Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
ich.« Sie bedachte mich mit einem kleinen, befriedigten Lächeln. » Anton muss vor Wut kochen.«
» Glaubst du, dass er mir wieder nachstellen wird?«
» Du bist gut bewacht. Die Verhüllung verbirgt dich vor den Düsterlingen. Die größte Chance hätte er während der zweiten Hälfte der Zeremonie, aber vielleicht hat er nicht genug Unterstützer, um dich in aller Öffentlichkeit anzugreifen.«
Ich war nicht beruhigt. » Das hat er doch schon getan.«
» Ja. Aber dein Auftritt bei der Zeremonie hat die Wahrnehmung verändert, die die Leute von dir haben.«
» Wie das?«
» Vorher warst du eine Flache, die in das Schicksal einer anderen hineingestolpert war. Du hattest die Sturzflut aufgehalten, aber deine Arbeit war getan, und in den Augen der meisten Leute warst du entbehrlich. Jetzt bist du jemand, mit dem man rechnen muss. Sie wissen nicht, ob sie dich fürchten oder anbeten sollen.«
Beide Möglichkeiten waren mir unangenehm. » Mich in Ruhe zu lassen kommt also nicht infrage?«
Niobes Lachen hallte wie ein Windspiel auf dem Flur wider. » Ich glaube nicht, dass die Möglichkeit je bestanden hat– aber jetzt ganz gewiss nicht mehr.« Sie scheuchte mich in ein leeres Klassenzimmer.
» Sie werden mich nicht wählen. Ich habe es nur getan, um Anton wütend zu machen.« Ich durchquerte den Raum und spähte aus dem Fenster, als könnte ich ihn kommen sehen. Die Übelkeit wollte einfach nicht verschwinden, und das Entsetzen, das ich beim Angriff hinter dem Morgan’s verspürt hatte, brach erneut in eisigen Wellen über mich herein.
» Wie tröstlich zu wissen, dass du Erfolg hattest.« Sie begann, Symbole auf die Tafel zu zeichnen, und die Magie reagierte, indem sie sich etwas beruhigte.
Einen Augenblick später erschien Constance in der Tür. » Ich habe eine Nachricht bekommen?« Ihr Gesichtsausdruck war verwirrt, bis sie mich entdeckte, und wurde dann gereizt. » Was ist denn jetzt?«
» Training«, sagte Niobe. » Dieser Klassenraum ist für die nächsten zwei Stunden leer. Ihr braucht mehr Zeit, aber…«
» Ich kann nicht andauernd den Unterricht schwänzen«, erklärte ich. » Selbst wenn du auf die Schule Einfluss nimmst.«
» Vielleicht hättest du dir das überlegen sollen, bevor du gestern mit Luc verschwunden bist.«
» Luc?«, fragte Constance, zog die Tür hinter sich zu und verschloss sie mit einem schnellen Zauber. » Du hast die Schule geschwänzt, um dich mit Luc herumzutreiben? Was sagt denn dein Freund dazu?«
Colin sagte nichts, und ich bezweifelte, dass er noch mein Freund war, aber das musste Constance nicht wissen. Ich stand auf und drehte mir die Haare mit fahrigen Hände n zu ei nem Knoten zusammen. » Können wir bitte anfangen?«
Niobe zeichnete die letzten Symbole auf die Tafel, und ich streckte die Hand aus und ließ die Finger über den matten Schriftzeichen schweben. Ihnen wohnte nicht dieselbe Macht inne wie denen, die in den Tisch im Versammlungssaal geschnitten waren, aber ich konnte doch spüren, dass eine schwache Aufladung in ihnen flackerte, und meine Hände kribbelten, als wären sie eingeschlafen. Irgendetwas an den Symbolen fühlte sich… falsch an. Seltsam.
» Was lerne ich heute?«
» Die Zaubersprüche, die du während der zweiten Hälfte der Zeremonie verwenden wirst. Sie sind speziell auf die Kandidaten zugeschnitten.«
» Die Kandidaten?«, wiederholte Constance und zog die Augenbrauen zusammen. » Du hast nie gesagt, dass du kandidieren wolltest.«
» Es war eine spontane Entscheidung.«
» Du versuchst, Evangelines Platz einzunehmen?« Ihre Stimme hatte einen scharfen, gehässigen Unterton. » Das sollte mich wohl nicht überraschen. So etwas liegt dir, oder?«
» Liegt mir? Was soll das denn heißen?«, blaffte ich sie an, weil ich endgültig genug von den herablassenden Kommentaren und finsteren Blicken hatte.
Vielleicht hätte ich das schon viel früher tun sollen, denn sie wich zurück, und ihr Gesicht glättete sich. » Nichts. Aber ich werde nicht bei der Zeremonie sein. Warum muss ich üben?«
Niobe antwortete: » Weil du– wenn es nicht irgendetwas gibt, was du noch nicht erwähnt hast– keine Seherin bist. Du wirst vielleicht eines Tages selbst an einer Nachfolge teilnehmen und diese Zaubersprüche kennen müssen.«
Constance lief rot an. » Nicht wenn die Seraphim gewinnen. Sie werden die Häuser abschaffen.«
» Dann ist es gut, dass sie nicht gewinnen werden«, sagte Niobe in gefährlich fröhlichem Ton. » Es würde mir
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