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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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Treffen des Dr.‐Raven‐Fanclubs?«

Mike drehte sich gelassen um. »Und bestimmt weißt du, wann es stattfindet, nicht wahr, Charles? Schließlich ist es gut zu wissen, wann er beschäftigt ist. Denn nur dann kannst du auf der Straße herumspazieren, ohne dir dabei in die Hose zu machen, wie, Chummer?«

Charles knurrte wütend, beherrschte sich aber doch. »Wir haben eine Entscheidung getroffen«, sagte er trotzig. »Ihr zwei seid bei den Halloweenern draußen. Typen wie euch wollen wir nicht! Laßt euch nicht mehr blicken!«

Tigers Nasenlöcher weiteten sich. »Was willst du unternehmen, wenn wir es doch tun?« 
Charles verzog verächtlich das Gesicht. »Ich mache deine Mama zu einer sehr unglücklichen Frau.« Tiger schüttelte Mikes Hand von seiner Schulter und spießte den Anführer der Halloweener mit den Augen förmlich auf.

»Was du auch machst, Charles, stell bloß sicher, daß du es gut machst, echt gut, ohne Zurückhaltung, denn eine zweite Chance kriegst du nicht! Sobald du die Mündung einer Knarre an den Eiern spürst, weißt du, daß ich es bin, und dann wirst du dir wünschen, du hättest es richtig gemacht!«

Tiger hielt den Blickkontakt mit Charles dem Roten aufrecht, während er sich aus der Jackal’s Lantern zurückzog, damit die Nacht seine Wut verbarg.

Als Tiger an die Tür klopfte, pulverisierte er damit eine Stelle des abblätternden grünen Anstrichs. Ohne auf eine Antwort zu warten, machte er auf und betrat die enge Küche, wobei er sorgfältig darauf achtete, keine Fragmente des Linoleumbodens loszutreten.

Abgesehen von den Stellen, an denen rostfarbene Wasserflecken das Muster durchfärbten, gelang es der geblümten Tapete, den Raum etwas größer erscheinen zu lassen und ein bißchen weniger bedrückend, als sein allgemeiner Zustand es sonst nahelegte.

Tigers Schwester, die Hände mit curryfarbenem Teig bedeckt, lächelte ihren Bruder vom Herd aus an. »Ich hab schon damit gerechnet, daß du heute abend kommst, Eugene.

Ich hab mir gesagt: ›Da bin ich doch gerade dabei, das Yangtse‐Hähnchen von Natural Vat fertig zu machen, und weiß einfach, daß Gene gleich reinschaut.‹ Und da bist du schon!« Sie legte mehrere Streifen teigüberzogenen Fleisches in den Chinatopf und wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Bist du sauber?«

Tiger gab ihr einen flüchtigen Kuß auf die Wange und trat ans Waschbecken. Er drehte das Warmwasser auf, ließ es laufen, bis es sauber war, und wusch sich dann den Staub von den Händen. »Ich kenne die Bestimmungen des Hauses noch, LaVonne. Keine schmutzigen Hände, keine geladene Schußwaffe.« Er runzelte die Stirn, als er sich nach einem Handtuch umsah, und benutzte schließlich einen Zipfel ihrer Schürze. »Ist es nicht ein bißchen spät fürs Abendessen?«

Sie schüttelte den Kopf, während sie das Hähnchenfleisch mit einem Holzlöffel im Topf wendete. »Frankie muß heute abend Überstunden machen. Nach dem Verlust der Sendung durch den Lagerhausbrand mußten sie die Produktion erhöhen. Sie haben ein neues Produkt, Kung‐Pao‐Schwein, und ein ganzer Stapel wurde vernichtet, als Bobs Lagerhaus hochging. Ich rechne jetzt aber jede Minute mit Frankie.«

»Oh.« Tiger zog einen Stuhl vom Tisch heran und setzte sich rittlings darauf, die Brust an der Lehne. »Wie behandelt er dich? Du mußt nicht bei ihm bleiben, weißt du.« Tigers Stimme sank um eine Oktave. »Ich könnte mal mit ihm reden.«

LaVonne, die immer noch eine hübsche Frau war, obwohl sie nach ihren Schwangerschaften ein bißchen angesetzt hatte, wirbelte herum und deutete mit dem Löffel auf ihn. »Nein! Ich möchte nicht, daß du auf deine unnachahmliche Art ›mal‹ mit meinem Frankie redest! Wir hatten das doch schon, Eugene. Frankie ist ein guter Mann und ein guter Vater für meine Kinder.«

»Wenn er dich nicht gerade verprügelt.«

»Gene, du kapierst es einfach nicht!« Sie fischte die Hähnchenstreifen aus dem Chinatopf und breitete sie zum Trocknen auf Papierhandtüchern aus, woraufhin sie den Topf mit Nachschub fütterte. »Frankie schlägt mich gar nicht … so oft.«

Tigers Katzenaugen wurden schmal. »Er darf dich überhaupt nicht schlagen.«

»Damit muß ich einfach leben, Gene.« Sie drehte sich um und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Du und ich, wir sind schließlich ohne SINs geboren. Mama tat ihr Bestes für uns, aber ohne SINs zählen wir für das System einfach nicht. Es gibt uns nicht. Wir konnten nicht zur Schule gehen,

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