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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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Mal, wenn er nach dem Glas mit süßem Tee auf dem Tisch vor uns griff, und legte lässig den Arm um meine Schultern, wenn er sich zurücklehnte. Er wirkte selbstgefällig. Überrascht, aber erfreut. Und zugleich sehr, sehr gereizt, wann immer einer der Wasserbögen in unsere Nähe kam. Ob sie uns nun ein neues Glas Tee anboten oder uns nur begrüßten, Luc trommelte mit den Fingern und starrte die Leute mit brennendem, ungeduldigem Blick an, der sie schnell wieder in die Flucht schlug. Sobald sie davongeeilt waren, wandte er sich amüsiert erneut mir zu.
    » Ich neige ja nicht dazu, ›Ich hab’s dir ja gleich gesagt‹ zu sagen…«, begann er.
    » Dann tu’s auch nicht.«
    » Aber ich habe es gesagt.«
    Ich beugte mich vor, kreuzte die Knöchel und spürte die Anspannung in jedem einzelnen Muskel meines Rückens. » Was genau hast du mir denn gesagt? Ich kann mich nicht erinnern, dass je das Gespräch auf so etwas gekommen wäre.«
    » Du bist dazu bestimmt. Zu Großem. Ich habe dich zum ersten Mal dein Schicksal annehmen sehen, ohne dagegen anzukämpfen. Es steht dir.«
    Ich schlug seine Hand beiseite. Mein einziger Gedanke war der gewesen, Anton– und mir selbst– zu beweisen, dass ich keine Angst hatte. Erst als ich meinen Namen geschrieben und dann gespürt hatte, wie die Wassermagielinien aufgewallt waren, um mich zur Kenntnis zu nehmen, war mir das gewaltige Ausmaß dessen bewusst geworden, was ich getan hatte. » Was du gesehen hast, waren Impulsivität und mangelnde Selbstbeherrschung.«
    » Gegen deine Impulse hatte ich noch nie etwas«, sagte er. » Sie befinden sich meist sehr schön im Einklang mit meinen. Jedenfalls musst du dich doch jetzt ziemlich gut fühlen. Du hast Anton gewarnt und die Magie in den Griff bekommen.«
    » Das war nur ein glücklicher Zufall. Ich kann sie immer noch nicht benutzen.« Ich starrte meine Handflächen an. Bis auf die Narbe, die ich den Düsterlingen zu verdanken hatte, sahen sie normal aus. Langweilig. Jeder Nachhall von Magie war verschwunden, und ich hatte keine Ahnung, wie ich die nächste Etappe der Zeremonie durchstehen sollte.
    » Übungssache«, sagte Luc mit einer Zuversicht, die ich nicht teilte. » Wir arbeiten daran. Du wirst sie bald verwenden können.«
    » Nicht bald genug.« Aber innerlich zuckte ich vor der Vorstellung zurück, Magie zu verwenden, und sei es auch, um die Seraphim aufzuhalten. Das würde heißen, dass ich ein Bogen war, keine Flache. Ein weiterer unwiderruflicher Schritt in ihre Welt hinein, hinaus aus meiner.
    Meiner Welt, aus der ich in einem Anfall von Kränkung und Selbstmitleid verschwunden war. Ich hatte keine Ahnung, ob Colin für mich lügen, geschweige denn mein Leibwächter bleiben würde. Chicago hatte fast drei Millionen Einwohner. Er konnte für Billy arbeiten und mir doch für immer aus dem Weg gehen. Und es würde für immer sein, weil ich niemals mein Versprechen brechen und damit ihn und Tess in Gefahr bringen würde. Selbst wenn er nie mehr mit mir sprach, konnte ich Chicago nicht verlassen.
    Ich wollte Luc gerade sagen, dass ich nach Hause musste, als Pascal und Sabine auf uns zukamen. Dominic bemerkte die Bewegung und stieß zu uns, gefolgt von Orla, die ihre Verärgerung wie einen zweiten Umhang trug.
    » Hattest du von Anfang an vor zu kandidieren?«, fragte Sabine ohne Einleitung. Sie wirkte verstört, bestimmt angesichts der Vorstellung, dass eine Flache sich zur Wahl gestellt hatte, ihr Volk anzuführen.
    » Nein! Es war ein Impuls. Ich weiß nicht einmal, warum ich es getan habe.«
    » Vielleicht hat die Magie dich dazu ermuntert«, sagte Pascal und musterte mich aufmerksam.
    Lucs Finger schlossen sich fester um meine Schulter. Als ob ich die Warnung benötigt hätte!
    » Die Magie hat mich nicht zu irgendetwas veranlasst. Ich war durcheinander, versteht ihr? Dieses ganze Leuchten im Dunkeln hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht, und dass dann noch Anton aufgetaucht ist, hat mich nicht gerade beruhigt. Er will mich tot sehen, und keiner von euch konnte mir helfen.«
    » Und natürlich bestand deine Lösung darin, ihn dir noch weiter zum Feind zu machen«, sagte Orla. » Weißt du, was geschehen wird, wenn sich das herumspricht? Gefäß hin oder her, die Leute werden nicht sehr angetan von der Vorstellung einer Flachen als Quartorin sein.«
    » Sie werden mich nicht wählen.« Ich war mir fast sicher.
    » Du hast eine ganz schöne Vorstellung abgeliefert«, sagte Dominic. » Du wärst vielleicht überrascht

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