Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
aufführst. Schöne Blumen übrigens. Von Cujo?«
» Blumen?«, fragte ich, und er machte eine Kopfbewegung zur Küche hinüber.
Auf dem Tisch stand eine Vase voller Sonnenblumen.
Ich stieß seine Füße von meinem Schoß. » Die sind nicht von Colin.«
» Hast du jetzt noch einen an der Angel? Fällt es dir nicht schwer, da den Überblick zu behalten?«
Die gleiche Vase. Die gleichen leuchtend gelben, fröhlichen Blumen. Aber das Slice war öffentlich zugänglich. Meine Küche hatte eine stummgeschaltete Alarmanlage, die Colin am Tag, nachdem wir uns kennengelernt hatten, installiert hatte. » Kannst du feststellen, ob jemand hier Magie gewirkt hat?«
Er streckte eine Hand aus, und sein Gesicht wurde geistesabwesend, als er sich konzentrierte. Nach einem Augenblick kam er wieder zu sich. » Die Magie eines Bogens lässt sich zuordnen wie Fingerabdrücke oder DNA . Dieses Haus ist sauber, bis auf mich.« Er berührte meine Schulter. » Was ist los?«
» Ich wünschte, das wüsste ich.«
Als ich den Bürgersteig erreichte, stieg Colin aus dem Truck. Der kalte Regen durchtränkte meinen dünnen Pullover, und ich erschauerte.
» Was ist los?«
» Da ist etwas, das du sehen solltest. In der Küche.«
Bevor ich mehr sagen konnte, rannte er schon zum Haus und zog mich am Handgelenk hinter sich her.
» Sachte, Junge«, sagte Luc, als wir hereinstürmten. Colin ignorierte ihn und ging direkt in die Küche, während ich in meiner Tasche nach der Sonnenblumenzeichnung suchte.
Colin nahm die Vase und neigte sie hin und her, bis er fand, wonach er suchte. » Hier«, sagte er und zog eine Karte hervor.
Ich streckte ihm die Zeichnung hin. » Lass uns tauschen.«
Sein Kopf schoss hoch, und sein Gesichtsausdruck wurde ungläubig, als er die Zeichnung entgegennahm.
Der kleine weiße Briefumschlag flatterte in meiner Hand wie eine Motte. Sanft führte Luc mich zum Sofa. » Setz dich hin.«
Das Papier riss unter meinen Fingern, und das Herz sackte mir in die Hose, als ich das unvertraute Alphabet sah. » Ich kann die Karte nicht lesen.«
Colin griff danach, aber Luc war schneller.
» Es ist Russisch. In der ersten Zeile steht › Danke‹.« Er schaute auf, und ein fragendes Fältchen bildete sich oberhalb seines Nasenrückens. » Wem in Moskau hast du denn einen Gefallen getan?«
» Lies weiter«, sagte Colin.
» Der zweite Teil ist eine Redensart. Sie bedeutet so viel wie › Der Feind meines Feindes …‹«
»› … ist mein Freund‹«, vollendete Colin. » Toll.«
Er ging im Zimmer auf und ab, während Luc einen Arm auf die Rückenlehne des Sofas legte. » Magst du mich aufklären?«
» Die Russenmafia schickt mir Blumen«, sagte ich. » Warte mal. Wieso kannst du Russisch?«
» Sprachen fallen mir leicht.«
» Alles fällt dir leicht«, murmelte ich.
Er zog eine Augenbraue hoch. » Nicht alles, Mouse. Die Frage ist doch, warum sie dir eine Dankeskarte schicken. Ich dachte, du würdest dich darauf beschränken, den Kriminellen zu helfen, mit denen du verwandt bist.«
Ich sackte gegen die Sofalehne. » Ich habe ihnen nicht absichtlich geholfen. Alles, was ich getan habe, war, die Wahrheit zu sagen.«
Colin meldete sich in brüskem Ton von seinem Platz nahe beim Fenster zu Wort: » Das Endergebnis war dasselbe. Es hat ihnen geholfen, sich hier einzunisten, und dafür gesorgt, dass ihre Leute weiterhin auf freiem Fuß sind.«
» Aber die Kerle aus der Gegenüberstellung sind doch jetzt tot.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann drehte Colin sich um und sah mich an. » Wo hast du das gehört?«
Zu spät fiel mir ein, dass Jenny ein Geheimnis war. » Sind sie das nicht?«
» Doch.« Er presste die Ecke der Karte gegen seinen Daumenballen und sah mir weiter unverwandt in die Augen.
Luc pfiff. » Für eine, die behauptet, es gern ruhig zu haben, löst du aber ganz schön etwas aus, wenn du auch nur ein Zimmer betrittst, oder?«
» Wann hast du die Zeichnung bekommen?«, fragte Colin.
» Am Montag. Ich habe in der Schule einen alten Knacker umgerannt. Er muss mir die Zeichnung bei der Gelegenheit in die Tasche gesteckt haben. Sie haben auch Blumen ins Slice geschickt, aber es war keine Karte dabei.« Bevor er fragen konnte, setzte ich hinzu: » Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
» Es ist mein Job, mir Sorgen um dich zu machen.«
» Ich bin es leid, dein Job zu sein«, entgegnete ich und straffte die Schultern.
Luc stand auf. » Möchte noch jemand etwas zu trinken?«
Colin
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