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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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aus, als gehöre er zu einer eigenen Armee, völlig unabhängig von der anderen!«
    »Ein Trupp, vielleicht, von Soldaten, die der Vernichtung durch das Dunkle Imperium entgingen?«
    »Das glaube ich nicht. Ich weiß nicht, woher sie kamen. Ich weiß nur, dass sie die Berge zur uneinnehmbaren Festung ausbauten und von dort aus operieren. So viele Strafexpeditionen auch gegen sie ausgeschickt wurden, keine einzige kehrte je zurück. Sie rotten ganze Völker aus – bis zum letzten Neugeborenen; plündern Dörfer, Städte, Länder. In dieser Beziehung sind sie eher wie Banditen, denn eine organisierte Armee mit einem Endziel. Es hat jedenfalls den Anschein, dass sie die Länder lediglich des Beuteguts wegen überfallen. Ihr Aktionsradius wird immer weiter, aber alles bringen sie in ihre Bergfestung, die Wertsachen, die gestohlenen Nahrungsmittel und hin und wieder auch Frauen.«
    »Wer ist ihr Anführer?«
    »Ich weiß es nicht, obgleich ich gegen sie gekämpft habe, als sie die Ukraine überfielen. Entweder führen mehr als einer sie an, oder überhaupt keiner. Es gibt keinen, mit dem man verhandeln könnte. Sie scheinen nur von Raub- und Mordgier getrieben zu werden. Sie sind wie die Heuschrecken – ja, eine bessere Beschreibung für sie gibt es nicht. Selbst das Dunkle Imperium ließ Überlebende zurück, denn es plante, die ganze Welt zu beherrschen, und brauchte Untertanen. Aber diese – was immer sie auch sind- sind viel schlimmer.«
    »Es fällt mir schwer, mir einen Angreifer vorzustellen, der schrecklicher ist als das Dunkle Imperium«, sagte Falkenmond.
    »Aber«, fügte er hastig hinzu, »ich glaube Euch selbstverständlich, Katinka van Bak.«
    »Jemand anderem könnt Ihr auch keinen Glauben schenken, denn ich bin die einzige Überlebende. Und das verdanke ich nur meiner Erfahrung, die mir sagt, wann eine Situation hoffnungslos ist und wie man noch einigermaßen ungeschoren davonkommt. Niemand lebt mehr in der Ukrania, auch in vielen anderen Landen jenseits der Bulgarberge nicht.«
    »Ihr seid also geflohen, um die Länder diesseits der Berge zu warnen? Vielleicht, um eine Armee gegen dieses mächtige Lumpenpack aufzustellen?«
    »Ich floh, belassen wir es dabei. Ich habe meine Geschichte allen erzählt, die mir geneigt ihr Ohr liehen, aber ich glaube nicht, dass es viel fruchten wird. Die wenigsten interessiert es, was den Menschen so fern von hier zustieß, selbst wenn man mir überhaupt glaubte. Was ich noch bezweifle. Eine Armee aufstellen zu wollen, ist deshalb aussichtslos. Und ich sollte wohl auch hinzufügen, dass jegliche Armee aus normalen Sterblichen, die sich gegen sie wendete, bis zum letzten Mann vernichtet würde.«
    »Wollt Ihr weiter nach Londra? Graf Brass dürfte inzwischen dort angekommen sein.«
    Katinka van Bak seufzte und gähnte. »Nicht sofort, jedenfalls, wenn überhaupt. Ich bin müde. Seit ich die Ukrania verließ, kam ich kaum mehr aus dem Sattel. Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich gern auf Burg Brass bleiben, bis mein alter Freund zurückkehrt, außer es überkommt mich doch noch, nach Londra weiterzureisen. Im Augenblick jedoch hege ich keinen größeren Wunsch, als mich in diesen Mauern auszuruhen.«
    »Ihr seid selbstverständlich herzlich willkommen«, versicherte ihr Falkenmond eifrig. »Es ist mir eine große Ehre. Ihr müsst mir noch viel mehr von den alten Tagen erzählen – und über Eure Theorie, was diese Vagabundenarmee betrifft – von woher sie kommen mag und so weiter.«
    »Was das betrifft, habe ich nicht die geringste Ahnung«, gestand Katinka van Bak. »Es gibt keine logische Erklärung. Sie tauchten über Nacht auf, und seither sind sie hier. Eine Unterhaltung mit ihnen ist absolut unmöglich. Genauso gut könnte man versuchen, mit einem Orkan reden zu wollen. Irgendwie haftet ihnen etwas wie Verzweiflung an, eine wilde Verachtung für das Leben, auch’ ihres eigenen. Und die Kleidung und das Aussehen dieser Krieger, wie ich schon sagte, sind kunterbunt. Keiner ist wie der andere. Und doch war mir, als hätte ich zwei oder drei der Gesichter in dieser wilden Menge erkannt – Soldaten, von denen ich sicher war, dass sie schon vor vielen Jahren ins Reich der Toten eingingen. Und ich möchte schwören, dass auch Graf Brass’ alter Freund Bowgentle mit ihnen ritt. Doch war ich überzeugt, gehört zu haben, dass er in Londra fiel …«
    »Das stimmt auch. Ich sah seine sterblichen Überreste.« Falkenmond, dessen Interesse bisher nicht allzu groß

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