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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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zum Teufel, war DAS!
    Thorn schoß fluchend kerzengerade in die Höhe. Die Bewegung wurde von Klirrgeräuschen begleitet, als medizinische Ausrüstungsgegenstände in alle Richtungen flogen. Das feuchte Tuch auf seinen Augen fiel herunter. Er lag splitternackt und mit Beulen und blutenden Schrammen übersät auf einer Schaumstoffmatratze und starrte eine Frau an, die selbst für elfische Maßstäbe (und elfische Maßstäbe sind in dieser Hinsicht sehr streng) ein Hammer war.
    Ihr Gesichtsausdruck ließ ahnen, daß sie gründlich verärgert war, und eine langfingrige Hand hielt eine chirurgische Klammerpistole. »Versoniel‐ha! Carronasto telego morkhan …«
    »Hey! Hey, Prachtvolle, wart mal ‘ne Sekunde. Gib dir keine Mühe mit der Sprache, okay? Äh, ni hengar Sperethiel, kapiert? Ich spreche kein Elfisch.«
    Sie verbiß sich einen weitschweifigen Kommentar über die sexuellen Gewohnheiten seiner Vorfahren, und ihre elfenbeinfarbenen Wangen überzogen sich mit einem Anflug von Rosa. »Ich … ich … äh … wollte, daß du entspannt bleibst, und dachte, wenn du aufwachst und Sprechen hörst, würdest du … äh … würdest du …  ach, verdammt noch mal!  Du mußt glauben, ich bin hier der  versoniel .«
    Thorn grinste. »Nun, ich kann dir sagen, hier und da habe ich ein Wort aufgeschnappt, und  das  kann man in jeder Sprache gut gebrauchen. Du bist Ärztin?«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Vielleicht nicht auf dem Papier, aber du mußt schon mit mir vorlieb nehmen, Thorn. Du kannst mich Iris nennen. Und jetzt könntest du dich eigentlich wieder hinlegen, damit ich dich weiter zusammenflicken kann.«
    Er warf einen Blick auf die Klammerpistole in ihrer Hand, und das Lachen verging ihm. »Nein, da muß ich passen.«
    »Sei nicht blöd, Thorn. Man hat dich ziemlich übel zugerichtet, und du würdest nicht glauben, wieviel Dreck in deinen Wunden war. Ich mußte einiges rausschneiden, und ich habe noch nicht alle Einschnitte geschlossen.«
    Thorns Hand schoß vor, und die Klammerpistole flog durch den Raum. »Ich sagte NEIN, verdammt! Bleib mir bloß mit deinen verfluchten Messern und Nadeln vom Leib, in Ordnung?«
    Eine Stimme hinter ihm unterbrach Thorns Tirade. »Ärger mit dem Burschen, Iris?« Die Stimme hatte einen heiseren, hohen, fast kindlichen Klang und hallte nach wie fisteliger Donner in einem Faß. Thorn fuhr herum und sah den größten Troll, der ihm je untergekommen war. Er mußte sich bücken, um durch die Tür sehen zu können.
    »Komm schon, Kumpel, laß die Lady mal weitermachen. Wir ham dich nicht aus der Scheiße gezogen, damit du uns hier verblutest, das siehst du doch ein, oder?«
    Thorns träger Geist versuchte immer noch, eine passende Erwiderung zu finden, als er eine zarte Berührung auf dem Rücken spürte. Wellen warmer Entspannung gingen von dem Drogenpflaster aus, das die Frau ihm verpaßt hatte. Seine Muskeln verwandelten sich in warme Butter, und er wäre von der Matratze gefallen, wenn der Troll nicht eine riesige Hand ausgestreckt und ihn festgehalten hätte.
    Iris sammelte ihre überall verstreute Ausrüstung auf. »Okay, Thorn, betrachte die Decke und denk dir was Schönes. Ich habe dir gerade so viel Beta‐Endorphin und Sorgenfrei verpaßt, daß sich ‘ne Maus auf ‘nem Katzenball blendend fühlen würde. Ob du’s glaubst oder nicht, du bist hier unter Freunden.«
    Thorn spürte, wie die Panik von einer warmen Umarmung verdrängt wurde. Er seufzte, als er zurück auf die Matratze sank und Iris’ federleichte Berührung auf der Haut spürte.
    »Ich glaube, das wollte ich hören«, murmelte er. »Sag mal, was heißt ›melegit samriel qua‹ eigentlich?«
    Iris kicherte, während sie mit der Klammerpistole einen tiefen Schnitt in Thorns Arm entlang fuhr. »Äh, die sinngemäße Übersetzung lautet etwa: ›Spürst du irgendwas, wenn ich das mache?‹«

    Ein paar Stunden später saß Thorn zusammengeflickt, gewaschen und mit einem kurzen Kimono bekleidet, der mit Werbung für Kirin‐Bier bedruckt war, aufrecht in seinem Bett und beschimpfte seine Retter. Iris saß mit gekreuzten Beinen auf einem Sitzkissen in einer Ecke des Zimmers. Der Troll mit dem unwahrscheinlichen Namen Smedley hockte neben ihr.
    Sein gewaltiger Rücken lehnte an der Wand. Ein muskelbepackter Mensch, der einen riesigen Revolver an der Hüfte trug, stand in der Tür. Thorn hatte seinen Namen nicht mitbekommen, falls er ihn überhaupt genannt hatte.
    In einem bequem aussehenden Armsessel am

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