Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
BUCH
     
    Eine Heimkehr

 
1. Ilian von Garathorm
     
    Falkenmond lauschte den Geistern.
    Jeder sprach mit seiner eigenen Stimme zu ihm.
    Mit Falkenmonds Stimme …
    … da war ich Erekose, und ich kämpfte gegen die Rasse der Menschen. Und Urlik Skarsol war ich, Prinz des Südeises, der die Silberkönigin vom Mond tötete. Ich war es, der das Schwarze Schwert trug. Jetzt hänge ich in der Leere des Nichts und warte auf meine nächste Aufgabe. Durch sie wird mir vielleicht eine Möglichkeit gegeben, zu Ermizhdad, meiner verlorenen Liebsten, zurückzukehren. Vielleicht finde ich Tanelorn.
    (Ich war Elric.)
    Soldat des Schicksals … Werkzeug der Zeit … Der Ewige Held … Verdammt zu nie endendem Kampf.
    (Ich war Corum. In mehr als einem Leben war ich Corum.)
    Ich weiß, wie es begann. Vielleicht endet es in Tanelorn.
    Rhalina, Yisselda, Cymoril, Zarozina …
    So viele Frauen.
    (Ich war Arflane. Asquiol. Aubec.)
    Alle sterben, nur ich nicht.
    (Ich war Falkenmond …)
    »Nein! Ich BIN Falkenmond!«
    (Wir alle sind Falkenmond. Falkenmond ist wir.)
    Alle leben, nur ich nicht.
    John Daker? War er der erste?
    Oder der letzte?
    Ich habe so viele verraten, und so viele verrieten mich.
    Gesichter schwammen vor seinen Augen. Jedes Gesicht war anders. Jedes Gesicht war sein Gesicht. Er schrie und versuchte sie fortzuschieben.
    Aber er hatte keine Hände.
    Er versuchte, zu sich zu kommen. Lieber durch Katinka van Baks Dolch zu sterben, als diese Qualen zu erdulden! Das war es, wovor er sich gefürchtet, was er zu entgehen versucht hatte. Das war der Grund, weshalb er sein Gespräch mit Jhary-a-Conel nicht weitergeführt hatte. Aber jetzt stand er trotzdem allein gegen tausend Manifestationen seines Selbst.
    Der Kampf ist ewig. Der Krieg ist endlos.
    Und nun müssen wir Ilian werden. Ilian, deren Seele vertrieben wurde. Ist das nicht eine seltsame Aufgabe?
    »Ich bin Falkenmond! Nur Falkenmond!«
    Und ich bin Falkenmond – und Urlik Skarsol – und Mann von Garathorm. Vielleicht finde ich hier Tanelorn? Lebe wohl Südeis und sterbende Sonne. Lebe wohl. Silberkönig und Schreiender Kelch. Lebe wohl, Graf Brass. Lebe wohl, Urlik. Lebe wohl, Falkenmond …
    Flüchtig fühlte Falkenmond, wie seine Erinnerungen schwanden. Statt ihrer drängten sich Millionen anderer auf. Erinnerungen an bizarre Welten und exotische Landschaften, an sowohl menschliche als auch nichtmenschliche Geschöpfe. Erinnerungen, die ganz einfach nicht die eines einzelnen Mannes sein konnten – und doch waren sie wie die Träume, die sich ihm auf Burg Brass aufgedrängt hatten. War das überhaupt auf Burg Brass gewesen? Vielleicht doch anderswo? In Melnibone? In der Burg Erorn an der See? An Bord des seltsamen Schiffes, das jenseits’ der Erde dahinsegelte? Wo? Wo hatte er diese Träume gehabt?
    Plötzlich wusste er, dass er sie an all diesen Orten geträumt hatte und sie an allen diesen Orten wieder träumen würde.
    Er wusste, dass es so etwas wie die Zeit nicht gab.
    Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft waren dasselbe. Sie existierten alle im gleichen Augenblick – und es gab sie zu keinem.
    Er war Urlik Skarsol, Prinz des Südeises, und seinen Schlitten zogen Bären über die gewaltige Eisfläche unter einer sterbenden Sonne. Seinem Ziel sollten sie ihn entgegenbringen. Wie Falkenmond Yisselda gesucht hatte, so suchte auch er nach einer Frau, die er nicht erreichen konnte. Ermizhdad hieß sie. Doch Ermizhdad hatte nicht Urlik Skarsol geliebt, sondern Erekose. Aber Erekose war auch Urlik Skarsol.
    Tanelorn – das war Urliks Ziel!
    Tanelorn – sollte es auch Falkenmonds sein?
    Der Name war so vertraut. Viele Male hatte er Tanelorn gefunden, und einmal sogar dort gelebt, doch jedes Mal war Tanelorn anders.
    Und es gab da ein Schwert. Ein Schwert, das viele Manifestationen hatte. Ein schwarzes Schwert. Doch oft zeigte es sich auch anders. Ein Schwert …
    Ilian von Garathorm nannte ein gutes Schwert ihr Eigen. Ilian griff danach, aber es hing nicht an ihrer Seite. Ilians Finger tasteten über das Kettenhemd, über Seide, über Fleisch. Ilians Hände berührten saftiges Gras, und Ilians Nase nahm den würzigen Duft des Frühlings auf. Ilians Augen öffneten sich. Zwei Fremde standen vor ihr: ein junger Mann und eine Frau mittleren Alters. Doch ihre Gesichter waren ihr vertraut.
    Falkenmond sagte: »Katinka van …« Und dann vergaß Ilian den Rest des Namens. Falkenmond fühlte seinen Körper und war verwirrt. »Was habt Ihr aus mir gemacht?« Und Ilian

Weitere Kostenlose Bücher