Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
der mich besonders protegiert hatte, reichte mir ein Schwert, und er und ich führten einen Zweikampf vor, um dem Prinzen zu zeigen, auf welch charmante, wenn auch vielleicht nicht sehr gekonnte Weise ich focht. Prinz Lobkowitz amüsierte sich sichtlich. Er erklärte, er habe an diesem Abend Gäste geladen, und es wäre doch eine großartige Idee, wenn ich statt der üblichen Jongleure und Gaukler auftrat. Das passte mir wunderbar in den Kram. Ich klimperte mit den Wimpern und lächelte verlegen, und tat, als wäre ich überglücklich über solche Ehre und als ob ich nicht wüsste, dass alle über mich lachten.«
    Falkenmond versuchte, sich Katinka van Bak in der Rolle einer Naiven vorzustellen, aber das war zuviel für seine Phantasie. »Und was geschah?« Er war ehrlich gespannt. Zum ersten Mal seit Monaten lenkte ihn etwas von seinen eigenen Problemen ab. Er stützte sein bartstoppeliges Kinn auf eine schmutzige Hand, als Katinka van Bak fortfuhr.
    »Nun, an diesem Abend wurde ich den Gästen vorgestellt, die mir lächelnd zusahen, wie ich nacheinander gegen mehrere von Prinz Lobkowitzs Krieger kämpfte. Sie aßen tüchtig, während sie zusahen, und tranken noch mehr. Verschiedene Gäste boten dem Prinzen hohe Summen für mich. Doch das hob natürlich nur seinen Besitzerstolz, und er lehnte alle Angebote ab. Ich erinnere mich noch, wie er mir zurief:
    »Und nun, kleine Katinka, welche weiteren kriegerischen Künste beherrschst du? Was wirst du uns als nächstes bieten?‹
    Ich hielt den richtigen Augenblick für gekommen. Ich machte einen hübschen Knicks und erwiderte mit scheinbar naiver Kühnheit:
    ›Ich habe gehört, dass Ihr einer der besten Schwertkämpfer seid, Eure Hoheit. Der beste in der ganzen Provinz Berlin. ‹
    ›Das sagt man wohl‹, erwiderte Lobkowitz.
    ›Würdet Ihr mir die Ehre erweisen, die Klingen mit mir zu kreuzen, mein Lord? Damit ich meine Geschicklichkeit gegen den besten Kämpfer in diesem Saal unter Beweis stellen kann?‹
    Prinz Lobkowitz war verständlicherweise ziemlich verblüfft, doch dann lachte er. Er konnte vor seinen Gästen schlecht nein sagen, und damit hatte ich gerechnet. Also entschloss er sich mir die Freude zu machen, aber er sagte ernst:
    ›In Berlin haben wir unterschiedliche Regeln für die verschiedenen Arten von Zweikampf. Wir fechten um den ersten Stich den ersten Schnitt auf der linken Wange, dann den ersten auf der rechten, und so weiter – bis das Duell mit dem Tod endet. Ich möchte nicht gern deine Schönheit verunstalten, kleine Katinka.‹
    ›Dann lasst uns bis zum Tod kämpfen, Eure Hoheit!‹ rief ich und tat, als wäre ich berauscht von der bisherigen Begeisterung der Zuschauer.
    Gelächter brandete auf. Aber ich bemerkte auch, dass viele Augen aufgeregt von mir zum Prinzen huschten. Es bezweifelte natürlich niemand, dass er jeden Zweikampf gewinnen würde, aber es würde ein Erlebnis für sie sein, mein Blut fließen zu sehen.
    Lobkowitz war zu betrunken, um klar denken zu können und sich die Folgen meines Vorschlags zu überlegen. Aber er wollte vor seinen Gästen das Gesicht nicht verlieren.
    ›Ich möchte eine so talentierte Sklavin nicht verlieren‹ erklärte er in väterlichem Ton. ›Wir sollten uns vielleicht lieber einen anderen Einsatz als das Leben einfallen lassen, kleine Katinka.‹
    ›Meine Freiheit schlug ich vor.
    ›Nein, denn ein so unterhaltsames Mädchen wie dich gibt man nicht gern her …‹, begann er. Doch da brüllte ihm Menge zu, eine sportlichere Einstellung zu zeigen. Schließlich wussten sie alle, dass er eine Weile Katz und Maus mit mir spielen konnte, ehe er mich mit einem Hieb kampfunfähig machte oder mich entwaffnete.
    ›Also gut!‹ Er lächelte und zuckte die Schultern. Dann ließ er sich von seiner Leibwache eine Klinge geben und trat zu mir auf die Plattform. ›Wir wollen anfangen‹, sagte er. Ich sah seiner Haltung an, dass er beabsichtigte, das Duell so lange wie möglich hinauszuziehen, um seinen Gästen seine Geschicklichkeit zu beweisen.
    Der Kampf begann meinerseits recht tollpatschig. Die Gäste jubelten mir zu, um mich zu ermutigen, und einige schlossen bereits Wetten ab, wie lange der Kampf dauern würde – natürlich setzte keiner darauf, dass ich gewinnen würde.« Katinka füllte ihren Becher mit Apfelsaft nach und leerte ihn, ehe sie fortfuhr. .
    »Wie Ihr gewiss inzwischen erraten habt, Herzog Dorian, hatte ich mich heimlich zu einem wahrhaft guten Fechter entwickelt. Langsam begann ich

Weitere Kostenlose Bücher