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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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eine sich ständig wandelnde Anordnung aus Licht, als bestünden sie wirklich aus Feuer. Sabines Zauber waren ruhiger und wiesen nur einen schwachen, irrlichtartigen Schimmer auf. Ich wusste nicht, ob das daran lag, dass es ihr an Kraft fehlte, oder daran, dass sie keine Angeberin war. Auf jeden Fall war sie unverkennbar kompetent, kein Ausnahmetalent, aber durchaus fähig.
    Stück für Stück verblasste das Gitterwerk. Joshua reichte ihr ein Leintuch, mit dem sie sich die Hand verbinden konnte, weil es sich nicht gehörte, eine Wunde aus einer Nachfolgezeremonie magisch zu heilen. Sabine wich zurück, und Iris trat vor, um ihren Platz einzunehmen. Sabines Prüfung war vorüber, und die Nachfolge war im Gange.
    Ich beobachtete Iris’ und Joshuas Prüfungen und danach, wie der Rest der Kandidaten einer nach dem anderen auf die Bühne zutrat. Jeder von ihnen nahm die Magie in sich auf und baute ein Gitterwerk– manche waren schlampig gearbeitet, die Linien so unregelmäßig wie eine Kinderzeichnung, während andere anmutig geschwungen waren. Manche waren derart ordentlich, dass sie starr wirkten, andere dagegen so schwach, dass man sie kaum sehen konnte. Aber keiner der Zauber war so vital wie Lucs Magie.
    Wann immer Luc einen Zauber wirkte, bewegte die Magie sich, flackerte und tanzte lichterfüllt. Ich hatte stets geglaubt, das würde einfach der Natur der feuerbasierten Linien entsprechen, aber jetzt verstand ich, dass es daran lag, dass die Magie auf ihn reagierte. Er wusste vielleicht nicht, dass sie vernunftbegabt war, aber der Glanz war ein Zeichen dafür, dass sie zusammenarbeiteten, und zwar partnerschaftlich– Luc zwang den Linien nicht einfach seinen Willen auf.
    Deshalb war er der Erbe. Ob die Bögen hier nun verstanden, was das zu bedeuten hatte oder nicht, auch sie wussten, dass es höchst wichtig war.
    Magie war, wie mir klar wurde, so individuell wie ein Fingerabdruck. Jedes einzelne Gitter sah anders aus– die Struktur, die Helligkeit, der Grad der Bewegtheit innerhalb der Linien. Sie enthüllten alles über die Person, die den Zauber wirkte. Indem jeder sein Blut in den Zauber einfließen ließ, wurde seine Essenz vollkommen abgebildet, seine wahre Natur offenbart. Diese Zeremonie war das Bogenäquivalent eines Lügendetektortests.
    Die Prüfungen gingen weiter, aber keiner der Kandidaten riss mich vom Hocker. Ein paar konnten der Magie kaum widerstehen, wurden ohnmächtig und mussten von der Bühne getragen werden. Es gab keinen einzigen Augenblick, in dem die Magie sich aufbäumte, meine Aufmerksamkeit einforderte und Der da! sagte. Während wir uns durch die Namensliste arbeiteten, begann ich mir Sorgen zu machen, dass Anton tatsächlich der Auserwählte sein würde– indem er eine solche Machtdemonstration zustande brachte, dass die Wasserbögen nicht würden widerstehen können, ihn zu ihrem Anführer zu ernennen. Ich konnte für die Magie sprechen, aber nicht für das gesamte Haus. Die Menge wurde unruhig. Schließlich rief Sabine Antons Namen. Luc ließ den Blick sprungbereit über die Menge schweifen. Die Quartoren standen stumm da. Orla umklammerte ihren Gehstock, Pascal beobachtete alles mit halb geschlossenen Augen und konzentrierte sich mehr auf die Aktivität innerhalb der Linien als auf das, was am Boden geschah. Dominic musterte mich.
    In mir schrie die Magie eine Warnung, und ich schickte eine Welle der Beruhigung zu ihr zurück, während Sabine Antons Namen noch einmal rief.
    Diesmal teilte sich die Menge, um ihn durchzulassen.
    Er schritt an mir vorbei, die Kapuze zurückgeworfen, makellos bis in die Haarspitzen, ohne dass ihm auch nur ansatzweise anzumerken gewesen wäre, dass ihm drei Mal in die Brust geschossen worden war. Aber seine Augen waren Teiche der Bosheit, und ich wich zurück, als er vorüberkam.
    Er nahm das Messer von Sabine entgegen, neigte es hin und her, um das Licht einzufangen, und prüfte die Schärfe der Schneide mit dem Daumen. Dann drehte er sich um und richtete mit einem hämischen Lächeln die Spitze auf mich.
    » Jederzeit«, murmelte ich, die Hände zu Fäusten geballt.
    Er zog sich die Klinge ohne Zögern über die Hand, ließ sich keinerlei Schmerz anmerken und das Blut ungehindert ins Becken strömen.
    Ich weiß nicht, womit ich rechnete– vielleicht damit, dass es ins Sieden geraten würde wie Weihwasser bei einem Vampir, mit irgendetwas Klischeehaftem, einer äußeren Manifestation seiner Bosheit. Aber die scharlachroten Tropfen breiteten sich

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