Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
Petros und Jenny helfen, ihn zur Strecke zu bringen. Colin würde frei sein. Wir konnten eine Unterbringungsmöglichkeit für Tess in New York finden, sie dorthin mitnehmen und einen Neuanfang wagen. Ich war so selbstzufrieden, dass ich geradezu schnurrte.
» He«, sagte Colin und ließ den Mund an meinem Kiefer entlangwandern. » Wohin bist du verschwunden?«
» Ich bin hier. Bei dir.«
Er trat ein wenig zurück und betrachtete mich. » Du hast mir heute Abend eine Heidenangst eingejagt.«
» Denk nicht mehr daran«, sagte ich und stellte mich auf die Zehenspitzen, um an seiner Schultergrube zu knabbern. » Jetzt ist alles wieder gut.«
Er entzog sich mir. » Aber es ist nicht vorbei.«
» Nein. Die Magie ist ein Teil von mir. Oder ich bin ein Teil der Magie. Schwer zu sagen.« Er schien meine Heiterkeit nicht zu teilen, und ich seufzte. » Wenn wir schon darüber reden müssen …«
» Wir müssen eindeutig darüber reden.«
» Können wir uns wenigstens hinsetzen?« Ich ließ mich auf das abgewetzte blaue Velourssofa fallen und lehnte den Kopf an seine Brust. Der Klang seines Herzschlags erfüllte mich mit stiller Freude.
» Die Magie hat dir die ganze Zeit über Schwierigkeiten gemacht«, sagte er. » Deshalb hat Luc dich nicht durchs Dazwischen gebracht.«
» Mein Körper konnte sie nicht verarbeiten. Aber nun wird sie mir nicht mehr schaden. Wir verstehen einander jetzt.« Ein Gefühl der Zufriedenheit durchströmte mich und bestätigte meine Worte.
» Du und die Magie.« Seine Stimme klang unüberhörbar skeptisch.
Ich wollte mich nicht über meine Theorie auslassen, dass die Magie ein fühlendes Wesen war, da ich sie doch selbst kaum verstand.
» Du hast gelogen«, sagte er. » Dabei weiß ich doch aus Erfahrung, dass du das nicht unbedingt gern tust.«
» Ich habe ein Geheimnis für mich behalten. Das ist nicht das Gleiche.«
» Du hast in letzter Zeit viele Geheimnisse.«
Das friedliche Gefühl von Geborgenheit schien langsam aus dem Zimmer zu verschwinden. » Welche denn zum Beispiel?«
» Abgesehen von der Magie? Was ist mit deiner Quelle? Der, die dich mit Informationen versorgt?«
Ich richtete mich auf. Die Erinnerung an Colins Akte ließ mich beinahe zusammenzucken. » Du hast auch Geheimnisse. Hast du vor, mir zu erzählen, was Billy gegen dich in der Hand hat? Woher du diese Narben hast?« Bitte, drängte ich ihn stumm, sag es mir, damit ich aufhören kann, so zu tun, als ob ich es nicht weiß. Damit ich weiß, dass du mir so vertraust wie ich dir. Bitte, bitte, bitte erzähl es mir, dann sorge ich dafür, dass alles wieder gut wird.
Aber das tat er nicht. Stattdessen rückte er von mir ab, gerade weit genug, um sicherzugehen, dass ich verstand, dass seine Vergangenheit weiterhin tabu war. Die Geste war verletzend, und instinktiv hätte ich gern meinerseits etwas Kränkendes gesagt, aber dann dachte ich an Tess und daran, wie ihre und Colins Vergangenheit an ihrem täglichen Leben haftete wie Muscheln an einem Schiffsrumpf, und hielt mich davon ab.
» Es würde mir nichts ausmachen«, sagte ich schließlich, ließ meine Hand in seine gleiten und genoss es, wie sie zusammen aussahen. » Deine Vergangenheit ist ein Teil von dir, nicht wahr? Und ich will dich ganz, Colin, nicht nur deine guten Seiten. Alles.«
Er führte unsere umschlungenen Hände an die Lippen, und ich rückte näher an ihn heran. Irgendetwas an seinem Gesichtsausdruck und der Haltung seiner Schultern entspannte sich. Er holte Atem, als ob er etwas sagen wollte, als die Gegensprechanlage summte.
Er ließ meine Hand fallen und schoss so abrupt hoch, dass ich umfiel.
» Wer ist da?« Ganz gleich, wer auf der anderen Seite der Tür war, das verhieß nichts Gutes. Colin achtete sehr darauf, seine Wohnung geheim zu halten. Unerwartete Besucher bedeuteten Ärger.
Er marschierte zur Gegensprechanlage hinüber, betätigte mit dem Daumen den Knopf und starrte den kleinen Videomonitor an. » Was ist?«
» Donnelly. Lass uns rein, Mann. Wir frieren uns hier draußen den Arsch ab!«
Ohne Colin neben mir fror ich und mummelte mich in eine Wolldecke ein. » Wer ist das?«
» Billys Leute.«
» Hast du ihnen deine Adresse gegeben?«
Er schüttelte den Kopf. » Was wollt ihr?«
» Wir wollen mit dir sprechen, das ist alles.« Es rauschte im Lautsprecher.
Colin musterte den Bildschirm genauer. » Jetzt ist nicht gerade der beste Zeitpunkt.«
» Billy hat uns geschickt. Wir können nicht gehen, bevor wir die Nachricht
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