Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Er glitt über den Rand des Hauses, ließ sich auf die Pflastersteine im Innenhof fallen und schwang sich von einem Felsblock zur Mauer des Anwesens. Dann spähte er über deren Rand, und als er niemanden sah, zog er sich über die Mauer und bewegte sich anschließend verstohlen die Straße hinauf.
    Er hätte einfach gehen können; es war nicht wirklich notwendig herumzuschleichen, sobald er außer Sichtweite des Drake’schen Hauses war und bevor er in Sichtweite des Kräuterladens kam, aber es war eine schlechte Angewohnheit, die er gar nicht erst annehmen wollte. Ein Auftrag ist ein Auftrag, er ist nicht erledigt, bevor er erledigt ist. Eine weitere von Blints Perlen der Weisheit. Vielen Dank.
    Heute Nacht war es nicht nur die von Blint eingebläute Disziplin, die ihn anhielt, von Schatten zu Schatten zu kriechen und den zwei Meilen weiten Weg zum Kräuterhändler fast eine Stunde in die Länge zu ziehen. Heute Nacht gingen ihm Jarls Worte durch den Kopf. »Du hast Feinde. Du hast Feinde.«
    Vielleicht war es Zeit, dass er aus dem Haus der Drakes auszog. Um ihrer Sicherheit willen. Er war zwanzig Jahre alt, und obwohl er natürlich nicht über das Einkommen eines Adligen
verfügte, war Blint mehr als großzügig mit seinen Löhnen. Tatsächlich interessierte Blint sich nicht wirklich für Geld. Er gab nicht viel für sich selbst aus, abgesehen von regelmäßigen Exzessen in puncto Alkohol und Huren. Allerdings kaufte er sehr wohl die beste Ausrüstung und die besten Zutaten für Gifte, aber was er kaufte, bewahrte er ewig auf. Angesichts dessen, was er für jeden Mord bekam, und der großen Anzahl der Aufträge, die er annahm, musste Blint wohlhabend sein. Wahrscheinlich obszön wohlhabend. Nicht dass es Kylar gekümmert hätte. Er hatte sich einen großen Teil von Blints Einstellung zu eigen gemacht. Er gab Graf Drake einen Teil seiner Löhne für Elene und hatte noch immer reichlich Geld übrig. Einiges davon bewahrte er in Form von Münzen und Juwelen auf und teilte den Rest zwischen Investitionen, die Momma K und Logan für ihn tätigten. Es bedeutete nichts für ihn, denn mit Geld konnte er nichts kaufen. Seine Tarnung als armer Landadliger und seine tatsächliche Arbeit als Blutjungengeselle machten es ihm unmöglich, in einem Stil zu leben, der Aufmerksamkeit erregen würde. Selbst wenn er sein Geld hätte ausgeben wollen, hätte er es sich also nicht leisten können.
    Doch er konnte ausziehen. Ein kleines Haus weiter südlich am Ostufer mieten, am Rand einer der weniger modischen Wohngegenden. Blint hatte ihm diesbezüglich einen Rat gegeben: Wenn man das billigste Haus in einer Gegend kaufte, war man unsichtbar, ganz gleich, wie teuer die Gegend war. Und selbst wenn man von den Nachbarn bemerkt wurde, würden sie sich alle Mühe geben, einen nicht zu bemerken.
    Dann stand Kylar vor dem Laden. Die Sa’kagé hatten schon lange ein Arrangement mit den Kräuterhändlern der Stadt. Die Kräuterhändler sorgten dafür, dass sie gewisse Pflanzen vorrätig hielten, die streng genommen nicht legal waren, und die Sa’kagé
sorgten dafür, dass die Läden der Kräuterhändler niemals ausgeraubt wurden. Die Krone wusste davon, hatte jedoch nicht die Macht, dem Geschehen Einhalt zu gebieten.
    Gutmann Aalyeps Kräuterladen wurde von reichen Händlern und von Adligen besucht, daher hatte er sich geweigert, verbotene Kräuter offen in seinem Laden zur Schau zu stellen, weil er fürchtete, dass eine Zuwiderhandlung direkt vor den Augen der Behörden vielleicht nicht ignoriert werden würde. Er hatte es geschafft, den Sa’kagé zu trotzen, aber niemand trotzte Master Blint. Gutmann Aalyep versorgte Durzo mit den seltensten Kräutern. Als Gegenleistung stellte Master Blint sicher, dass kein anderer der Sa’kagé und ihrer Handlanger sich auch nur in die Nähe seines Ladens wagte.
    Es oblag Kylar, die notwendigen Dinge zu besorgen und das Geld abzugeben, was er heute Nacht tat. Der Vorteil dieser Besorgungen lag nicht nur darin, dass er das Gewerbe erlernte oder dass er Beziehungen zu den Leuten auf baute, die ihn in Zukunft beliefern würden, er konnte sich auf diese Weise auch seine eigene Sammlung zulegen. Der Aufbau einer kunstvollen Sammlung, wie Master Blint sie besaß, dauerte Jahre und kostete Tausende oder sogar Zehntausende Gunder.
    Der Nachteil lag im Verlust von Schlaf. Es ging für einen jungen Adligen nicht an, bis mittags zu schlafen, es sei denn nach einer durchzechten Nacht mit seinen Freunden. Also

Weitere Kostenlose Bücher