Der Weg Nach Tanelorn
Ebenholz eingelegt und mit kostbaren Steinen besteckt. Die Schnitzereien seines Holzrahmens waren die Arbeit eines begnadeten Künstlers. Falkenmond und Katinka van Bak hatten sich gewehrt, dieses kostbare Geschenk anzunehmen, aber Prinz Karl hatte darauf bestanden. »Der Schlitten ist genau das Richtige für dieses Wetter«, erklärte er. »Eure Pferde können nebenhertraben und werden frisch sein, wenn ihr sie braucht.« Acht schwarze Wallache zogen ihn mit Geschirren aus schwarzem Leder mit Silberbeschlägen. Silberglöckchen hingen daran aber aus Gründen, die keiner Erklärung bedurften, hatte man ihre Klöppel umwickelt.
Der Schnee fiel in dichten Flocken, und die Straßen, die aus Pescht hinausführten, waren eisigglatt. Unter diesen Umständen schien es wirklich das Beste, den Schlitten zu benutzen. Er war vollbeladen mit Proviant, warmen Pelzen und einem Zelt, das selbst bei stürmischem Wetter schnell aufgebaut werden konnte. Dann hatte der Prinz ihnen noch schon fast antike Gerätschaften mitgegeben, die in etwa nach dem Prinzip der Flammenlanzen funktionierten. Auf diesen Geräten konnten sie ihr Essen wärmen, ja sogar bereiten – und der auswahlreiche Proviant, mit denen der Prinz sie versorgt hatte, hätte eine kleine Armee sattgemacht. Es war wahrhaftig nicht nur Höflichkeit gewesen, als Prinz Karl ihnen versichert hatte, dass er sich über ihren Besuch freue.
Jhary-a-Conel hatte keine Hemmungen, den Schlitten anzunehmen. Er freute sich wie ein Kind, als er hineinkletterte und es sich zwischen Haufen weicher Pelze bequem machte. »Erinnert Ihr Euch, als Ihr Urlik wart?« fragte er Falkenmond. »Urlik Skarsol, Prinz des Südeises? Damals zogen Bären Euren Schlitten.«
»Ich entsinne mich an nichts dergleichen«, erwiderte Falkenmond scharf. »Ich wollte, ich verstünde Eure Motive, auf diesen Behauptungen zu bestehen.«
»Nun ja«, Jhary-a-Conel seufzte und, fuhr philosophisch fort: »Vielleicht werdet Ihr es später verstehen.«
Prinz Karl verabschiedete sie persönlich und winkte ihnen noch lange von der trutzigen Stadtmauer aus nach.
Der große Schlitten flog nur so dahin. Falkenmond fragte sich erstaunt, weshalb diese Art von Fortbewegung und ihre Geschwindigkeit ein solches Glücksgefühl und doch gleichzeitig Besorgnis in ihm auslösten. Wieder hatte Jhary etwas erwähnt, das den Hauch eines Echos der Erinnerung in ihm weckte. Und doch war es offenbar, dass er nie dieser »Urlik« gewesen sein konnte – auch wenn er von dem Namen geträumt hatte.
Das Wetter war ideal für eine Schlittenfahrt. Es hatte aufgehört zu schneien, und der Schnee war gefroren. Die acht schwarzen Wallache schienen unermüdlich im Geschirr, als sie den Schlitten immer näher zu den Bulgarbergen zogen.
Und immer noch schien Falkenmond etwas schrecklich vertraut zu sein. Er sah vor seinem inneren Auge einen silbernen Wagen, dessen vier Räder an Schiern befestigt waren und der über ein weites Eisland dahinschoß. Und er sah auch ein Schiff – aber ein Schiff, das über eine andere Eisfläche flog. Es handelte sich bei diesen beiden Bildern nicht um die gleichen Welten, dessen war er erstaunlicherweise sicher. Und keine dieser beiden Welten war diese, seine, Falkenmonds, Welt. Verärgert schob er diese unsinnigen Gedanken von sich, so gut er nur konnte. Aber sie waren hartnäckig.
Vielleicht sollte er sich mit seinen Fragen an Katinka van Bak und Jhary-a-Conel wenden, aber er brachte sie einfach nicht über die Lippen. Er fürchtete, dass ihm die Antworten nicht gefallen würden.
Und so fuhren sie weiter, durch den jetzt wirbelnden Schnee, während das Terrain immer mehr anstieg und ihre Geschwindigkeit sich ein wenig verringerte.
Nach dem Aussehen der Gegend zu schließen, durch die sie jetzt kamen, hatten in letzter Zeit sicherlich keine Überfälle stattgefunden. Mit den Händen an den Zügeln der schwarzen Wallache machte Falkenmond Katinka van Bak darauf aufmerksam.
»Weshalb erwartet Ihr hier Zeichen von Mord und Brandschatzen?« erwiderte sie kurz. »Ich sagte Euch doch, dass sie sich mit ihren Überfällen auf die Lande jenseits der Berge beschränkten.«
»Dann muss es dafür eine Erklärung geben«, meinte Falkenmond. »Und wenn wir sie finden, entdecken wir damit möglicherweise auch ihre Schwäche.«
Die Straße wurde schließlich so steil, dass die Hufe der Pferde auf dem Eis ausglitten, als sie sich plagten, den Schlitten zu ziehen. Es hatte nachgelassen zu schneien und war inzwischen
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