Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
zu erfahren, was die Leute zu übersehen bereit sind, wenn man über so viel Macht gebietet.«
» Ich gebiete über gar nichts«, sagte ich und war mir unbehaglich des Dolchs bewusst, der wieder in meinem Stiefel steckte. » Sobald ihnen das klar wird, werden sie jemand anders wählen.«
Ich musste nur dafür sorgen, dass dieser Jemand nicht Anton war.
» Es geht ihr doch gut, nicht wahr?«, fragte Luc Pascal. » Es ist nicht wie damals.«
Damals, als die Magie mich beinahe umgebracht hätte. Ich wusste, dass sie keine Gefahr mehr für mich darstellte, aber ich ließ Pascal antworten, um mir nicht in die Karten schauen zu lassen.
» Wir glauben, dass das, was heute geschehen ist, eine äußerliche Manifestation deiner Bindung an die Quelle war. Da so viele Leute gleichzeitig einen Zauber gewirkt haben, ist die Reaktion der Magie in dir sichtbar geworden.«
» Aber ich habe keine Magie gewirkt. Ich habe nur die Worte gesprochen.«
» Das stimmt. Der eigentliche Zauber ist von uns anderen gewirkt worden. Aber die Magie hat dennoch auf deine Worte reagiert.« Er schien sich davon abzuhalten, noch mehr zu sagen, aber ich verstand ihn auch so. Ich hatte nur den Zauber aller anderen kanalisiert, aber keinen eigenen gewirkt.
Dominic klatschte in die Hände. » Was geschehen ist, ist geschehen. Das Beste ist es jetzt, mit der Zeremonie weiterzumachen.«
» Für uns ist es das Beste zu gehen«, sagte Luc schnell, und ich wusste, dass er ängstlich darauf bedacht war, mich wegzubringen, bevor irgendjemand die Wahrheit erriet.
» Maura«, sagte Pascal und verstellte mir den Weg. » Bist du sicher, dass es sonst nichts gibt, was du uns über die Magie erzählen könntest? Es könnte bei der zweiten Zeremonie einen Unterschied machen und sogar der Schlüssel dazu sein, Anton zu besiegen.«
Das war etwas, worüber ich noch nicht nachgedacht hatte. Wenn ich die Magie benutzen und ihr irgendwie sagen konnte, was sie tun sollte, dann würde das all unsere Probleme lösen– die Seraphim, die Nachfolge, meine Stellung bei den Bögen. Vielleicht war der Versuch, mit der Quelle zu kommunizieren, ein zu großes Rätsel, als dass ich es allein lösen konnte. Vielleicht brauchte ich Hilfe.
Luc erkannte meine Unentschlossenheit und packte meine Hand so fest, dass ich spürte, wie sich die Knochen verschoben. Eine Veränderung der Spielregeln, hatte er gesagt. Eine Waffe. Seine Warnung war nun angebrachter denn je.
» Das kann ich wirklich nicht«, sagte ich.
Kapitel 23
Sobald wir das Tor durchschritten und das Haus hinter uns gelassen hatten, brachte Luc mich durchs Dazwischen zu seiner Wohnung.
» Ich muss nach Hause«, sagte ich.
» Deine Eltern hätten aber vielleicht etwas über deinen Mantel zu sagen«, erwiderte er, hielt mich am bestickten Saum meines Umhangs fest und zog mich hinein.
Ich wehrte mich ein bisschen, aber er schlang einfach die Arme um mich. » Psst. Ich versuche nichts. Du hast mich erschreckt, das ist alles. Vertrau mir, Mouse. Du wirst den Unterschied schon bemerken.«
Er ließ die Wange auf meinem Kopf ruhen, und die Steifheit wich langsam aus meinem Körper. » Pascal weiß, dass irgendetwas vorgeht«, sagte ich.
» Natürlich weiß er das. Der Mann kennt die Magie besser als irgendjemand außer dir, schätze ich.«
» Ich weiß nur, dass sie lebendig ist, Luc. Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll.« Es war eine Erleichterung, die Worte laut auszusprechen: ein Geheimnis weniger, das zwischen uns stand, eine Überbrückung der Kluft zwischen unseren Welten.
» Wir arbeiten gemeinsam daran. Aber in der Zwischenzeit darfst du den Quartoren nichts davon erzählen. Wenn sie glauben, dass du die Magie kontrollieren kannst, werden sie dich als Waffe benutzen wollen. Vertrau ihnen nicht, in Ordnung? Keinem einzigen von ihnen.«
» Was ist mit dir?«
Er hob mein Gesicht zu seinem empor, nahe genug, um mich zu küssen, aber er hatte ja versprochen, das nicht zu tun. Seine Augen waren ernst und moosgrün. » Wenn du die Frage überhaupt stellen musst, spielt es keine Rolle, was ich sage.«
Das war entweder ein äußerst kluges Ausweichen oder seine Art, mich den Ton zwischen uns angeben zu lassen. Ich vertraute ihm wirklich. Größtenteils. Zumindest in Bezug auf die Magie.
Seine Hände umschlossen mein Gesicht und fuhren an meinem Hals hinab. Auf meinem Gesicht muss sich Erschrecken abgezeichnet haben, denn Luc lächelte, träge und gefährlich. Bevor ich etwas sagen konnte, berührte er die
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