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Der Weg ins Glueck

Titel: Der Weg ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Nacht noch ein- oder zweimal ausräuchern, vorsichtshalber, damit alle Keime kaputtgehen. Aber ihr werdet sehen, es geht ihm schon wieder gut.«
    Jims ist dann gleich eingeschlafen. Er hat richtig geschlafen und war nicht bewusstlos, wie ich zuerst befürchtet habe.
    Mary räucherte ihn noch zweimal aus, wie sie es nannte, und am nächsten Tag war sein Rachen völlig frei und seine Temperatur fast wieder normal. Ich drehte mich um und sah Mary Vance an. Sie saß auf dem Sofa und belehrte Susan über irgendein Thema, das Susan bestimmt schon vierzigmal gehört hatte. Aber jetzt machte es mir nichts mehr aus, wenn sie den Ton angab oder prahlte. Sie hatte ein Recht zu prahlen: Sie hatte etwas gewagt, was ich mich nie getraut hätte, und hatte Jims vor einem schrecklichen Tod bewahrt. Jetzt war es mir egal, dass sie mich einmal mit einem Dorsch durch ganz Gien gejagt hatte. Es war mir egal, dass sie meinem romantischen Traum am Leuchtturmabend einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Es war egal, dass sie sich für klüger hielt als alle anderen Leute und immer wieder darauf herumreiten musste. Nie mehr würde ich Mary Vance hassen. Ich ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss.
    »Was ist jetzt los?«, fragte sie.
    »Nichts, ich bin dir nur so dankbar, Mary.«
    »Ja, das solltest du wirklich sein. Ihr zwei hättet doch das Baby in euren Händen sterben lassen, wenn ich nicht zufällig reingeschneit wäre«, sagte Mary und platzte fast vor Selbstgefälligkeit. Dann machte sie für Susan und mich ein erstklassiges Frühstück und gab nicht eher Ruhe, bis wir es gegessen hatten. Danach spielte sie zwei Tage lang den Boss, wie Susan sagt, so lange, bis die Straßen wieder frei waren und sie nach Hause gehen konnte. Jims war bis dahin fast wieder gesund. Vater kam und hörte sich unsere Geschichte ohne viel Worte an. Vater hält nicht viel von »Altweibermedizin«, wie er es nennt. Er lachte ein bisschen und sagte: »Dann wird Mary Vanceja von mir erwarten, dass ich sie bei all meinen ernsten Fällen herbeirufe und um Rat frage.«
    Also war Weihnachten nicht ganz so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Und jetzt steht uns das neue Jahr bevor, und wir hoffen immer noch auf den »Großangriff«, damit der Krieg endlich zu Ende ist. Monday wird allmählich ganz steif und rheumatisch von seiner Wache in der Kälte, aber er »macht weiten, und Shirley liest immer noch Bücher über die Heldentaten der Fliegerasse. Ach, Neunzehnhundertsiebzehn, was wirst du uns bringen?«

Shirley nimmt Abschied
    »Nein, Woodrow, ohne Sieg wird es keinen Frieden geben«, sagte Susan und stach dabei mit ihrer Nadel grimmig auf Präsident Wilsons Namen in der Zeitung ein. »Wir Kanadier wollen Frieden und Sieg, keine halben Sachen. Aber bitte, wenn es dir Spaß macht, Woodrow, dann kannst du den Frieden ohne den Sieg haben.« ln dem beruhigenden Bewusstsein, es dem Präsidenten mal wieder gezeigt zu haben, ging Susan zu Bett. Ein paar Tage später allerdings kam sie ganz aufgebracht zu Anne.
    »Liebe Frau Doktor, ist denn das zu glauben! Gerade ist die Nachricht aus Charlottetown gekommen, dass Woodrow Wilson dem deutschen Botschafter den Marschbefehl gegeben hat. Man hat mir gesagt, das bedeutet Krieg. Langsam glaube ich, dass Woodrows Herz doch am rechten Platz sitzt, egal, wo er seinen Kopf hat, und jetzt werde ich ein bisschen Zucker beitreiben und dieses Ereignis mit selbst gemachten Karamellen feiern, auch wenn die Lebensmitteldirektion protestiert. Ich dachte, diese U-Boot-Sache würde zu einer Krise führen. Das habe ich auch zu Cousine Sophia gesagt, als sie meinte, das sei der Anfang vom Ende für die Alliierten.«
    »Lass das mit den Karamellen lieber nicht den Herrn Doktor wissen, Susan«, sagte Anne schmunzelnd. »Du weißt, er hat für uns ganz strikte Regeln festgelegt, nachdem die Regierung Sparmaßnahmen angeordnet hat.«
    »Ja, liebe Frau Doktor, der Mann soll schließlich Herr und Gebieter sein in seinem eigenen Haus und seine Weibsleute sollen ihm gehorchen. Ich weiß allmählich, wie man sparsam wirtschaftet, da muss ich mich selber loben«, sagte Susan. »Aber ein bisschen Unternehmungsgeist zwischendurch, das kann nicht schaden, man muss es ja nicht an die große Glocke hängen. Shirley hat sich neulich selbst gemachte Karamellen gewünscht - Sorte Susan, wie er sagte -, und da habe ich zu ihm gesagt: »Sobald es den ersten Sieg zu feiern gibt, mache ich dir welche.« Und ich finde, diese Nachricht ist doch beinah wie ein

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