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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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wandle ich die physische Verletzung in eine magische um und überführe sie dann in mich.«
    Ich strich mit zitternder Hand über meinen Oberschenkel und spürte die Muskelstränge über den Knochen. Ohne nachzudenken, griff ich nach Lucs Bein, und er verzog das Gesicht. Er hatte sich noch nicht ganz erholt. » Also ist dein Bein jetzt gebrochen?«
    » Nein. Es tut weh, als ob es gebrochen wäre, aber der Schaden ist magisch, nicht physisch, und vergeht bald wieder. Es ist nur schwer, in der Zwischenzeit irgendeinen Zauber zu wirken.«
    » Du hast dir also die ganze Zeit über selbst Schaden zugefügt, wenn du mich geheilt hast?«
    » Erst seit eurer Bindung«, mischte sich Pascal ins Gespräch ein. » Wenn ein Bogen jemanden heilt, geht ein Großteil der übertragenen Energie beim Übergang vom Patienten auf den Heiler verloren. Aber bei aneinander gebundenen Paaren macht ihre Verbindung den Prozess wirkungsvoller und überträgt einen größeren Teil der Verletzung auf den Heiler.«
    Wie oft hatte Luc mich schon geheilt? Zu häufig, um noch mitzuzählen, und jedes Mal hatte er meinen Schmerz auf sich genommen. Aber er hatte das nie ausgenutzt, um Druck auf mich auszuüben oder mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Jetzt wurde mir vor Schuldgefühlen flau im Magen, und damit ging ein Wutausbruch einher. » Du hast mich belogen! Ich habe gefragt, was Niobe gemeint hat, und du hast mir geradewegs ins Gesicht gelogen.«
    » Du hast mich belogen«, konterte er ohne jede Reue. » Hast mir erzählt, du wärst geheilt.«
    » Jetzt weißt du, wie sich das anfühlt. Und da fragst du dich, warum ich dir nicht vertrauen kann? Keine Heilungen mehr.« Der Preis war zu hoch, die Verantwortung zu groß. Mein Zorn verflog und ließ etwas … Wärmeres zurück. Vorsichtig drückte ich ihm die Handfläche auf die Brust und sah ihm in die Augen. » Versprich es mir.«
    » Das kann ich nicht. Was, wenn du wieder einmal verletzt bist? Sollte ich tatenlos zusehen, wie dein Gehirn zu Rührei wird? Wenn ich nicht eingreife, hältst du nicht lange genug durch, um diese Aufgabe zu erfüllen.«
    Lästig, aber wahr. » Nicht, solange es nicht notwendig ist«, sagte ich schließlich. » Nicht ohne dass du mich fragst.«
    Er blickte finster drein. » Das tue ich immer.«
    » Können wir jetzt, da ihr euren Streit beigelegt habt, bitte über die Strategie reden?«, fragte Pascal. » Ausgehend von dem, was wir heute Nacht erlebt haben, vermute ich, dass zweierlei geschehen könnte, wenn du versuchst, auf die vereinten Linien zuzugreifen – alle vier, wie die Prophezeiung es verlangt. Das erste ist, dass du die Kapazität der bestehenden Linien steigern und neue schaffen könntest, um den Druck zu verteilen, so ähnlich wie damals, als du während der Sturzflut in die Magie hineingegangen bist.«
    » Ist das nicht gefährlich?«, fragte ich.
    » Doch, natürlich. Beim letzten Mal hast du überlebt, weil du keine Magie verwendet hast. Zumindest nicht viel«, sagte er mit einem wissenden Lächeln. » Es ist dir gelungen, ein bisschen zurückzuhalten.«
    » Evangeline.« Luc fluchte.
    Eine blauweiße Linie aus Magie, die von meinen Fingerspitzen direkt in ihr Herz geflogen war. » Das hat all dies hier ausgelöst? Dass ich ein kleines bisschen Magie benutzt habe? Es ist ja nicht so, als ob ich einen Zauber gewirkt hätte – ich habe ihn nur gelenkt.«
    » Du hast eine Verbindung zwischen der Magie und dir selbst geschaffen. Jetzt musst du diese Verbindung nutzen, neue Linien erschaffen und die Magie hindurchlenken.«
    » Was, wenn ich das nicht kann?« Ich hatte heute Nacht versagt, und das bei nur einer Linie. Das verhieß nichts Gutes für die Arbeit mit allen vieren, ganz gleich, was die Prophezeiung vorschrieb.
    » Du hast gesehen, was Constance zugestoßen ist. Diese Art Überlastung würde jedem Bogen auf dem Planeten drohen, und nur die allerstärksten könnten ihr widerstehen.«
    Sämtliche Flache, die sich in der Nähe befanden, würden ebenfalls ums Leben kommen, aber darauf würden Pascal und die anderen Bögen keinen Gedanken verschwenden.
    » Was ist die andere Möglichkeit?«
    Er musterte mich lange, bevor er antwortete: » Du könntest wieder in die Quelle der rohen Magie eindringen. Aber diesmal würdest du dortbleiben.«
    » Wie damals«, murmelte ich und fühlte mich in die Sturzflut zurückversetzt, in das Gefühl von Allwissenheit und Frieden, das ich empfunden hatte, während ich im wirbelnden Nebel der rohen Magie gefangen

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