Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
Wärme in der Stimme. » Man findet ein kleines Fach im Dazwischen, beansprucht es für sich und hat dann einen beweglichen Lagerraum.«
» Dein Schwert«, sagte ich aus einer plötzlichen Erkenntnis heraus. » Da bewahrst du es also auf? Im Dazwischen?«
» Du kannst doch nicht von mir erwarten, es überall mitzuschleppen, nicht wahr? Aber es ist gut, es zur Hand zu haben.«
Da dieses Schwert mir schon mehr als einmal das Leben gerettet hatte, musste ich ihm zustimmen.
In einer anderen Gruppe übten Kinder, ins Dazwischen zu gehen. Die älteren spielten Fangen, huschten aus dem Raum und wieder hinein und versuchten, einander zu erwischen, während ein kleines Mädchen ein flammendes Rechteck in die Luft schnitt und sich dabei auf die Zunge biss. Bevor sie die Form vollenden konnte, erloschen die Flammen, und die Kleine stampfte frustriert mit dem Fuß auf.
Die geflüsterte Sprache der Bögen umfing uns, schillernd und diffus. Alles war von Magie durchtränkt, die mich überwältigte. Die Knie gaben unter mir nach, und es gelang mir kaum, auf den Beinen zu bleiben.
» Das könnten wir ihr bieten«, sagte Luc und ließ den Blick mit sichtlichem Wohlwollen durch den Raum schweifen. Er schien nicht zu bemerken, dass ich zu kämpfen hatte. » Einen sicheren Ort, um zu üben und zu lernen. Sie würde andere Bögen kennenlernen. Freunde gewinnen.«
» Sie kommen mir so jung vor«, murmelte ich. Die Magie baute einen seltsamen Druck in meinem Kopf auf, so dass ich mich anstrengen musste, um mich zu konzentrieren.
» Die meisten von ihnen sollten auch gar nicht hier sein. Sie kommen erst zur Ausbildung in eines der Häuser, wenn sich ihre Kräfte regen. Dieser Saal sollte voller Sechzehn- und Siebzehnjähriger sein. Aufgrund der Ausweitung der Magie müssen wir sie aber jetzt schon früher aufnehmen.«
» Das ist meine Schuld«, sagte ich. Auf der anderen Seite des Raums schrie ein kleines Mädchen, das eine Flamme in den Händen hielt, als das Feuer aufflackerte und es sich daran verbrannte. Mit einem Wort heilte die Lehrerin die Verletzung und fing mit der Lektion noch einmal von vorn an.
Luc beobachtete die Szene, ergriff meine Hand und strich mit einem Finger über die Narbe in meiner Handfläche. » Du bist das Gefäß. Du bist dazu bestimmt, dich um die Magie zu kümmern. Ich weiß, dass du es nicht gern hörst, aber wenn wir die Sache nicht in Ordnung bringen, werden noch mehr Bögen zu Schaden kommen. Flache ebenfalls.«
In meinem Kopf drehte sich alles. » Können wir gehen?«
Er zog die Augenbrauen zusammen, aber er ging voran, zurück durchs Haus. » Ich würde dich ja gern weiter herumführen, aber die Quartoren warten.«
» Ich habe eigentlich keine Wahl, oder?«
Er zuckte die Achseln, als wir den üppig grünen Rasen überquerten und ins French Quarter aufbrachen. » Man hat immer eine Wahl. Es ist nur die Frage, welchen Preis man zu zahlen bereit ist. Aber wenigstens hast du gesehen, was sie für Vees kleine Schwester tun könnten. Was du bekommen würdest, wenn du zustimmst.«
Meine Kopfschmerzen ließen nach, als wir uns von Lucs Haus entfernten, und ich fragte mich, warum. Ich hatte die Magie während der Sturzflut in mich aufgenommen. Jetzt stimmte damit irgendetwas nicht, und mir kam der Gedanke, dass auch mit mir etwas nicht stimmte, aber ich verdrängte ihn und konzentrierte mich auf die Stadt ringsum, die so anders war als Chicago im November.
Die Straßen waren erstaunlich ruhig, bis auf ein paar Grüppchen, die lachend mit riesigen Plastikbechern in der Hand durch die Gegend zogen. Luc lenkte uns von der Bourbon Street weg und lachte leise, als ich den Hals reckte, um einen Blick darauf zu erhaschen. » Da unten gibt es nichts, was du sehen müsstest. Wir spielen ein anderes Mal Touristen.«
Wir kamen an Boutiquen, Süßwarenläden und Kunstgalerien vorbei, alle mit dunklen Fenstern. Man sah den roten Ziegelgebäuden ihr Alter an: Die Ecken bröckelten ab, die Türrahmen waren windschief. Die Cafés waren noch geöffnet, und hinter den erleuchteten Fenstern sah man Menschen lachen und essen. Einige Lokale hatten sogar Tische vor der Tür stehen, und ich staunte über den Anblick von Sommerkleidern und Caprihosen, während daheim schon alle Schals und dicke Mäntel trugen.
» Zu Hause hatten wir heute nur vier Grad«, sagte ich, als wir an einer Austernbar vorbeikamen, aus der Akkordeonmusik hervorschallte. Vor der Tür standen die Gäste Schlange.
» Der Winter hat auch seine
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