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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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war unerträglich für Falkenmond. »Und wie seid Ihr gestorben?«
    »Um genau zu sein – wenn dieses merkwürdige Orakel recht hat – sterbe ich jetzt erst, während mein Geist auf einem windigen Hügel sitzt und nicht viel besser dran ist, wie es mir scheint.«
    D’Averc suchte neben den Mauern Zuflucht vor dem Wind. Er befand sich kaum zwei Meter von Falkenmond entfernt. »Also dann, woran sterbt Ihr gerade?«
    »Ich bin von einem Felsen hinuntergefallen.«
    »Einem hohen?«
    »Nein – nur etwa drei Meter.«
    »Und da seid Ihr in den Tod gestürzt?«
    »Nein, an meinem Tod ist der Bär schuld, der unten auf mich wartete.« Wieder lachte Oladahn fröhlich.
    Und erneut empfand Falkenmond einen tiefen Stich im Herzen.
    »Ich starb an der skandischen Pest«, erklärte Bowgentle. »Oder ebenfalls, um genau zu sein, ich sterbe soeben daran.«
    »Und ich in einer Schlacht gegen König Orsons Elefanten in Tarkien«, warf jener ein, der sich für Graf Brass hielt.
    Wieder wurde Falkenmond an Schauspieler erinnert, die sich auf ihre Rolle vorbereiten. Und er hätte sie auch dafür gehalten, wären ihre kleinen Eigenheiten, sowohl in der Sprache als auch Haltung und den Bewegungen, nicht gewesen. Es gab minimale Unterschiede, doch keine, die Falkenmond hätten argwöhnen lassen, dass es sich nicht wirklich um seine Freunde handelte. Doch genauso wenig wie Graf Brass ihn gekannt hatte, kannten diese vier einander.
    Falkenmond begann die Wahrheit zu ahnen. Er trat aus seinem Versteck und stellte sich ihnen gegenüber.
    »Guten Abend, meine Herren.« Er verbeugte sich. »Ich bin Dorian Falkenmond von Köln. Ich kenne dich, Oladahn, und Euch, Sir Bowgentle – und dich, Huillam – und Graf Brass natürlich ebenfalls. Seid ihr gekommen, um mich zu töten?«
    »Uns zu besprechen, ob wir es tun sollten«, erklärte Graf Brass und setzte sich auf einen niedrigen Stein der Ruine. »Ich halte mich für einen guten Menschenkenner, sonst hätte ich nicht so lange überlebt. Und so muss ich erklären, ich kann mir nicht vorstellen, Dorian Falkenmond, dass Ihr je zum Verräter werden könntet. Selbst in einer Lage, die einen Verrat entschuldigen würde, bezweifle ich, dass Ihr tatsächlich zum Verräter würdet. Und gerade das ist das erste, das mich an dieser Situation so beunruhigt. Zweitens sind wir Euch offensichtlich alle vertraut, während wir Euch nicht kennen. Drittens ist da noch die merkwürdige Tatsache, dass nur wir vier in diese seltsame Unterwelt geschickt wurden – das ist ein Zufall, der mich argwöhnisch macht. Und viertens wurde uns vieren eine ähnliche Geschichte erzählt, nämlich, dass Ihr uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft verraten würdet. Angenommen, wir befinden uns jetzt alle in einer Zukunft, in der wir fünf uns schon lange kennen und vor einiger Zeit auch Freunde geworden sind – worauf lässt das schließen?«
    »Dass ihr alle aus meiner Vergangenheit kommt!« rief Falkenmond. »Deshalb scheint Ihr mir viel jünger zu sein, Graf Brass – und auch Ihr, Sir Bowgentle – und du, Oladahn, und du ebenfalls, Huillam …«
    »Wie schmeichelhaft«, sagte d’Averc ironisch.
    »Das bedeutet demnach, dass keiner von uns auf die Weise gestorben ist, wie man uns glauben machen wollte. In meinem Fall also in der Schlacht von Tarkien, Bowgentle an der Pest in einer Burg, d’Averc an Lungenentzündung – und im Falle Oladahns durch einen Bären …«
    »Genau«, bestätigte Falkenmond. »Denn ich lernte euch alle erst später kennen, und ihr wart ganz sicher lebendig. Aber ich erinnere mich auch, wie du, Oladahn, mir einmal erzähltest, dass du fast von einem Bären umgebracht worden wärst. Und Ihr, Graf Brass, glaubtet in der Schlacht von Tarkien schon nicht mehr an einen guten Ausgang für Euch. Und ja, Sir Bowgentle erwähnte die skandische Pest, an der er lange darniederlag.«
    »Und ich?« fragte d’Averc interessiert.
    »Ich vergaß, Huillam – denn deinen Erzählungen nach löste bei dir eine Krankheit die andere ab, dabei warst du immer bei bester Gesundheit.«
    »Ah, dann wurde ich also geheilt?«
    Falkenmond ignorierte d’Averc und fuhr fort: »Es dürfte demnach so gut wie feststehen, dass keiner von euch jetzt sterben wird, wie ihr glaubtet. Wer immer es auch ist, der uns alle hereinzulegen versucht, er möchte euch glauben machen, dass ihr nur durch seine Hilfe überleben könnt.«
    »So ähnlich war auch mein Gedankengang.« Graf Brass nickte.
    »Aber ich fürchte, dann lässt

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