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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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noch ein paar Ebenholzhäuser, die, obwohl sie hinter den dichten Ranken und niedrigen Zweigen kaum noch als solche zu erkennen waren, doch noch fast so bewohnbar waren wie zu der Zeit, als man sie neu errichtet hatte.
    In der Mitte der Lichtung hielten die drei an. Sie blieben jedoch auf ihren Tieren sitzen und sahen sich vorsichtig um. Riesige Äste bewegten sich über ihnen im Wind, und fleckige Schatten huschten über das Gras.
    Ilian sah diese Schatten als jene von Menschen. Es war leicht möglich, dass Ymryls Männer sich hier einquartiert hatten und nicht ihre eigenen Leute – falls überhaupt jemand sich hier befand. Ihre Hand lag um den Schaft der so merkwürdig vertrauten Flammenlanze, jederzeit bereit, einen Angriff abzuwehren.
    Katinka van Bak hob die Stimme und sprach deutlich betont:
    »Wenn ihr unsere Freunde seid, werdet ihr uns erkennen. Ihr werdet wissen, dass wir hier sind, um uns mit euch gegen Ymryl zu verbünden.«
    »Es ’scheint niemand hier zu sein«, meinte Jhary-a-Conel. Er stieg vom Pferd und sah sich weiterhin wachsam um. »Aber jedenfalls ist es ein guter Platz, um die Nacht zu verbringen.«
    »Seht! Das ist eure Königin Ilian, Pyrans Tochter! Erinnert ihr euch, wie sie das flammende Banner gegen Ymryls Armee in die Schlacht trug? Und ich bin Katinka van Bak und euch gewiss ebenfalls als Ymryls Feindin bekannt. Das hier ist Jhary-a-Conel. Ohne seine Hilfe stünde eure Königin heute nicht hier.«
    »Ihr haltet nur den Vögeln und Eichhörnchen eine Ansprache, Katinka van Bak«, brummte Jhary-a-Conel. »Es sind keine Garathormer hier.«
    Er hatte seinen Satz kaum beendet, als die Netze auch schon über ihre Köpfe flogen. Dank ihrer Erfahrung wehrten die drei sich nicht dagegen, sondern versuchten völlig ruhig, ihre Schwerter aus den Scheiden zu ziehen, um sich freizuschneiden. Aber Katinka und Ilian saßen immer noch auf ihren Pferden. Ilian wäre es schon fast geglückt, sich aus den Maschen zu befreien, aber ihr Hengst wieherte vor Angst und bäumte sich ständig auf. Nur Jhary, der bereits im Gras gestanden hatte, konnte unter dem Netzrand hindurchschlüpfen und stand mit der Klinge in der Hand bereit, als etwa zwanzig Männer und Frauen von hinter den Brustwehrruinen hervorstürmten.
    Ilians Arme verfingen sich in den teilweise zerschlitzten Maschen des Netzes, und als sie versuchte, wenigstens davon freizukommen, rutschte sie von dem unruhigen Pferd und landete unsanft auf dem Boden.
    Jemand stieß sie heftig in den Bauch. Sie zog vor Schmerz die Luft ein und hörte verschiedene Stimmen sie mit Beleidigungen überschütten, obgleich sie die einzelnen Worte nicht verstand.
    Katinka van Bak hatte ganz offensichtlich die Situation falsch eingeschätzt. Diese Menschen waren zweifellos keine Freunde.

 
4. Ein Pakt wird geschlossen
     
    »Ihr seid Dummköpfe!« sagte Katinka van Bak geringschätzig. »Ihr verdient die Chance nicht, die wir euch bieten. Eure Handlung passt wunderbar in Ymryls Pläne. Seht ihr denn nicht ein, dass ihr genau das tut, was er sich von euch erhofft?«
    »Schweigt!« Der junge Mann mit der Narbe quer über dem Kinn funkelte sie böse an.
    Ilian hob den Kopf und schüttelte schwach den Kopf, um ihr Gesicht von den schweißnassen Haarsträhnen zu befreien. »Weshalb versucht Ihr es denn immer wieder, Katinka? Aus ihrer Sicht gesehen, haben sie schließlich recht.«
    Seit drei Tagen hingen sie schon an den Armen von einem Baum. Sie wurden nur heruntergelassen, um etwas Essen zu sich zu nehmen und sich erleichtern zu können. Doch trotz des damit verbundenen Schmerzes war es nichts, verglichen mit dem, was Ilian in Ymryls Kerker erduldet hatte. Am ersten Tag hatte sie noch mehrere Tritte in den Magen bekommen. Man hatte sie angespuckt, sie geschlagen, sie gedemütigt. Aber es machte ihr nichts aus. Sie hatte es verdient, weshalb also dagegen aufbegehren?
    »Sie vernichten sich selbst, wenn sie uns vernichten«, sagte Jhary-a-Conel ruhig. Auch er schien die Schmerzen kaum zu empfinden. Es hatte den Anschein, als habe er während ihrer Folter die meiste Zeit geschlafen. Seine schwarz-weiße Katze war verschwunden.
    Der junge Mann blickte von Ilian zu Katinka und Jhary. »Wir sind ohnehin zum Untergang verdammt«, brummte er. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis Ymryls Bluthunde uns aufstöbern.«
    »Genau das wollte ich damit andeuten«, warf Katinka van Bak ein.
    Ilian blickte über die Ruinen der alten Stadt. Von den Stimmen angelockt, kamen die anderen zu

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