Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
Vom Netzwerk:
Polaroidfoto ihres Sohns, das sie im Cockpit der Cessna immer bei sich hatte. Jetzt erkannte sie Nathans Gesicht. Er lächelte genau in die Kamera.
    Sie schluckte, und ihr Hals zog sich zusammen. Ihn noch einmal wiedersehen, ihn an sich drücken, sein lockiges Haar an ihrer Wange spüren! Mehr wollte sie gar nicht. Ihre Nasenflügel bebten, als sie sich seinen Geruch zu vergegenwärtigen versuchte. Er war ihr so vertraut, aber jetzt konnte sie ihn nicht heraufbeschwören, sondern nur die feuchte Erde riechen. Sie schloss die Augen, um sich wenigstens sein Gesicht vorzustellen, aber selbst das wollte ihr kein zweites Mal glücken. Stattdessen wurden aus seinen Konturen die Gesichter der beiden Pygmäenjungen.
    Sie atmete tief durch, als eine Welle von Scham sie zu überfluten drohte, und ohne es kommen gesehen zu haben, war sie plötzlich vollauf damit beschäftigt, nicht laut loszuschluchzen. Tränen brannten in ihren Augen und liefen ihr schließlich über die Wangen. Sie wollte das alles nicht, aber sie konnte nichts dagegen tun, denn plötzlich war es ihr Sohn, der von Kugeln zerfetzt wurde.
    «Es tut mir leid», flüsterte sie und hob eine Hand, um sie Luca auf den Rücken zu legen. Als er nicht reagierte, hielt sie die Hand still, wo sie gerade war, Millimeter über seiner Haut. «Es war ungerecht, was ich heute Morgen gesagt habe. Du hattest recht. Wir hätten die beiden Jungen da nicht mit reinziehen dürfen.»
    Er rührte sich immer noch nicht.
    Bear wünschte, er würde etwas Tröstliches zu ihr sagen. Müdigkeit und Angst setzten ihr zu, und sie brauchte seinen Zuspruch. Es hätte schon gereicht, wenn er sagte, dass alles wieder gut würde und dass sie es schaffen könnten.
    «Bitte, sag etwas, Luca!»
    Er drehte sich zu ihr um, aber sie konnte sein Gesicht kaum sehen.
    «Ich bin nicht so kaltschnäuzig, wie ich manchmal tue», sagte sie leise. «Natürlich ist mir nicht egal, was mit den Jungen passiert ist. Aber vorhin konnte ich diese Gefühle noch nicht zulassen. Ich wollte nicht wahrhaben, was passiert war.»
    Sie wartete auf eine Reaktion und versuchte, Lucas Gesicht zu erkennen, aber es war zu dunkel. Eigentlich wollte sie die Gefühle zurückhalten, die in ihr hochkamen, aber sie merkte, wie stark sie waren und dass sie mehr von Luca wollte als nur Trost. Sie rückte ein Stück näher und berührte seine Lippen mit ihren.
    Sie schmiegten sich aneinander und küssten sich unsicher. Dann winkelte Luca einen Arm so an, dass Bear ihren Kopf darauflegen konnte. Sie rückte noch ein Stück näher und drückte sich mit dem ganzen Körper an ihn. Schließlich drehte sie ihn auf den Rücken und legte sich auf ihn, die Beine links und rechts von seinen Hüften gespreizt. Dann zog sie ihr T-Shirt aus, öffnete ihren BH und streifte ihn ab. Als der Träger über ihre verletzte Schulter rutschte, stöhnte sie auf.
    «Warum …», begann Luca, aber Bear hob seinen Oberkörper an und brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen.
    Lucas Hände fuhren an ihrem Rücken hinab, dann begann er, ihren Gürtel zu öffnen.
    In der Dunkelheit ging jede Bewegung überraschend in die nächste über, als sie sich liebten. Es gab nichts auf der Welt als diesen einen Ort, diese beiden Körper und was sie einander zu geben hatten. Bear empfand eine Mischung aus Sehnsucht und Erfüllung, die sie umso mehr genoss, je länger dieser Zustand andauerte. Keiner von beiden hatte es eilig, keiner von beiden wollte, dass es aufhörte. Es war wunderbar, die Realität und alles, was damit verbunden war, auszublenden. Doch schließlich sackte Bear auf Luca in sich zusammen und blieb ganz still liegen. Ihr ganzer Körper glänzte vor Schweiß. Ihr Atem ging keuchend, aber als sie sich streckte, um ihn zu küssen, spürte er, dass sie ein Lächeln auf den Lippen hatte.
    Minutenlang lagen sie schweigend da, um nicht darüber sprechen zu müssen, was gerade passiert war und was es zu bedeuten hatte. Stattdessen lauschten sie dem Regen. Bear lag ausgestreckt auf Luca, die Beine mit seinen verschlungen. Er hob die rechte Hand und streichelte ihr über die zarte Haut ihres Rückens. An ihrer Taille entdeckten seine Finger eine dünne Perlenschnur, die ihm vorher nicht aufgefallen war, und er fuhr liebkosend mit den Fingerspitzen darüber.
    «Die ist von meiner Mutter», flüsterte Bear, ohne den Kopf von Lucas Brust zu heben. «Es war das Letzte, was sie mir gab, bevor sie mich in den Straßen von Bunia allein ließ. Damals habe ich sie noch doppelt

Weitere Kostenlose Bücher