Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
ihm, auf sein Klopfen hin, dessen Knappe."Meine Name ist Ragnor", stellte er sich vor. "Ich soll mich heute Morgen beim Kastellan melden."Der Knappe musterte ihn neugierig und winkte ihn dann herein, ohne ein Wort zu erwidern. Er bedeutete, ihm zu warten und ging ins Amtszimmer des Kastellans, um ihn anzumelden.
"Ihr könnt hereinkommen, der edle Svartan da Kaarkon erwartet Euch", sagte er höflich, musterte ihn nochmals, aber mit einem seltsamen Blick.Ragnor nickte ihm kurz zu und trat ein.
Der Kastellan sah von einigen Pergamenten auf, welche er gerade durchsah, musterte ihn einen Moment prüfend, zeigte dann auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch und bemerkte mit ruhiger Stimme: "Ihr seid also Ragnor. Bitte setzt Euch."Ragnor kam der Aufforderung nach, und der Kastellan fuhr nun in dienstlichem Ton fort: "Ihr tretet heute in die Ritterausbildung auf Burg Kaarborg ein und werdet Euch, in einer Stunde, zum Ausbildungsbeginn im Jungrittersaal melden, und um diese Zeit werdet Ihr das nun jeden Tag tun."Er schwieg einen Moment und fügte dann, etwas melancholisch lächelnd hinzu: "Also macht Euch auf den Weg und gebt Euer Bestes. Ich bin mir sicher, Ihr werdet es schaffen, nachdem was mir der Graf über Euren Ausbildungsstand erzählt hat. Aber Ihr werdet es nicht leicht haben. Ihr seid der einzige nicht adelige Anwärter und die meisten der jungen Herren haben gewaltige Standesdünkel. Aber immerhin seid Ihr ja fast einen Kopf größer als die meisten von ihnen und recht kräftig. Außerdem sollt Ihr ein erstklassiger Schwertkämpfer sein, wie der Graf mir erzählt hat, also zeigt den aufgeblasenen Möchtegernhelden ruhig, dass eine hohe Geburt nicht alles ist."
"Gestattet Ihr mir, eine Frage zu stellen", fragte Ragnor schüchtern, als der Kastellan seine recht sarkastische Einführung beendet hatte. Als dieser zustimmend nickte, konnte er endlich die Frage stellen, die ihn, seit seinem Gespräch mit Leutnant Mazar von der Miliz, beschäftigt hatte: "Warum hat der Graf mich nicht in die Milizausbildung gesteckt, wenn die Ausbildung zum Ritter eigentlich dem Adel vorbehalten ist?"Der Kastellan schüttelte bedauernd den Kopf und antwortete: "Die Frage kann ich Euch nicht beantworten, da müsst Ihr ihn schon selber fragen. Aber er hat es so bestimmt, und er bezahlt Euren Pagen und Eure Ausbildung. Seid dankbar dafür und enttäuscht ihn nicht! Und nun geht."
Nachdem Ragnor die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Svartan da Kaarkon leise, aber entschlossen: "Und ich hoffe, dass du erst der Anfang einer neuen Entwicklung bist und dass wir die Elite unserer Armee nicht mehr nach Stand, sondern nach Eignung auswählen, wie wir das bei der Miliz schon seit mehr als hundert Jahren tun. Es ist höchste Zeit dafür!"
Ragnor wurde von seinem Pagen bereits an der Tür erwartet und dieser zeigte ihm seine Unterkunft, welche aus zwei Räumen bestand, in deren vorderem Raum Klaus, und in deren hinterem Raum Ragnor seine Pritsche hatte. Da er noch etwas Zeit hatte, begann er zum Erstaunen seines Pagen routiniert mit dem Einräumen seiner Sachen."Einen seltsamen Herrn habe ich da abbekommen. Den anderen Anwärtern würde es nicht im Traum einfallen, selbst mal Hand an zu legen", dachte Klaus so bei sich, während er Ragnor immer wieder verstohlen beobachtete, wie dieser seine Kleidung im Wandschrank verstaute.
Als Ragnor, etwas vor der Zeit, dann den Jungrittersaal betrat, welcher im vierten Stock des Kadettenpalais lag, war dieser noch leer. Der mit dunklem Eichenholz getäfelte Saal besaß hohe Spitzbogenfenster auf beiden Seiten und nahm ein gutes Drittel der Obergeschossfläche des Pallas ein. Rund um den Saal ging eine durchgehende Sitzbank, die nur durch einen mächtigen Kamin an der Außenmauer des Saales unterbrochen wurde. Ragnor sah sich aufmerksam um und erkannte sofort, dass hier offensichtlich sowohl Unterricht, wie er an einer großen fahrbaren Schiefertafel erkannte, die in einer Ecke des Saales stand, als auch Fechtausbildung, wie an einigen Ausrüstungsgegenständen erkennbar, stattfand.
Er wollte sich gerade niederlassen, als auf dem Gang zuerst Schritte und dann auch Stimmen zu hören waren. Die doppelflügelige Tür des Saales, die Ragnor nach seinem Eintritt wieder geschlossen hatte, schwang auf und neun junge Männer betraten den Saal. Sie waren alle sehr vornehm und aufwendig gekleidet, trugen erstklassige Waffen, Kettenhemden und kunstvoll gearbeitete Helme, die Ragnor sofort als reichlich
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