Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Niewborg werden uns unterstützen, und es wird ausgehen wie immer. Es wird Prügel für die Lorcaner und ihre Speichellecker setzen."Nun lachte auch Ragnor, doch tief in seinem Inneren machte er sich dennoch Sorgen, wenn er sich die Karte von Caer ins Gedächtnis zurückrief, denn Kaarborg war tatsächlich vollkommen von Feinden eingekreist. Er konnte nur hoffen, dass Menno recht behielt, was den Ausgang der bevorstehenden Auseinandersetzung anging.
Um sich abzulenken, ritt er zum ersten Wagen zurück, wo die kleine Mirana neben Lars auf dem Kutschbock saß und fragte: "Gefällt dir die Reise, kleine Schwester?"Mirana lächelte ihm zu und antwortete fröhlich: "Es ist einfach toll. Es ist schön warm in der Sonne, und es gibt so viel Neues zu sehen."Lars schaute zärtlich auf sie herab und meinte: "Sie ist ein sehr aufgewecktes Mädchen und fragt mir Löcher in den Bauch, wie du es in diesem Alter getan hast. Sie ist tatsächlich deine kleine Schwester!"Mirana sah glücklich zu dem Alten hin und dann wieder zu Ragnor und sagte dann ganz ernsthaft: "Ich bin sehr froh, dass ich euch habe. Ich habe mir immer einen Vater und einen Bruder gewünscht."Ragnor und Lars sahen sich bei diesen Worten einen Moment an, und es war ein stilles Einverständnis in ihren Blicken. Dann nahm Lars Mirana in den Arm, gab ihr einen Kuss und sagte mit zärtlicher Stimme: "Wir sind froh, dass es dir bei uns gefällt, und ich denke, wir werden gut miteinander auskommen.""Aber ich fürchte, ich eigne mich inzwischen besser zum Großvater, denn zum Vater", fügte er schmunzelnd hinzu.Mirana kuschelte sich in den Arm des alten Mannes und gab ihm einen dicken Kuss. Ragnor nickte zufrieden und ritt wieder zu Menno an die Spitze. Er war sehr froh, dass es Mirana so gut ging und dass sie den alten Lars von seinem eigenen Kummer ablenkte.
Am Abend ihres ersten Reisetages machten sie in einem schmucken Landgasthof Station. Nach einem opulenten Abendessen, dem die Kleine eifrig zusprach, brachte Ragnor sie zu Bett. Er versorgte sie und es schien alles in bester Ordnung zu sein. Doch als er ihr Zimmer gerade wieder verlassen wollte, begann die Kleine plötzlich herzzerreißend zu weinen. Ragnor setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm sie ganz fest in die Arme."Ich will zu meiner Mama. Ich will zu meiner Mama", stammelte das kleine Mädchen immer wieder.Der Schmerz über den Verlust ihrer Mutter brach mit aller Macht über Mirana herein, nun, nachdem ihre erste Erschöpfung nach der Befreiung gewichen und die ständige Ablenkung durch die Reise in einer unbekannten Gegend am Abend vorüber war. Ragnor strich ihr zärtlich über das Haar und ließ sie weinen, ohne etwas zu sagen. Der Schmerz musste heraus, und so wartete der Junge geduldig, bis ihr Weinen leiser wurde. Dann legte er sie ganz behutsam wieder auf ihr Kissen und sagte leise: "Ich weiß, wie das ist. Der Schmerz tut ganz schrecklich weh. Doch denke daran, du hast jetzt mich, Lars und Menno, und wir werden für dich sorgen. Ich werde hier bei dir bleiben, bis du eingeschlafen bist."Mirana sagte nichts. Er nahm behutsam ihre linke Hand und legte sie zwischen seine Hände. Mirana seufzte noch einmal tief, schloss dann die Augen und war einige Minuten später fest eingeschlafen. Ragnor ließ ihre Hand los, schob sie vorsichtig unter die Decke und blieb noch eine ganze Weile sitzen, um sicher zu gehen, dass sie nicht wieder aufwachte. Dann ging er hinunter zu den anderen und erzählte ihnen was geschehen war, als Lars nachfragte, wo er denn so lange geblieben war. "Es ist schwer für die Kleine, aber sie wird schnell darüber hinweg kommen, wenn sie erst in Kaarborg ist", sagte Lars, nachdem der Junge seinen Bericht beendet hatte. "Sie ist noch so jung, und junge Menschen vergessen viel schneller als wir Alten, denn sie werden von so vielen neuen Dingen bestürmt, dass ihnen, Ama sei Dank, für einen lang andauernden Schmerz keine Zeit bleibt."
Ragnor sagte nichts, sondern nahm einen tiefen Schluck aus dem Krug, den ihm die hübsche blonde Schankmagd, die vielleicht fünf, sechs Jahre älter war als er, hingestellt hatte. Er musterte ihre hübsche Figur und spürte, als sein Blick an ihrer kleinen, festen Brust, die von der Kaarborger Tracht angenehm betont wurde, ein lange nicht mehr verspürtes Verlangen in sich aufsteigen. Ärgerlich schüttelte er es wieder ab, denn es kam ihm seine erste große Liebe Ana in den Sinn, die er in Mors hatte zurücklassen müssen."Und doch", so dachte er nach
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