. » Deshalb bist du so böse. Ich habe die Information aufgetan, nicht du. Ich habe es herausgefunden. Die Seraphim, wer auch immer sie sind. Das wollten wir doch heute Abend, oder?«
Sein Gesicht verdüsterte sich, und Röte breitete sich in seinen Wangen aus wie Fieber. » Was ich wollte, war, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst– nicht, dass du anfängst, Kopf und Kragen zu riskieren. Du bist auf Rache aus, und das ist in Ordnung. Ich bin ja dafür, Mouse. Aber stellen wir eines klar– das ist nicht dein Leben wert. Ich brauche dich lebendig, auch wenn es dir egal zu sein scheint.«
Mein Magen krampfte sich zusammen– vor Wut, vor Beschämung, oder vor beidem zusammen, und ich starrte auf meine Hände, rang sie. Ich sank wieder auf die Couch; all mein Kampfgeist war verflogen. Seltsam, wie ich, wenn auch nur für eine Minute, aufgehört hatte, Verity zu vermissen, als Luc mich so in Rage gebracht hatte. Jetzt stürzte erneut alles auf mich ein.
» Ich war nicht… Du… Ich habe es ihr versprochen«, sagte ich am Ende, und jetzt bestand die Feuchtigkeit auf meinen Wangen nicht mehr aus Blut.
» Ich weiß.« Die Härte war aus seiner Stimme geschwunden und hatte Mitgefühl und noch etwas anderes zurückgelassen. » Aber das wird sie nicht zurückbringen. Und du kannst ihr Leben nicht gegen deines eintauschen. So funktioniert Rache nicht.«
Er reichte mir das Glas Bourbon, und ich schlang die Finger darum und spürte die Wärme dort, wo seine Hände sich befunden hatten. Ich nippte vorsichtig daran und rechnete damit, dass es brennen würde. Dennoch konnte ich es nicht vermeiden, etwas zu husten und mir die Augen zu wischen.
» Hör zu, Maura.« Er setzte sich neben mich, und ich erstarrte beim Klang seiner Stimme, die meinen Namen so anders als irgendjemand sonst aussprach. » Du hast ein Versprechen gegeben, und das ist etwas Gutes, etwas Edles. Dem wohnt eine eigene Magie inne. Aber du darfst dein Leben nicht wieder so riskieren. Das hätte sie nicht gewollt.«
Ich nahm noch einen Schluck Bourbon, diesmal einen größeren, und ließ mich davon versengen. Ich starrte ins Glas und sagte: » Ich bin davongelaufen. In dem Durchgang, in der Nacht damals. Sie ist geblieben. Ich bin weggelaufen.«
Ich hatte damit gerechnet, dass er verärgert sein würde oder angewidert. Ich hätte mir sogar Mitgefühl vorstellen können, falls er gerade in großmütiger Stimmung war. Stattdessen reagierte er brüsk und dachte praktisch: » Du wärst gestorben. Du konntest ihr damals nicht helfen. Jetzt kannst du es. Aber du musst schlau sein. Du musst mir vertrauen.«
Schlau zu sein und Luc zu vertrauen waren nicht gerade Synonyme. Alles, was er von dem Moment an, in dem ich ihn kennengelernt hatte, gesagt und getan hatte, war immer nur eine Halbwahrheit gewesen. Das war mehr, als ich von irgendjemandem sonst bekommen hatte, aber immer noch nicht furchtbar beruhigend. Nein, Luc zu vertrauen war nicht schlau, aber als ich so auf seiner Couch saß, zornig, blutend und leichtsinnig dank des Bourbon, tat ich es doch. Er roch nach Salzwasser und Zimt, scharf und würzig, und seine Augen waren von einem klaren, unergründlichen Grün, und ich konnte nur nicken, weil ich plötzlich nicht mehr atmen konnte.
Er berührte meine Wange dort, wo die fliegenden Glasscherben mich getroffen hatten. » Sieht aus, als hättest du ganz schön was abbekommen. Schließ die Augen.«
» Warum?«
» Damit ich es heilen kann. Ich kann dich doch nicht nach Hause bringen, wenn du aussiehst, als wärst du an einer Kneipenschlägerei beteiligt gewesen. Was würde Cujo dazu sagen?«
Ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was Colin sagen würde– nichts Gutes, und das laut. » Ich meine, warum ich die Augen schließen muss.«
Er bewegte sich. » Ich schätze, es fühlt sich seltsam an, wenn du mich dabei ansiehst.«
» Das tue ich aber gern«, sagte ich, ohne nachzudenken. » Außerdem ist das nicht fair. Du siehst mich schließlich auch an.«
Er unterdrückte ein selbstgefälliges
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