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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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Taschen. » Ich kenne niemanden namens Emily«, sagte sie nach einer langen Pause. » Bis auf die Elftklässlerin in unserem Geschichtskurs.«
    » Er dachte aber, du tätest es.«
    Ich übersah etwas. Irgendetwas sehr Großes. Es war, als hätte jemand vor mir ein Puzzle ausgeschüttet, aber die Schachtel mitgenommen, so dass mir nur die Stücke blieben, von denen ich wusste, dass sie eigentlich hätten zusammenpassen sollen. Ich versuchte es noch einmal: » Kennst du ihn?«
    » Ich habe ihn noch nie im Leben gesehen.«
    Colin kam den Bürgersteig entlang auf uns zu, und ich wusste, dass uns nur eine Minute blieb, bevor er wieder zu uns stieß. » Lena, ein völlig Fremder hat dich angegriffen, und das in aller Öffentlichkeit, weil er glaubt, dass du etwas über seine Familie weißt.«
    » Männer mit Schusswaffen sind mitten in der Nacht in euer Haus eingebrochen«, konterte sie. » Du verschwindest immer wieder. Du haust bei der kleinsten Kleinigkeit mit Luc ab, und Colin, der stinksauer ist, wenn du fünf Minuten zu spät aus der Schule kommst, hat nichts dagegen. Verhöre ich dich darüber?«
    » Wenn ich mich recht entsinne, hast du, eine halbe Stunde nachdem diese Typen bei mir zu Hause aufgetaucht waren, das Verhandlungsprotokoll meines Vaters durchgesehen. Ohne meine Erlaubnis. Ich frage nicht, weil ich neugierig bin. Ich frage, weil du mir wichtig bist.«
    Colin marschierte die Stufen herauf. » Es wird Zeit zu gehen«, sagte er in seinem Bodyguard-Tonfall. Distanziert. Konzentriert. Höllisch starrsinnig. Lena hatte damit noch nicht viel Erfahrung, aber ich wusste, dass es keinen Sinn gehabt hätte zu widersprechen. » Wir setzen dich bei deinem Auto ab und folgen dir nach Hause.«
    » Das brauchst du nicht zu tun.«
    » Oh doch«, sagte Colin und fuhr fort, bevor sie protestieren konnte: » Willst du, dass ich dich irgendwo anders absetze? Gut. Dann fahren wir an eine andere Stelle, stellen sicher, dass er uns nicht gefolgt ist, und können dann getrennter Wege gehen.«
    » Er wird mir nicht folgen«, sagte Lena.
    » Was glaubst du denn, wie er dich hier aufgespürt hat? Es war kein Zufall. Ich nehme an, er hat dich schon beobachtet, als du die Schule verlassen hast, ist dir hierher gefolgt, hat ein paar Bier gekippt, um sich Mut anzutrinken, und dann beschlossen, sich vorzustellen.«
    » Er weiß nicht, wo ich wohne?«, fragte sie mit offensichtlicher Erleichterung.
    » Wenn er wüsste, wo du wohnst, hätte er sich dir nicht an einem öffentlichen Ort genähert. Nun geh schon.«
    Lena war nicht ohne Grund in der Begabtenförderung. Sie widersprach nicht länger, sondern ging los. Unmittelbar bevor ich in den Truck stieg, warf ich einen Blick zur Kirche zurück. Vor dem Torbogen des Hauptportals stand mit sorgenvoller Miene Luc, hinter ihm Niobe, die gleichermaßen beunruhigt wirkte. Ich winkte ihnen kurz zu, rutschte ins Führerhäuschen und setzte mich auf den mittleren Platz.
    Auf der Rückfahrt zur Schule hielt Lena den Kopf gesenkt, Colin dagegen seine Wachsamkeit aufrecht, und ich versuchte, alles zusammenzusetzen, was ich mit angesehen hatte– nicht bloß heute, sondern in den letzten sechs Monaten. Lenas Fähigkeit, Fragen abzuwehren. Die Tatsache, dass sie meine Familiengeschichte akzeptiert hatte, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre Reaktion auf den Einbruch im letzten November– sie war zwar erschrocken, aber nicht in Panik geraten, genauso, wie sie heute reagiert hatte. Ihre Versicherung, dass die Geheimnisse, die sie für sich behielt, nicht ihre eigenen waren.
    » Wohin fahren wir?«, fragte Colin, bevor Lena ausstieg.
    » Zur L-Bahn-Station Leavitt and Archer«, antwortete sie sichtlich unglücklich.
    » Gut. Versuch nicht, mich abzuschütteln«, sagte er, und Lena nickte.
    » Dein Timing ist hervorragend«, bemerkte ich, nachdem wir ein paar Minuten gefahren waren.
    » Wie oft haben wir das schon durchgesprochen? Du verlässt das Gebäude nicht, bevor ich da bin. Was, wenn er hinter dir her gewesen wäre?«
    » Das war er aber nicht.« Ich hielt inne. » Warum war er hinter Lena her?«
    Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. » Das spielt keine Rolle. Sie hat dich in Gefahr gebracht, Mo.« Eine Warnung regte sich in meinem Hinterkopf, als er fortfuhr: » Du hättest heute zu Schaden kommen können. Vielleicht wäre es besser…«
    Ich unterbrach ihn: » Sie fallen zu lassen? Sie ist meine Freundin! Sie hat dieses Jahr durch allen möglichen Scheiß hindurch zu mir gehalten, Colin, Schulkram

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