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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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nur im Wasser aus und färbten es in einem widerlichen Rosaton. Antons Mund verzog sich zu einem abscheulichen Grinsen, als er die Magie in sich aufnahm und dabei kaum mit der Wimper zuckte.
    Seine Augen weiteten sich, als die Macht ihn mit voller Wucht traf, aber er ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und hielt sogar inne, um den Blick über die Menge schweifen zu lassen. Es war eine wohlberechnete Geste, eine gezielte Machtdemonstration– und dann begann er seinen Sprechgesang. Erst waren die Worte leise, unmöglich zu verstehen, aber als die Zauber Gestalt annahmen, wurde deutlich, dass die Arbeit der übrigen Kandidaten dagegen Kinderkram gewesen war. Die blaue Flamme war dunkler als die anderen, aber das Licht und die Magie, die über die Oberfläche strömten, verliehen ihr einen unwirklichen Glanz. Die Linien bildeten ein beinahe undurchdringliches Gitter mit so engen Abständen, dass ich bezweifelte, dass ich auch nur eine Hand hätte hindurchstecken können. Anton ließ die Konstruktion einen Moment lang in der Luft schweben und dann so explodieren, dass sie alle kurz blendete.
    Als ich wieder klar sehen konnte, stand Luc zwischen mir und Anton, der leise lachte. » Du vergisst, wo du hingehörst, Junge.«
    Lucs Finger zuckten, aber ich stieß ihn an. » Noch nicht.«
    » Bald«, sagte er, ohne den Blick von Anton abzuwenden.
    Stumm reichte Iris Anton das Leintuch, damit er sich die Hand verbinden konnte. Er musterte die Menge, während er sich den Verband anlegte, so selbstgefällig, als hätte er schon gewonnen.
    » Die Nächste«, rief er und bewegte sich zum Fuß der Treppe, so dass ich gezwungen war, in seiner Reichweite an ihm vorbeizugehen. Während ich die Stufen hinaufstieg, baute er sich vor der Menge auf wie ein General vor der Armee, die er anführte. Ich fragte mich, wie viele Seraphim hinter ihm standen, wie viele unsichtbare Zielscheiben ich an mir trug– und was wohl geschehen würde, wenn mein Blut aufs Wasser traf und ich die Magie losließ.

Kapitel 37
    Ich hätte mich entschließen können, mir eine neue Wunde zuzufügen, das Glasmesser an meiner anderen Hand anzusetzen und die Narbe von dem Angriff auf Verity unberührt zu lassen. Aber es war diese Narbe, die Düsterlingsnarbe, mit der diese Reise begonnen und die Veritys Schicksal auf mich übertragen hatte. Es kam mir angemessen vor, sie jetzt, am Ende, wieder zu öffnen.
    Denn ich war mir ziemlich sicher, dass das hier das Ende sein würde. Ich wusste nur noch nicht, was für ein Ende es war.
    Ich biss die Zähne zusammen, als die Klinge eindrang, um Anton nicht die Befriedigung zu verschaffen, mich wimmern zu sehen. Scharlachrote Tropfen wellten sich durchs Wasser, und ich wartete auf Sabines Signal, bevor ich begann. Aber statt denselben Zauberspruch anzustimmen wie alle anderen, tastete ich nach den Linien, öffnete mich ihnen und lud die Magie noch einmal in mich ein.
    Der Ansturm der Energie ließ mich taumeln, aber es gelang mir, auf den Beinen zu bleiben. Die Magie toste durch mich hindurch wie ein Wasserfall, ließ meine Haut leuchten und meine Augen blind werden. Ich sprach in der melodischen, silbrigen und diesmal eindeutig wasserbasierten Sprache der Bögen: Die Worte rauschten und purzelten aus meinem Mund hervor.
    Ich wusste nicht, wie es kam, dass ich diese Sprache plötzlich fließend beherrschte, aber jedes einzelne Wort war rein und richtig, eine genaue Übersetzung der Gedanken der Magie, eine Verkündigung der Freiheit, des Triumphs und des Lebens. Es war, als wäre ein Damm gebrochen, durch den nun schiere Energie strömte. Es war kein Zauberspruch– ich formte die Magie nicht und lenkte sie auch nicht. Es entstand kein leuchtendes Gitterwerk, kein magischer Fingerabdruck. Ich leuchtete einfach wie die Anzeigetafel bei einem Grand Slam– die Magie strahlte und lebte unverkennbar in mir.
    Die Wahrheit war enthüllt, mein Geheimnis für alle sichtbar zur Schau gestellt– besonders für Anton, der schneller als alle anderen zwei und zwei zusammenzählte.
    Als die Magie zur Ruhe kam und mich erschöpft und zitternd auf der Bühne zurückließ, lag auf Antons Gesicht ein entsetzliches, katzenhaftes Lächeln.
    Ich wartete nicht erst ab, bis Joshua mir die Bandage reichte, sondern verband meine Hand gleich in der angespannten Stille, unfähig aufzuschauen.
    » Ich bin deinetwegen hier«, sagte Anton im Plauderton und brach so das Schweigen. » Die Nachfolge ist eine possierliche kleine Ehre, aber du bist der

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