Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
leid, dass ich nicht auf dich gehört, sondern dein Vertrauen missbraucht habe. Ich hatte unrecht, und es tut mir leid.« Ich starrte die Lampe an, bis das Bedürfnis zu weinen vorüber war. » Aber ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich den Handel mit Billy geschlossen habe, und ich mache ihn auch nicht rückgängig. Sag mir nur… wie ich das hier in Ordnung bringen kann.«
» Man kann nicht alles wieder in Ordnung bringen«, sagte er mit müder Stimme und umschatteten Augen. » Du solltest jetzt gehen.«
Ich presste mir die Hände auf den Bauch und rang um Fassung. » Klar. Gehen. Es war schön, dich kennenzulernen, Tess.«
Sie reagierte nicht, sondern hielt den Blick weiter auf den Kolibri gerichtet, den ihre Finger wie ein Käfig umschlossen.
» Er ist wirklich schön. Dein Bruder ist unglaublich.«
Und dann ging ich, weil es nichts weiter zu sagen gab.
Kapitel 20
» Weißt du«, sagte Luc, als wir durchs French Quarter schlenderten, » es gibt einen bestimmten Typ Mann, der diese Situation zu seinem Vorteil ausnutzen würde.«
Ich lachte, um mich vom Weinen abzuhalten. » Und der Typ bist du nicht?«
» Doch, bin ich. Aber ich dachte, ich sollte dich darauf hinweisen, damit du vorgewarnt bist.«
» Wie edel von dir.«
» Du bist traurig, und das ist schade. Ich mag nicht mit ansehen, wie du verletzt wirst. Aber ich habe meine Absichten deutlich gemacht, und es hat sich nichts geändert.«
» Bis auf mich.« Ich trug die Magie in mir wie ein zweites Herz, schwer vor Kummer und Mitleid. Die Zukunft war kein gerader, sicherer Weg mehr, sondern ein Labyrinth. Und alle Regeln, die ich je für mich selbst aufgestellt hatte, lagen in Scherben zu meinen Füßen. Ich hatte mein Verhalten mit derselben Logik gerechtfertigt wie alle anderen in meiner Familie.
» Nun, in dem Punkt sind wir nicht einer Meinung. Du bist immer noch du. Dasselbe Mädchen, das sich in einem Durchgang auf Düsterlinge gestürzt hat, ohne auch nur zu wissen, was sie waren. Dasselbe Mädchen, das mich gebissen hat, als ich es zum Schweigen bringen wollte. Es ist nur so, dass das, woraus du gemacht bist, so weit unterdrückt war, dass du es selbst nicht erkannt hast.«
» Du hast unrecht.« Und das erfüllte mich mit Erleichterung, weil ich so viele Fehler gemacht hatte. Ich hatte mich verändert. Diejenige, die ich einmal gewesen war, wäre nie imstande gewesen, andere Menschen so zu verletzen. Einige Teile von mir waren verhärtet und kalt, vernarbt von allem, was geschehen war. Aber es war weitaus einfacher zu glauben, dass diese Teile von meinen schrecklichen, wenn auch notwendigen Entscheidungen geprägt worden waren, als zu denken, dass ich von Anfang an dazu imstande gewesen war.
» Hast du dich je gefragt, warum die Magie dich auserwählt hat?« Er blieb stehen, während eine Pferdekutsche voller Touristen vorbeiklapperte und die Hufe laut aufs Pflaster trafen. » Ich schon. Ständig. Das Gefäß lag im Sterben, aber Vee war nicht an die Quelle gebunden. Die Magie hätte also überleben und frei sein können. Die Sturzflut hätte niemals die Magie zerstört, nur die Bögen. Warum hat sie dich erwählt?«
» Sie hat mich nicht erwählt. Es hat sich nur so ergeben, dass ich da war. Zufall.«
» Nichts dergleichen«, erwiderte er. » So wie ich das sehe, hat etwas in dir der Magie gesagt, dass du es schaffen konntest. Dass du fähig warst. Du warst diejenige, die für die Magie bestimmt war.«
» Luc.« Ich versuchte, mich ihm zu entziehen, aber er packte mich am Handgelenk und hielt mich fest.
» Bestimmt.« Seine Stimme war so rau wie ein angerissenes Streichholz. » Du warst dazu bestimmt. Vielleicht mehr, als du dachtest oder wusstest oder in deinen kühnsten Träumen erhofft hast, aber du warst dennoch dazu bestimmt. Es hat sich nichts geändert, nur dass du jetzt Bescheid weißt. Und in deinem tiefsten Innern bist du zu ehrlich, dir etwas anderes einzureden.«
» Ich lüge ständig.«
» Nicht hier.« Er legte mir die Hand übers Herz, sanft, aber gewichtig, und ich war sicher, dass er meine panischen Herzschläge spüren konnte. » Und ungefähr jetzt, Mouse, beginne ich mein Plädoyer zu halten.«
» Du weißt nicht, was vorherbestimmt ist und was nicht. Zumindest nicht alles. Deine Mutter hat gesagt, dass nur das Ziel feststeht. Vielleicht meinte sie, dass wir den Bögen helfen oder die Magie retten sollen, aber nicht unbedingt, dass wir ein Paar werden. Du könntest jemand anders finden, mit dem du
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