Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
stecken, als deinem Onkel klar wäre.«
Ich sah das Bild von Kowalski an der Wand an. » Da hatte er recht.«
Ich ging nach draußen, zurück zu Luc. Wir brachen auf und warteten, bis wir für Jenny außer Sichtweite waren, bevor wir ins Dazwischen gingen.
» Was hast du ihr gegeben?«, fragte Luc.
» Eine Versicherung. Wenn ich nicht zurückkehre, können sie Billys Unternehmen trotz allem auseinandernehmen und ihn ins Gefängnis stecken.«
» Das wird deinen Vater zurück nach Terre Haute bringen.«
Der Mond schien über uns so voll und strahlend, dass die kahlen Bäume rankengleiche Schatten zu unseren Füßen warfen. » Ich kann nicht alle retten, das hast du mir selbst gesagt.«
» Das habe ich«, erwiderte er nachdenklich. » Aber der einzige Mensch, den du heute Abend retten musst, bist du selbst, verstanden? Alle anderen sind egal. Klar?«
» Kristallklar.«
Kapitel 36
Der Weg ins Haus der Wasserbögen verlief wie beim letzten Mal– Tor, Bach, Herumfummeln an meiner dämlichen Zeremonialrobe. Lucs Dolch in meinem Stiefel.
Durch die Fenster konnten wir die Quartoren sehen, die auf und ab gingen und versuchten, so zu tun, als ob sie das Kommando führten. Das gelang Dominic natürlich besser als den anderen, aber auch er tigerte im Zimmer hin und her und sah sich so um, als rechnete er damit, dass Anton jeden Augenblick auftauchen würde.
» Ich verstehe nicht, warum wir nicht erst kurz zu mir gehen konnten«, sagte Luc. » Du hast einen verdammt anstrengenden Tag hinter dir. Es wäre doch vielleicht schön, kurz innezuhalten und Atem zu schöpfen.«
Zu diesem Zeitpunkt hielt mich nur noch das Adrenalin aufrecht– und außerdem das Drängen der Magie, ein Sog in meinem Innersten, den ich unmöglich ignorieren konnte. Ich durfte nicht zulassen, dass ich über die heutigen Geschehnisse nachdachte. Gedanken würden Gefühle hervorrufen, und die waren ein Luxus, den ich mir jetzt nicht leisten konnte. Billys Verrat, Colins neues Leben. Die Tatsache, dass ich Informationen weitergereicht hatte, die meinen Vater wieder ins Gefängnis bringen würden. Ich würde später trauern.
» Wenn ich innehalte, falle ich um.« Ich marschierte über den schwarz glänzenden Rasen, und das Mondlicht verwandelte das Wasser der Teiche in Silber. » Ich muss mich auf die Zeremonie konzentrieren. Und auf Anton. Der Rest muss warten.«
» Arme Mouse«, sagte Luc. » Du bemühst dich schon die ganze Zeit so angestrengt, alle unterschiedlichen Teile deines Lebens ordentlich in kleine Schubladen einzuordnen: die Freunde in eine, die Familie in eine andere und die Magie in eine dritte. Wahrscheinlich hast du auch eine Schublade nur für mich, nicht wahr?«
» Und wenn schon?« Ich strich mir eine Locke aus dem Gesicht. » Du bist derjenige, der gesagt hat, dass ich mich dazwischen entscheiden müsste.«
» Das habe ich gesagt«, bestätigte er. » Aber obwohl du dich so abmühst, all die Bereiche getrennt zu halten, überschneiden sie sich immer wieder. Ich sage nicht, dass du kein Schicksal hast– du hast eins, und es ist mit uns verbunden, das weiß ich so sicher, wie ich meinen eigenen Namen kenne. Aber wenn das hier vorbei ist, kann dein Leben vielleicht eine Mischung aus Bogen und Flach sein. Wie du.«
» Nach heute habe ich kein großartiges Leben mehr, in das ich zurückkehren könnte«, erwiderte ich.
» Dann schaffen wir ein neues«, sagte er. » Eine gewisse Überschneidung würde auch mich nicht umbringen.«
Die Tür zum Haus öffnete sich, und Sabine trat auf die Vordertreppe hinaus und spähte in die Dunkelheit, bis sie das Hellblau meines Umhangs entdeckte. Sie hob die Hand und winkte uns heran.
» Vorhang auf«, sagte ich, und wir stiegen Hand in Hand die Stufen hinauf.
» Das Haus ist versammelt«, erklärte Sabine, die zarten Gesichtszüge vor Sorge verzerrt. » Wir können anfangen.«
» Sollen wir den Plan ein letztes Mal durchsprechen?«, fragte Dominic.
» Ich weiß, was ich zu tun habe«, antwortete ich und achtete darauf, mein Gesicht ausdruckslos zu halten, obwohl ich vor Wut kochte. Dominic wollte mich manipulieren, mich als Mittel einsetzen, um seine eigene Machtbasis für Generationen zu sichern. Ich war für ihn nicht mehr als eine Spielfigur.
Aber ich war niemandes Spielfigur.
Was ich tun musste, deckte sich nicht so vollkommen mit Dominics Plänen, wie er annahm. Ich war weder seinem Haus noch einem anderen treu ergeben, auch nicht den Quartoren oder den Bögen. Meine Loyalität
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