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Der Weg ins Glueck

Titel: Der Weg ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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geflüstert hätte. Wissen Sie, Mrs Blythe«, und Bruce dämpfte die Stimme zum Flüsterton, während er näher an Anne heranrückte, »wissen Sie, was ich am liebsten mit dem Kaiser machen würde?«
    »Was würdest du denn mit ihm machen, Kleiner?«
    »Norman Reese hat heut in der Schule gesagt, er würde den Kaiser am liebsten an einen Baum festbinden und ihn mit wütenden Hunden umzingeln, die ihn ärgern sollen«, sagte Bruce mit todernster Stimme. »Und Emily Flagg hat gesagt, sie würde ihn am liebsten in einen Käfig setzen und mit scharfen Gegenständen auf ihn einstechen. Alle haben solche Sachen gesagt. Aber, Mrs Blythe«, Bruce nahm seine kleine Pranke aus der Tasche und legte sie Anne aufs Knie, »ich würde den Kaiser am liebsten in einen guten Menschen verwandeln - einen sehr guten Menschen -, und zwar sofort, wenn das ginge. Das würde ich tun. Meinen Sie nicht auch, Mrs Blythe, dass das die allerschlimmste Bestrafung für ihn wäre?«
    »Du meine Güte, Kind«, sagte Susan, »wie kommst du darauf, dass das für diesen Unhold eine Bestrafung wäre?«
    »Ist doch klar«, sagte Bruce und schaute Susan aus seinen schwarzblauen Augen offen an. »Wenn er in einen guten Menschen verwandelt würde, dann würde er verstehen, wie schrecklich das alles ist, was er gemacht hat, und dann würde er sich furchtbar elend fühlen, viel elender als bei jeder anderen Strafe. Ganz schrecklich würde es ihm gehen, und zwar für immer. Ja«, Bruce ballte seine Hände zur Faust und nickte heftig mit dem Kopf, »ja, ich würde den Kaiser in einen guten Menschen verwandeln, das würde ich machen, und das geschähe ihm ganz recht!«

Der Heiratsantrag
    Ein Flugzeug flog über Gien St. Mary. Wie ein großer Vogel schwebte es am westlichen Himmel - einem Himmel, der so klar war und von so blasssilbernem Gelb, dass er den Eindruck von unendlicher, windfrischer Weite und Freiheit vermittelte. Die kleine Gruppe, die auf dem Rasen von Ingleside versammelt saß, schaute wie gebannt empor, obwohl Flugzeuge in diesem Sommer nicht gerade selten waren. Susan war jedes Mal höchst aufgeregt. Vielleicht war das Shirley dort oben in den Wolken, der von Kingsport aus herüber zur Insel flog? Aber sie wusste ja, dass Shirley jetzt in Übersee war, und deshalb interessierte sich Susan nicht ganz so brennend für dieses spezielle Flugzeug und seinen Piloten. Trotzdem sah sie mit Schrecken hinauf.
    »Ich frage mich, liebe Frau Doktor«, sagte sie mit ernster Miene, »was wohl die Alten dort unten auf dem Friedhof denken würden, wenn sie sich einen Augenblick aus ihren Gräbern erheben und das da oben sehen könnten. Ich bin sicher, meinem Vater würde das nicht gefallen; er hatte nichts übrig für solche neumodischen Ideen. Bis zu seinem Tod hat er sein Getreide mit der Sichel gemäht. Eine Mähmaschine kam für ihn nicht in Frage. Was für seinen Vater gut genug war, sei auch gut genug für ihn, hat er immer gesagt. Hoffentlich haltet ihr mich nicht für respektlos, aber ich finde, das war nicht richtig. Allerdings kann ich mich selbst nicht so richtig mit Flugzeugen abfinden, auch wenn sie vielleicht militärisch notwendig sind. Wenn der Allmächtige gewollt hätte, dass wir fliegen, dann hätte er uns doch wohl mit Flügeln versehen. Und da er das nicht getan hat, ist es doch klar, dass wir schön auf der Erde bleiben sollen und sonst nirgends. Auf jeden Fall werden Sie mich nie in einem Flugzeug durch die Lüfte schwirren sehen, liebe Frau Doktor.«
    »Aber gegen eine Spritztour in Vaters neuem Auto hast du doch wohl nichts einzuwenden, habe ich Recht, Susan?«, sagte Rilla, um sie zu necken.
    »Dass ich meine alten Knochen noch einem Automobil anvertraue, das glaube ich genauso wenig«, sagte Susan. »Aber so engstirnig wie manche Leute denke ich darüber nicht. Mondgesicht-mit-Schnauzbart sagt, die Regierung gehört abgesetzt, weil sie erlaubt hat, dass diese Dinger auf der Insel herumkutschieren. Der schäumt vor Wut, wenn er eins sieht. Neulich sah er eins den engen Seitenweg an seinem Weizenfeld daherkommen, da sprang er über den Zaun und stellte sich mit seiner Mistgabel quer über den Weg. Der Mann in dem Auto war wohl irgendein Handelsvertreter und Schnauzbart hasst Vertreter genauso sehr wie Automobile. Das Auto musste anhalten, weil es weder rechts noch links an ihm vorbeikam, und der Vertreter konnte ihn ja schlecht über den Haufen fahren. Schnauzbart zückte seine Mistgabel und rief: »Raus hier mit deiner Teufelsmaschine

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