Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Ragnor überhaupt nicht einordnen. Er war blond wie Ralph da Caer, mittelgroß und gut durchtrainiert, und schien ihn weder zu mögen noch abzulehnen. Er grüßte korrekt, mit festem Händedruck, und seine Augen zeigten dabei keinerlei Gefühlsregungen. Als Ragnor ihm in die Augen sah, fror er fast, denn er hatte noch nie in so eiskalte, blaue Augen geblickt. Der letzte in der Reihe war Björn da Samarkon, der dritte Sohn des Kastellans von Samarkon, ein braunhaariger, eher unsicher wirkender Mann, der ebenfalls versuchte, hochmütig zu wirken, aber sofort wegsah, als ihm Ragnor direkt in die Augen blickte.
Nachdem die Vorstellungsrunde beendet war, forderte der Kastellan die jungen Männer auf, sich zu setzen, um den Tagesplan mit ihnen zu besprechen.
Ragnor setzte sich zu Lamar da Niewborg, der ihm einen Platz an seiner Seite anbot, sodass er schließlich dann zwischen ihm und Ansgar da Lorcamon, welcher sich offensichtlich gut mit Lamar verstand, saß. Ragnor schmunzelte ein wenig, als er daran dachte, dass er nun zwischen den einzigen beiden Jungrittern saß, die ihm freundlich begegnet waren und er war ihnen dankbar dafür, dass sie mit ihrem Angebot nun offen demonstrierten, dass sie die Meinung der restlichen Anwärter, bezüglich eines nicht Adeligen, nicht teilten.
Der Kastellan erläuterte nun den Ausbildungsplan für den heutigen Tag und gab gleichzeitig die Änderung in der theoretischen Ausbildung bekannt, die er mit Lars besprochen hatte, nämlich ab heute, zukünftig an jedem Nachmittag, gemeinsam mit den Offiziersanwärtern der Milizen einen zweistündigen Unterricht abzuhalten. Der Großteil der Jungritter folgte den Ausführung Svartan da Kaarkons gelangweilt, bis ablehnend, aber nur Ralph da Caer wagte einige Einwände gegen den gemeinsamen Unterricht mit den Milizionären vorzubringen, die sich der Kastellan ruhig anhörte, um ihm dann recht sarkastisch zu antworten: "Für einen designierten Thronfolger seid Ihr recht rückständig und vertretet völlig antiquierte Standpunkte. Glaubt Ihr tatsächlich, dass zukünftige, militärische Auseinandersetzungen von den Rittern allein entschieden werden können? Ihr solltet es eigentlich besser wissen als Sohn eines Königs, dessen Macht vor allem auf seiner hervorragend ausgebildeten Infanterie beruht!"Als Ralph da Caer, der ausgesprochen hartnäckig war, wiederum einen Einwand vorbringen wollte, platzte dem Kastellan der Kragen, und er sagte barsch: "Schluss jetzt, junger Mann. Wenn Ihr König werden wollt, dann solltet Ihr Euch auch der Ehre und der Verantwortung, die das Amt erfordert, würdig erweisen. Wenn Ihr nicht bald erwachsen werdet, dann Gnade Ama dem armen Caer, falls Ihr je König werden solltet.""Wie könnt Ihr es wagen", brauste Ralph auf, um wiederum rüde von Svartan da Kaarkon unterbrochen zu werden, der nun seine Abneigung gegen Ralph offen zeigte: "Ich wage gar nichts, und falls Ihr mir nicht den genügenden Respekt erweist, der mir als Großmeister der Reichsritter zukommt, werde ich Euch als 'ungeeignet' nach Caerum zu Eurem Vater zurückschicken!"Ralph da Caer bemerkte nun endlich, dass er wohl zu weit gegangen war, senkte demütig den Kopf, wobei seine Augen allerdings dieser Geste Lügen straften und sagte: "Ihr habt recht, Großmeister. Ich habe mich vergessen. Bitte nehmt meine Entschuldigung an, es soll nicht wieder vorkommen."Mit einem knappen Kopfnicken akzeptierte der Kastellan die unehrliche Entschuldigung und forderte dann die Jungritter auf, ihre Pferde zu holen, um sich in einer halben Stunde zum Lanzentraining auf dem Turnierplatz einzufinden.
Ragnor ging mit Lamar und Ansgar hinunter zu den Ställen und fragte, als die anderen Jungritter außer Hörweite waren: "Geht es bei Euch immer so zu?""Bei Ama, nein", antwortete ihm Lamar lachend, "Ralph wäre schon lange wieder in Caerum, wenn er sich immer so aufführen würde. Er hat heute offensichtlich mal wieder einen schlechten Tag. Svartan lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen. Er hat überhaupt keine Angst vor Ralph und darüber hinaus das Vertrauen des Königs, der seinen Erstgeborenen selbst äußerst skeptisch beurteilt. Das ist ja einer der Gründe, warum er hier ist. Der König hofft, dass er etwas reifer und vernünftiger ist, wenn er wieder in die Hauptstadt zurückkehrt."Ansgar nickte bestätigend und fügte zu Lamars Ausführungen lediglich lapidar hinzu: "Leider sieht es im Moment noch nicht so aus, als ob das funktionieren würde. Aber schließlich
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