Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Diese ungewöhnliche Variante hatte ihm Rurig beigebracht, nachdem dieser festgestellt hatte, wie scharf die schlanke Klinge des Quasarschwert war, und wie leicht sie in der Lage war, Kettenhemden zu durchdringen.
Nachdem die beiden Burschen erledigt waren, orientierte er sich neu und sah, dass inzwischen die gräfliche Dorfwache und einige Bauern ebenfalls am Ort des Geschehens eingetroffen waren und sich die Vermummten auf einmal stark in der Minderheit befanden. Dabei bemerkte er, dass die Intensität des Warnimpulses in seinem Kopf laufend abnahm, und der rote Kern seines Ringes nicht mehr so stark leuchtete, wie zu Beginn des Kampfes. Es schien so, als ob mit jedem Brandstifter, der sein Leben verlor, der Warnimpuls und damit die Reaktion des Ringes schwächer wurde.
Während Menno, Maramba und die Dorfwache die Vermummten aufrieben, die offensichtlich nicht versuchten zu flüchten, sondern grimmig bis zum Ende kämpften, rief ihm ein bärtiger Bauer, der mit einem Löschtrupp an den Kämpfenden vorbei lief, zu: "Kommt mit, wir müssen die Wagen, die zwischen den Lagerhäusern abgestellt sind, von dort wegziehen, sonst greift das Feuer zuerst auf sie und dann auch auf die anderen Lagerhäuser über."Nachdem sich Ragnor mit einem schnellen Blick vergewissert hatte, dass seine Freunde seiner Hilfe nicht mehr bedurften, schob er Schwert und Dolch zurück in die Scheiden und folgte den Männern schnell zu den Wagen hinüber Es war ein glücklicher Umstand, dass es gerade jetzt, während der Brand tobte, nahezu windstill war und dadurch kaum Funkenflug durch äußere Luftbewegung aufkam. Trotzdem hatte das unter Hitze mit lautem Knallen explodierende Holz genug Funken produziert, sodass die Wagen bereits alle angekohlt waren, als sie diese zwischen den Lagerhäusern herauszogen.
Wie knapp es gewesen war, erkannte Ragnor erst, als einer der Wagen, kurz nachdem sie ihn weggezogen hatten, förmlich explodierte und in helle Flammen aufging, weil sich die Heuladung entzündet hatte. Wäre dies einige Augenblicke früher geschehen, hätte das Feuer wahrscheinlich auf ein weiteres Lagerhaus übergegriffen.
Keuchend vor Anstrengung standen Ragnor, die Bauern und ihre Knechte, die mit ihm zusammen die Wagen entfernt hatten, vor dem nun lichterloh, brennenden Lagerhaus, dessen Dach kurz darauf krachend einstürzte und noch einmal ein Meer von Funken aufwirbelte, von denen es einige bis zu den beiden benachbarten Lagerhäusern schafften. Doch nun war es kein Problem mehr für die Männer, die vereinzelt glimmenden Funken mit Wasser zu löschen, das sie mit Ledereimern, die die Bauern für die Löscharbeiten mit an den Brandherd gebracht hatten, aus dem Fluss schöpften.
Ragnor sah fasziniert zu, wie das Feuer in dem Trümmerhaufen, der einmal ein mit Futtermitteln gefülltes Lagerhaus gewesen war, langsam ruhiger wurde, denn die schnell brennbaren Teile waren in dem heißen Feuer verbrannt und ließen die hohen Flammen nun langsam in sich zusammenfallen. Nur die dicken und harten Eichensparren, aus denen die tragenden Teile des hölzernen Lagerhauses bestanden hatten, brannten noch und das würden sie wohl bis zum Morgengrauen tun.
Während er so dastand und in die Flammen starrte, kam Menno zu ihm herüber, drückte freundschaftlich seine rechte Schulter und sagte zufrieden: "Wir haben sie alle erwischt, es waren immerhin acht Männer, aber nur einen von ihnen haben wir lebendig gefangen nehmen können. Er ist zwar noch bewusstlos, aber du wirst es nicht glauben. Ihm ist, wie den Toten übrigens auch, die Zunge herausgeschnitten worden. Wir werden wohl nichts von ihm erfahren, auch wenn er wieder aufwachen sollte. Aber ich fresse einen Besen, wenn das nicht ein gezielter Sabotageakt gewesen ist! Der Kleinkrieg hat also schon begonnen, nur dass diese Idioten zwei Wochen zu früh dran sind. Sonst hätten sie die Chance gehabt, einen Großteil der Gelbkornernte dieser Region zu vernichten."
Nun verstand der Junge, warum die Vermummten während des Kampfes so still gewesen waren. Sie hatten gar nicht reden können, auch wenn sie es gewollt hätten. Er dachte kurz nach, erinnerte sich an die seltsam schematische Kampfweise seiner Gegner und sagte zu Menno: "Komm, lasse uns mal nachsehen, was euer Gefangener macht. Ich würde ihn mir gern mal ansehen, wenn er aufwacht. Ich habe so ein komisches Gefühl, dass mit diesen seltsamen Brandstiftern noch mehr nicht stimmt, sonst hätte mein Ring nicht verrückt gespielt."
Menno
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