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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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und ich hatte Zeit gewonnen, um herauszufinden, wie ich Colin und seine Schwester retten konnte.
    Aber aufgrund der Rückkehr meines Vaters waren meine Pläne jetzt in Gefahr. Ich hatte ein Kartenhaus gebaut, und er stieß immer wieder den Tisch an. Ich konnte weder seine Motive noch seine Loyalitäten einschätzen und wusste nicht, was er vorhatte. Ich wusste nur, dass Colin die Wahrheit herausfinden würde, wenn mein Vater sich weiter einmischte. Alles würde zusammenbrechen, und mir würde nichts bleiben.
    Ich hatte im Laufe der letzten sechs Monate gelernt, mit Risiken zu leben– mein Umgang mit den Bögen und der Mafia hatte mir da kaum eine Wahl gelassen–, aber die Vorstellung, dass Colin erfahren würde, was ich getan hatte, trieb mir dennoch den Angstschweiß auf die Stirn. Sogar während ich Gläser voll Guinness und Teller mit Curry-Pommes servierte, zitterten mir die Hände.
    » Geh Pause machen«, sagte Charlie, als ich fast mein Tablett fallen ließ. » Die hier kann ich abliefern.«
    Ich strich mir feuchte Haarsträhnen aus der Stirn und lächelte, aber der Gesichtsausdruck fühlte sich so wackelig a n w ie das Tablett, das mir beinahe aus der Hand geglitten war.
    » Geh schon«, sagte er mit Nachdruck und scheuchte mich weg.
    » Es geht mir gut«, erwiderte ich so laut, dass der Wächter der Quartoren mich hören konnte. » Ich bin in zehn Minuten zurück, okay?«
    Er neigte den Kopf, um anzuzeigen, dass er verstanden hatte, und ich ging ins Hinterzimmer. Es bestand kein Grund zur Besorgnis. Billy würde Colin nichts erzählen, sonst würde ich nicht länger mit ihm zusammenarbeiten. Mein Vater würde nichts sagen, weil er mich sonst verlieren würde. Aber die Panik wollte sich einfach nicht legen. Bilder huschten vor meinem inneren Auge vorbei– Colins Akte vom Jugendamt, Verity in dem Durchgang, das Feuer im Slice–, und der Raum fühlte sich beengend klein an.
    Mein Onkel rief meinen Namen, als ich meine Jacke vom Haken nahm. » Charlie sagt, dir ist schlecht.«
    » Ich brauche nur frische Luft. Ich mache Pause.« Ich riss die graue Metalltür auf und atmete gierig die eiskalte Luft ein.
    Ich ließ die Tür hinter mir mit einem dumpfen Knall zufallen. In der Seitenstraße war es dunkel; eine einzige Straßenlaterne beschien schwach den Schnee, der um ihren Pfahl aufgehäuft war. Einer der Parkplätze war mit zwei Klappstühlen reserviert, wie es in Chicago altbewährte Tradition war, und ich ging auf sie zu. Nur noch ein paar Minuten, sagte ich mir, während ich bereits spürte, wie die Kälte mir durch die dicke Jacke drang. Die Magie erschauerte in Reaktion auf meine eigene Besorgnis, und ich versuchte, an etwas Beruhigendes zu denken– den Ozean, über dem Möwen kreisten, eine Tasse Kakao bei sanftem Schneefall–, aber die Bilder wurden immer wieder von denen unterbrochen, die schon vorher auf mich eingedrungen waren, von schierem Entsetzen und Verlust. Ich atmete langsam und bewusst ein und aus, und hielt mich an dem Brennen in Nase und Lunge fest. Ein paar Minuten, um die Furcht niederzuringen, dann konnte ich wieder hineingehen und so tun, als wäre alles in Ordnung. Ich hatte schließlich Übung im So-tun-als-ob.
    Ich sah den Angriff nicht kommen.
    Die Straßenlaterne flackerte und erlosch mit einem Knacken. Im nächsten Augenblick gingen auch die nackten Glühbirnen rechts und links der Hintertür des Morgan’s aus, und die Luft war auf einmal von Schatten und Rascheln erfüllt.
    Düsterlinge.
    Ich sprang auf. Die Straße hinter dem Morgan’s war sehr schmal– kaum so breit, dass ein Lieferwagen sich hindurchzwängen konnte–, und die Kreaturen, die es auf mich abgesehen hatten, wimmelten als wilder Haufen auf dem Straßenpflaster herum. Ein Kreischen ertönte, als eine von ihnen mit der Klaue über einen Buick kratzte und vor ihren schwarzen Roben Funken aufstoben.
    Ich hatte zwei Möglichkeiten: Ich konnte versuchen, vor ihnen davonzulaufen– Düsterlinge jagten nur selten in bewohnten Gebieten, besonders wenn es dort keine rohe Magie gab, die sie anzog. Wenn ich es bis zur Western Avenue mit ihren Lichtern, ihrem Verkehr und all den Zeugen schaffte, würden sie die Verfolgung vielleicht abbrechen.
    Die zweite Möglichkeit bestand darin, wieder ins Morgan’s zu huschen– aber das hätte geheißen, direkt auf sie zuzurennen.
    Und dann hatte ich noch eine dritte Wahl. Luc. Ich konzentrierte mich auf die schwache Spannung unserer Bindung und bewegte mich dabei zum

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