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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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die Magie reagierte darauf, indem sie sich mit tröstlicher Wärme in meinem Körper ausbreitete.
    Laut Niobe enthielten diese Worte eine Ermahnung über die Feierlichkeit der Zusammenkunft und die Ernsthaftigkeit der Aufgabe. Mir fiel auf, dass so wenig in der Welt der Bögen veränderlich war: Bindungen, Bünde und nun auch Nachfolgen, alles, was sie taten, war dauerhaft und unnachgiebig. Lag das daran, dass sie über so viel Macht verfügten, dass sie nicht leichtsinnig handeln durften? Oder daran, dass sie glaubten, dass ihre Handlungen vom Schicksal diktiert wurden und deshalb unfehlbar waren?
    Als ich weitersang, während die Magie in mir an Kraft gewann, keuchte jemand in der Menge auf. Ein Raunen schwoll schnell an und brach sich wie die Brandung bei Flut. Ich hielt mitten im Satz inne und öffnete die Augen, um zu sehen, was das Problem war– und sah meine eigene Haut im Dunkeln leuchten, wobei das hellste Licht sich schmerzlos auf meinen Handflächen gesammelt hatte.
    Luc machte einen Schritt vorwärts, aber Dominic hielt ihn zurück; zwischen ihnen entspann sich ein stummer Streit.
    Sabine brach ab und hatte die Augenbrauen zu einer wortlosen Frage hochgezogen– war es auch nicht gefährlich fortzufahren?
    Die Wärme der Magie flaute bereits ab, und das Leuchten in meinen hohlen Händen verblasste. Es schien nichts Schlimmes zu sein– die Magie fühlte sich zufrieden und entspannt, und ich mich leichtfüßig. Pascal wirkte fasziniert, aber nicht besorgt. Ich nickte, und Sabine setzte ihren Sprechgesang fort.
    Diesmal hielt ich die Augen geöffnet und vertraute darauf, dass die Magie und ich fehlerfrei antworten würden. Als ich sprach, setzte das Leuchten wieder ein, so dass mein ganzer Körper erstrahlte und das Licht in meinen hohlen Händen eine Kugel bildete.
    Niemand sprach. Niemand wagte es zu atmen, als wäre ich eine besonders unzuverlässige Kerze, die vielleicht vom leisesten Windhauch ausgelöscht werden könnte. Als die Anrufung endete, schwieg ich, und das Schimmern ließ Stück für Stück nach, nicht völlig, aber so weit, dass ich nicht länger wie etwas Phosphoreszierendes aussah. Ich faltete die Hände und versuchte, harmlos zu wirken.
    Es war an der Zeit für die Kandidaten, vorzutreten und sich zu melden, aber die Menge war erstarrt. Ich überlegte, ob alle Angst vor mir hatten, und sah Luc fragend an, aber er zuckte nur mit sorgenvoll gerunzelter Stirn die Achseln.
    Traditionell waren, wie Niobe mir erklärt hatte, die Magier die Ersten, die sich meldeten. Nach langem Schweigen trat Sabine vor, setzte ihren Namen auf das Pergament und ließ den Blick über die Menge schweifen.
    » Sabine Levaret«, rief sie und ließ es wie eine Herausforderung klingen. Ihre Stimme drang bis ans Ende der Reihen und hallte von dort wider. Ihre Geste schien die Anspannung der Menge zu lösen, denn die anderen Magier folgten ihrem Vorbild, unterschrieben, nannten laut ihren Namen und gingen beiseite.
    Langsam begannen Bögen vorzutreten und sich zu melden. Das Pergament rollte sich immer weiter aus, scheinbar endlos. Es gab keine Altersgrenze– manche der Bögen, die zum Tisch kamen, schienen in meinem Alter zu sein, während andere mindestens so alt wie Orla waren und steif die Stufen hinaufstiegen. Und nach den Akzenten zu urteilen, die ich hörte, stammten sie aus aller Welt.
    Am Ende verringerte sich der Strom von Kandidaten zu einem Rinnsal und kam dann ganz zum Erliegen. Die Magier warteten eine Weile, bevor sie gleichzeitig die Hände hoben und sich bereit machten, die Zeremonie auszusetzen.
    Donner grollte durch den Himmel. Instinktiv schaute ich auf und rechnete mit einem neuerlichen Spätnachmittagsschauer. Stattdessen kam Anton anspaziert, den Umhang nach hinten über die Schultern geworfen, als ob er sich zu gut sei, ihn ordentlich zu tragen. Die Menge teilte sich vor ihm wie ein biblisches Meer. Die Hände in die Taschen gesteckt, nickte er den Menschen leutselig zu und schien sich gar keine Gedanken um den Alarm zu machen, den seine Anwesenheit ausgelöst hatte.
    Luc war sofort an meiner Seite, und Anton blieb stehen, um uns zu mustern. » Ganz süß«, sagte er, » aber natürlich nutzlos.«
    » Rühr sie an, und du bist ein toter Mann«, sagte Luc.
    » Wie das?«, entgegnete Anton. » Du bist ein Gast des Hauses und hast hier keine Macht. Du bist genauso hilflos wie sie.«
    In mir begann die Magie in Panik zu geraten, und ich suchte nach einer Möglichkeit, sie zu beruhigen. Ich

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