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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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dem Leuchten der weißen Pyramide vor ihnen.
    Plötzlich tauchte eine Landschaft sonnenbeschienener grüner Hügel auf, die jedoch so eilig schwand, wie sie gekommen war. Weitere Gegenden folgten in schneller Reihenfolge: Megalithen aus Licht; Seen aus brodelndem Metall; Städte aus Glas und Stahl; Schlachtfelder, auf denen Tausende ihr Leben ließen; Wälder, durch die schattenhafte Riesen schritten; eisbedeckte Meere. Und immer befand die Pyramide sich vor ihnen, während sie durch eine Ebene der Erde nach der anderen tauchte, durch Welten, die völlig fremdartig waren, aber auch solche, die absolut identisch mit Falkenmonds Welt zu sein schienen.
    Schon einmal zuvor war Falkenmond durch die Dimensionen gereist, doch damals, um, der Gefahr zu entgehen, jetzt dagegen reiste er ihr entgegen.
    Graf Brass schüttelte verwirrt den Kopf. »Was ist eigentlich geschehen? Ich erinnere mich; dass ich versuchte, Baron Kalan anzugreifen. Ich dachte mir, ehe er mich ins Nichts schickte, würde ich mir sein Leben nehmen. Doch als nächstes befand ich mich in diesem – diesem Fahrzeug. Wo ist Bowgentle?«
    »Bowgentle war es gelungen, Kalans Plan zu durchschauen«, erwiderte Falkenmond grimmig und starrte blicklos auf die leuchtende Pyramide vor ihnen. »Und so schickte Kalan ihn dorthin zurück, von woher er kam. Aber Kalan verriet sich – er ahnte nicht, dass ich es hörte. Er sagte, ich könne nur von einem Freund getötet werden – und zwar durch einen Diener des Runenstabs. Und dadurch könnte dieser Freund sich das eigene Leben retten.«
    Graf Brass zuckte die Schultern.» Es scheint mir immer noch ein sehr abartiges Komplott zu sein. Weshalb sollte es eine Rolle spielen, von wem Ihr getötet werdet?«
    »Nun, Graf Brass«, sagte Falkenmond ernst. »Ich habe oft gesagt, dass ich alles dafür geben würde, wenn Ihr nicht in der Schlacht von Londra gefallen wärt. Ich würde dafür sogar mein Leben geben. Wenn also die Zeit kommen sollte, da Ihr genug von all dem hier habt, braucht Ihr mich nur umzubringen.«
    Graf Brass lachte. »Wenn Ihr unbedingt sterben wollt, Dorian Falkenmond, bin ich sicher, dass Ihr einen kaltblütigeren Meuchelmörder in Londra finden könnt – oder wo immer wir nun auch hinreisen.« Er schob sein Schwert in die schwere Messingscheide zurück. »Ich spare mir meine Kraft lieber, um mit Baron Kalan und seinen Knechten abzurechnen, wenn wir sie erst erreichen.«
    »Wenn sie nicht auf uns vorbereitet sind«, murmelte Falkenmond, während die Szenen außerhalb der Kugel immer schneller wechselten. Ihm wurde vom Zusehen schwindlig, und er schloss die Augen. »Diese Reise durch die Unendlichkeit scheint mir eine Endlosigkeit zu dauern! Einmal verfluchte ich den Runenstab, weil er sich in meine Angelegenheiten mischte, aber nun wünschte ich von Herzen, Orland Fank wäre hier, um mir zu raten. Aber es ist ja offensichtlich, dass der Runenstab nichts mit dieser Sache zu tun hat und auch nicht daran interessiert ist.«
    »Um so besser«, brummte Graf Brass. »Für meinen Geschmack gibt es hier ohnehin bereits viel zuviel Zauberei und Wissenschaft. Ich werde glücklich sein, wenn alles vorbei ist, auch wenn es mit meinem Tod endet.«
    Falkenmond nickte zustimmend. Er dachte an Yisselda und die Kinder. Er erinnerte sich des ruhigen Lebens in der Kamarg und welche Zufriedenheit es ihm gegeben hatte, die Tierwelt in den Marschen wieder heranwachsen zu sehen, und mitzuerleben, wenn die Ernte eingebracht wurde. Er bereute es bitter, dass er sich in die Falle hatte locken lassen, die Kalan ihm gestellt hatte, um in der Kamarg zu spuken.
    Da lief es ihm heiß den Rücken hinab. War alles eine Falle?
    Hatte Kalan vielleicht sogar beabsichtigt, dass sie ihm folgten? Eilten sie nun geradewegs in seine Falle? In ihr Verderben?

 
DRITTES BUCH
     
    Alte und neue Träume

 
1. Die unfertige Welt
     
    Graf Brass, der nicht sonderlich bequem an die gekrümmte Kugelhülle gelehnt saß, ächzte und drehte sich auf die Seite. Er spähte durch den gelben Schleier der Wand und beobachtete blinzelnd, wie die Umwelt der Kugel sich vierzigmal in der Sekunde veränderte. Die Pyramide war immer noch voraus. Manchmal konnte er die Silhouette Baron Kalans darin sehen, und manchmal nahm ‚die Pyramide das undurchsichtige blendende Weiß an.
    »Oh, meine Augen schmerzen«, stöhnte er. »Dieser ständig wechselnde Ausblick! Und mein Kopf brummt, wenn ich nur versuche, darüber nachzudenken, was vorgeht. Wenn ich jemals von diesem

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