Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Silberschmiedearbeit, als sie es am linken Arm noch einmal im Tageslicht, das durch die offene Tür fiel, genauer betrachtete.
Schließlich wandte sie sich Ragnor zu und sagte mit einem warmen Lächeln: "Ich danke dir herzlich für dein großzügiges Geschenk. Ich werde es immer in Ehren halten."Dann küsste sie ihn noch einmal sehr lange und intensiv, bis ihn schließlich Mennos Stimme nach draußen rief, die ihn zum Aufbruch mahnte.
Als der junge Mann, nachdem er sich hastig verabschiedet hatte, dann aus dem Hof ritt, stand Nena an der Tür des Gasthofes und winkte hinter ihm her, solange er noch zu sehen war. Erstaunt stellte sie fest, als er so davon ritt, dass sie sich wünschte, er würde bei ihr bleiben. Fast ein wenig ärgerlich schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab. Sie lächelte still in sich hinein, nachdem der letzte Wagen aus ihrem Blickfeld verschwunden war, denn sie hatte akzeptiert, dass es nun leider vorbei war.
Menno, der wie gewohnt neben Ragnor her ritt, fragte grinsend, als sie den Weiler, in dem der Gasthof gelegen hatte, hinter sich gelassen hatten: "Du musst sie ja mächtig beeindruckt haben, die war ja ganz weg. Oder hast du ihr etwa ein großzügiges Geschenk gemacht, dass sie dir so nachtrauert?"
Fast widerwillig gestand Ragnor seinem alten Freund, dass er Nena das silberne Armband geschenkt hatte, das er von Kufur bekommen hatte."Nobel, nobel", kommentierte Menno trocken das fürstliche Geschenk, um dann versöhnlich fortzufahren, als er merkte, dass es Ragnor unangenehm war, dabei ertappt worden zu sein: "Du musst dir keine Vorwürfe deswegen machen, es ist schon in Ordnung so. Es ist eine Frage des guten Stils, dass man sich anständig bedankt, wenn man so freundlich aufgenommen wird."Dabei ließ er es bewenden, und Ragnor war froh, dass Menno sein großzügiges Geschenk billigte. Denn eigentlich besaß der Junge keine Reichtümer, und das Armband war wahrscheinlich mehr wert gewesen, als sein gesamter Anteil an der letzten Jagd.
Ragnor lächelte bei dem Gedanken, dass er wohl zukünftig nicht mehr in der Lage sein würde, derartige Geschenke zu verteilen, wenn er mal wieder mit einer Frau zusammen sein würde. Aber nachdem, was ihm Menno über die bevorstehende Ausbildung in Kaarborg erzählt hatte, waren Gelegenheiten dieser Art auf der Burg eher rar, denn die Jungritter waren zusammen mit den Anwärtern der Milizoffiziere kaserniert und unterlagen strengen Ausgangsbeschränkungen. Das bedeutete, dass er wenig Freizeit haben würde, und gleich meldete sich wieder sein Gewissen, dass er ja seiner neuen, kleinen Schwester versprochen hatte, sich in Kaarborg um sie zu kümmern. Er nahm sich fest vor, dieses Versprechen auf jeden Fall einzuhalten.
Ihre Reise quer durch die Zentralebene von Kaarborg, entlang des träge dahinfließenden Stroms, zu dem die Mors nun geworden war, nachdem alle paar Meilen irgendein Nebenfluss oder zumindest ein Bach seine Wasser in die Mors ergoss, verlief ruhig und ohne große Ereignisse. Als er den bärtigen Seemann fragte, wo all das viele Wasser herkam, erklärte ihm dieser, dass die Zentralebene auf allen Seiten von Bergen eingerahmt wurde."Du erinnerst dich doch sicher an die Karte von Caer, die Lars dir im Unterricht gezeigt hat", verwies ihn Menno auf die Ausbildung des letzten Jahres, fuhr dann fort: "Zum Binnenmeer hin, begrenzt das schroffe Küstengebirge die Zentralebene von Kaarborg. In Richtung zu Lorca und zu Ahrborg hin, wird die fruchtbare Ebene jeweils von einer hügeligen Mittelgebirgslandschaft eingerahmt. Das Wasser aller Wasserläufe, die aus diesen Bergen in die Ebene fließt, sammelt sich in der Mors. Sie ist der einzige Fluss, der es geschafft hat, das steile Küstengebirge zu durchbrechen, um alle diese Wassermassen zum Meer zu bringen."
Hin und wieder sahen sie, auf der nun schiffbaren, Mors einen plumpen Lastkahn vorüberziehen. Flussabwärts bewegten sich die Schiffe mit der Strömung und mithilfe einfacher rechteckiger Segel. Fluss aufwärts wurden die Schiffe zusätzlich gerudert, was ihnen erlaubte, sich langsam gegen die nicht allzu starke Strömung den Fluss hinauf zu bewegen.Lars erläuterte dem Jungen, an einem ihrer Abende, bei einem Bier die Bedeutung des Schiffverkehrs auf der Mors: "Der Fluss ist seit dem Durchbruch durch das Mittelgebirge schiffbar und damit die wichtigste Verkehrsader von Kaarborg. Die vielen Tonnen von landwirtschaftlichen Produkten, die dieses fruchtbare Gebiet hervorbringt und die Waren,
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