Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
unsichtbar, selbst vom Bergfried aus, solange wir im Schatten der Zinnen bleiben."Er vergewisserte sich, dass der Enterhaken weiterhin fest im Gebälk des hölzernen Wehrganges festsaß, bevor er Ragnor das vereinbarte Zeichen gab.
Kurze Zeit später waren Ragnor und Maramba ebenfalls auf dem Wehrgang, und Menno entfernte den Enterhaken aus dem Gebälk, rollte das Seil zusammen und verstaute beides in einer Mauernische. Dann winkte er seine beiden Freunde in den Schatten eines Eckturms und erläuterte leise die weitere Vorgehensweise: "Wir werden jetzt als Erstes die Doppelstreife ausschalten, und ich denke, hier ist ein guter Platz. Maramba und ich werden uns links und rechts hinter dem Turmdurchgang postieren, um sie von hinten zu erledigen, wenn sie an uns vorbei sind. Im Turmdurchgang geht das leider nicht, da im Inneren des Turmes eine Fackel brennt. Wenn wir die jetzt löschen, erregen wir vielleicht ihr Misstrauen und sie schlagen Alarm, ohne den Durchgang zu betreten. Ragnor wird sich mit seinem Bogen in die dem Durchgang nächstgelegenen Mauernische der Schildmauer begeben, um mit einem gezielten Schuss einzugreifen, falls etwas schiefgeht."Ragnor und Maramba nickten zustimmend, und nun begann das Warten auf die Wachen. Ragnor spannte seine Bogensehne ein und wählte zwei Pfeile mit messerscharfen Stahlspitzen aus, während Menno und Maramba sich an den entgegengesetzten Enden des Wehrganges postierten, um die Ankunft ihrer Gegner rechtzeitig melden zu können, da sie nicht wussten, in welcher Richtung die Wachen ihre Runden über die Wehrgänge drehten. Kaum war Ragnor damit fertig, kam Maramba zurück und meldete, die Wachen kämen aus seiner Richtung. Ragnor zog sich in seine Mauernische zurück, während Menno und Maramba ihre Position am Durchgang einnahmen. Ragnor hörte nun die Wachsoldaten, wie sie sich mit schweren Schritten langsam näherten. Die beiden Kriegsknechte unterhielten sich angeregt und schienen recht sorglos zu sein."Umso besser", dachte Ragnor bei sich. "Dadurch wird das Risiko, dass sie Menno und Maramba bemerken, noch geringer."Die Schritte wurden dumpfer, woran er erkannte, dass die beiden nun den Turm betreten hatten. Er brachte seinen Bogen in Bereitschaft und spürte, wie seine Anspannung sich langsam dem Höhepunkt näherte.Dann ging alles sehr schnell: Die beiden gerüsteten Männer traten durch den Durchgang und seine beiden Freunde handelten unverzüglich. Menno zog seinem Gegner von hinten den Dolch durch die Kehle und Maramba brach dem seinen mit einem schnellen Griff das Genick. Kein Laut war zu hören, außer dem leisen Knacken, als das Genick von Marambas Wächter brach. Maramba und Menno fingen ihre Gegner ab, damit sie keinen Lärm beim Aufschlag auf den Wehrgang machten, und legten sie vorsichtig auf die roh gehobelten Bretter. Ragnor nahm den Bogen herunter, ging hinüber, und half seinen Freunden, die beiden Toten im Turmdurchgang zu verstauen."Das hat ja hervorragend geklappt!", kommentierte Menno die problemlose Ausschaltung der Streife. Fuhr dann aber gleich ungeduldig fort: "Aber nun kommt der wichtigste Teil unseres Unternehmens. Die Ausschaltung der Torwache. Den Mann im Bergfried können wir, so denke ich, vernachlässigen. Bis der eingreifen kann, müssen unsere Männer schon längst in der Burg sein. Außerdem kann man, vom Bergfried aus, das Torhaus nicht einsehen, und bis der kapiert, was los ist, ist die Sache hoffentlich schon gelaufen. Falls nicht, dann sind wir drei entweder tot oder gefangen."Er grinste dazu grimmig, wobei sein geschwärztes Gesicht zum Fürchten aussah und setzte dann aufmunternd hinzu: "Aber das werden wir drei wohl zu verhindern wissen".Diesem Kommentar war nichts hinzu zu fügen, und die drei Freunde machten sich auf den Weg zum Tor. Am Torhausturm angekommen, stiegen sie vorsichtig die enge Steintreppe nach unten. Maramba ging vorne weg, um herauszufinden, wo sich die beiden Wachen aufhielten, denn er konnte sich aufgrund der weichen Ledermokassins, die er anstatt von Stiefeln trug, am leisesten bewegen. Er hatte sich immer dagegen gewehrt, Stiefel zu tragen, weil er sagte, dass ihn das zu sehr beengen würde. Menno und Ragnor folgten ihm langsam und warteten auf der Plattform des ersten Stockwerkes auf seine Rückkehr. Maramba war schnell zurück und berichtete, dass die beiden Wächter in einer Stube neben dem Tor saßen, Bier tranken und sich unterhielten. Diese Stube hatte zum Tordurchgang hin ein Fenster, das bei Marambas
Weitere Kostenlose Bücher