Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
sich an Luc. » Ja. Natürlich. Tu, was du kannst.«
Luc atmete aus. » Dann lasst uns anfangen.«
Colin nickte. Luc setzte sich gegenüber von Tess hin, so dass ihre Knie sich fast berührten, und legte ihr sanft die Hände auf den Kopf. Sie zuckte bei der Berührung zusammen. » Es wird kein bisschen wehtun«, murmelte er.
Colins Muskeln waren angespannt, und ich griff nach seiner Hand und drückte sie, so fest ich nur konnte. Nach einem Augenblick erwiderte er den Händedruck.
Luc begann zu sprechen, und der Zauber, den er wirkte, schien sich wie eine Rauchfahne um Tess’ Kopf zu winden. Die Magie reagierte zunächst zögerlich, wurde im Laufe von Lucs Bemühungen aber strahlender und zuversichtlicher. Lucs Blick ging nach innen, während der Zauber um sie herum schimmerte, und Tess fielen die Augen zu. Ihre Lippen bewegten sich, als würde sie Lucs Worte wiederholen, und einzelne Haarsträhnen hoben sich, als wäre sie mit statischer Elektrizität aufgeladen. Sie schwankte nach hi nte n, und Colin wollte eingreifen, aber ich zog ihn zurück.
Luc arbeitete lange, länger, als er es selbst bei meinen schlimmsten Verletzungen getan hatte. Schweißperlen bildeten sich an seinem Haaransatz und liefen ihm übers Gesicht. Seine Haut war straff gespannt, so dass die Adern an seiner Schläfe hervortraten. Ich kämpfte gegen den Drang an, zu ihm zu eilen.
Der körperliche Schaden, den er heilte, würde in eine magische Verletzung verwandelt werden, und Luc würde sie auf sich nehmen. Da er und Tess nicht aneinander gebunden waren, würde ein Großteil der Energie bei dem Transfer zwischen ihnen verloren gehen, und Luc würde sich schnell erholen. Ich wusste eigentlich immer gern genau, wie etwas funktionierte, aber jetzt, als ich zusah, wie er den Schmerz in sich aufnahm, empfand ich es anders. Mit der freien Hand umklammerte ich das Bettgeländer und versuchte, mich gegen die Furcht zu stählen.
Und dann war es geschafft. Luc ließ die Hände fallen, sank auf dem Stuhl zurück und atmete schwer aus. Tess schwankte noch einen Moment und saß dann still da, die Hände im Schoß, bevor sie leuchtende Augen auf uns richtete.
» Tess? Bist du…« Colin durchquerte das Zimmer und nahm ihre Hände in seine. » Wie fühlst du dich?«
Sie sah ihn mit hellen, wachsamen Augen unter sandfarbenen Wimpern hervor blinzelnd an.
» Ich bin’s, mein Schatz.«
» Colin.« Sie hob eine Hand und berührte sein Gesicht. » Du bist hier.«
Er schlang die Arme um sie. » Ja«, sagte er mit rauer Stimme. » Ich bin hier. Ich habe dich vermisst, kleine Schwester.«
» Du hast mir gesagt, dass ich durchhalten soll.« Ihre Stimme war kaum ein Flüstern, aber wir waren alle wie gebannt.
» Und das hast du getan.« Er stand auf und nahm wieder ihre Hände. » Kannst du aufstehen? Wir machen eine Reise.«
Ihr Körper erstarrte. » Ich will nicht nach Hause.«
» Wir gehen nie mehr dorthin zurück, versprochen.« Er wandte sich an Luc, der immer noch auf dem Stuhl saß. » Ich kann gar nicht…«
Luc winkte ab. » Freut mich, dass ich helfen konnte. Sie ist ein besonderes Mädchen, deine Schwester. Pass gut auf sie auf.«
» Das werde ich.«
Tess stand auf und ging zu Luc hinüber, wobei sie sich sichtlich auf jeden Schritt konzentrieren musste. » Du bist Luc.«
Er nickte und musterte sie wachsam.
» Ich habe dich hier drinnen gespürt«, sagte sie und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. » Colin hat gesagt, dass ich durchhalten sollte, und das habe ich getan. Du bist gekommen, um mich zu holen.«
» So etwas in der Art«, murmelte er.
Sie beugte sich vor, drückte ihm die Lippen zu dem sanften, innigen Kuss eines Kindes auf die Wange und zog sich dann in den schützenden Kreis von Colins Armen zurück.
Die beiden Männer tauschten einen Blick. » Sie braucht weiter Hilfe«, sagte Luc. » Sag Mouse Bescheid, wenn ihr angekommen seid. Ich kenne da ein paar Leute.«
Bevor ich fragen konnte, was für Hilfe Tess seiner Meinung nach brauchte und wer ihr helfen konnte, klingelte mein Handy. Ich warf einen Blick auf die Nummer. Lena.
» Hallo«, sagte ich und trat von der Gruppe weg. » Alles bereit?«
» Für den Augenblick. Colin sollte den Truck stehen lassen«, sagte sie. » Er ist ziemlich auffällig.«
Ich zuckte zusammen. » Verstanden. Kein Truck. Und du hast jemanden, der mit seiner Schwester helfen kann?«
» Ja, mich«, sagte Lena und gab mir die Adresse. » Wir sehen uns dort.«
Sie legte auf, und ich wandte
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