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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Lord des Dunklen Imperiums – dieser Baron Kalan – hat nicht die nötigen Fähigkeiten dazu?«
    »Seine Fähigkeiten wären zweifellos ausreichend – in seiner eigenen Dimension. Aber wenn er nicht an Arioch glaubt, kann er Ymryl nicht helfen. Zum Glück für uns.«
    »Der Gedanke an noch mächtigere Kreaturen als Ymryl und seine Meute, mit der er Garathorm eroberte, ist nicht sehr angenehm«, murmelte Ilian. Obgleich die merkwürdigen Halberinnerungen, die ihr von Zeit zu Zeit durch den Kopf huschten, sie nicht störten, war ihre Stimmung doch immer düsterer geworden, seit sie sich an ihren Verrat an ihrem Bruder Bradne erinnert hatte. Sie hatte seine Leiche selbst nicht gesehen, aber gehört, dass nicht viel davon übrig war, als Ymryls Schlächter sie zur Stadt zurückbrachten. Denn kurz zuvor, noch ehe Ymryl sich an Ilians Grauen erfreuen konnte, hatte Katinka van Bak sie aus dem Kerker geholt.
    Ymryl hatte sich ausgemalt, was folgen würde. Sie wäre so voll Abscheu vor sich selbst gewesen, dass sie alles getan hätte, was er von ihr verlangte. Sie wusste, sie hätte sich ihm schon fast voll Dankbarkeit ergeben, nur um ihre schreckliche Schuld zu sühnen. Sie stieß pfeifend den Atem aus, als sie sich ihrer Gefühle erinnerte. Nun, zumindest hatte sie Ymryl diese Genugtuung versagt.
    Geringer Trost, dachte sie zynisch. Aber sie hätte sich keineswegs besser gefühlt, wenn sie mit Ymryl das Bett hätte teilen müssen. Es hätte ihr Schuldgefühl nicht gemindert, sondern lediglich ihre Hysterie zu diesem Zeitpunkt noch erhöht. Nie würde sie ihr eigenes Gewissen beruhigen können, auch wenn keiner ihrer Freunde ihr die Schuld für das Geschehene gab. Aber zumindest konnte sie aus ihrem Hass das Beste machen. Sie war entschlossen, Ymryl und alle seine Kumpane zu vernichten, obgleich sie sicher war, dass das zu ihrem eigenen Untergang führen würde. Aber genau das war es, was sie bezweckte. Keinesfalls würde sie sterben, ehe nicht Ymryl geschlagen oder tot war!
    »Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, dass Eure Landsleute sich uns nicht zeigen werden«, gab Katinka van Bak zu bedenken. »Die, die Ymryl nicht bekämpfen, sind vorsichtig geworden, und befürchten Verrat von jeder Seite.«
    »Und vor allem von mir«, murmelte Ilian bitter.
    »Sie wissen vielleicht gar nichts von Eures Bruders Gefangennahme und Ermordung«, meinte Jhary. »Oder zumindest nicht von den Umständen, die dazu führten …«
    »Ymryl wird dafür gesorgt haben, dass jeder Eures Volkes erfuhr, was Ihr getan habt«, widersprach Katinka van Bak Jhary. »Das würde jedenfalls ich an seiner Stelle tun. Und Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass er die Tatsachen so auslegte, wie es am besten in seinen Kram passte. Nachdem die letzte Angehörige des Königshauses sich als Verräterin erwiesen hat, wird der Widerstand des Volkes geringer werden, und Ymryl hat dadurch leichtes Spiel. Ich habe selbst viele Städte erobert und weiß, was man tun muss. Und ganz sicher war auch Virinthorm nicht Ymryls erste Stadt. Wenn er Euch nicht auf eine Weise benutzen konnte, Ilian, tat er es eben auf eine andere.«
    »Keine Auslegung meines Verrats kann schlimmer sein als die Wahrheit«, sagte Ilian leise.
    Die ältere Frau schwieg. Sie presste die Lippen aufeinander, stieß dem Pferd die Absätze in die Seite, und ritt voraus.
    Fast den ganzen Tag brachen sie sich einen Weg durch den verschlungenen Wald. Je tiefer sie kamen, desto dunkler wurde es – aber es war eine beruhigende Dunkelheit von tiefem Grün und voll des würzigen Duftes. Sie befanden sich nordöstlich von Virinthorm und entfernten sich von der Stadt. Katinka glaubte zu ahnen, wo sie einige der überlebenden Garathormer finden mochten.
    Endlich kamen sie auf eine warme, sonnenbeschienene Lichtung, an deren Helligkeit ihre Augen sich erst gewöhnen mussten. Katinka van Bak deutete auf die andere Seite dieser Lichtung.
    Ilian sah dunkle Formen unter den Bäumen, unebene, ausgezackte Formen. Da erinnerte sie sich.
    »Ja, natürlich!« rief sie. »Tikaxil! Ymryl weiß nichts von dieser alten Stadt!«
    Tikaxil hatte es lange vor Virinthorm gegeben. Es war einst eine blühende, wohlhabende Handelsstadt gewesen, die Wiege von Ilians Vorfahren. Eine befestigte Stadt war es, mit Mauern aus starken Hartholzblöcken, von denen einer auf den anderen gesetzt war. Die meisten dieser Blöcke waren inzwischen verschwunden, aber ein paar Bruchstücke der Brustwehr waren doch zurückgeblieben. Und es gab

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