Der Weg nach Xanadu
auf,
vielleicht eine Spange aus smaragdgrünem Schildpatt, die sich die Meeresgöttin
ins Haar gesteckt hatte. Violette Bögen aus flammendem Heidekraut umkränzten
ihr steinernes Haupt wie eine heidnische Gloriole.
Das war ein Meerblick, keine
Frage.
Ich warf mich rücklings aufs
Bett, ein Härtetest für das Holzgestell, aber es hielt stand, selbst das leise
Ächzen klang nicht beleidigt, es war eher ein arrogantes »Ist das alles, womit
du mich schrecken willst?«. Morpheus hatte mich sofort in seinen Pranken, und
ich träumte nicht von Tischen und Kaminen, sondern von einem friedlichen
Barbecue mit riesigen Truthahnkeulen, im weißen Kiesstrand, auf der Schulter
der Göttin.
Dreizehn Wer die Installationen in britischen Badezimmern in Anspruch nehmen möchte, dem
sei die Aneignung eines angemessenen Basiswissens empfohlen. Die Armaturen an
der Dusche zum Beispiel mögen sich dem Nichtkenner der Materie äußerlich wie
zwei gewöhnliche Wärmeregler darstellen. Vorsicht! Dieser Irrtum kann zu
Verletzungen führen. Hinter der Tarnung harmloser Drehknöpfe mit blauem oder
rotem Punkt halten sich in Wirklichkeit etwa walnußgroße Zwergdämonen
verschanzt, sehr bösartig, die pure Teufelsbrut. So kann schon die Drehung um
etwa zehn Grad — und bei der Größe der Dinger handelt es sich dabei um
Millimeter — den Wasserstrom aus der Dusche in einen nadelspitzen Eisregen oder
in Lavamassen eines frisch ausgebrochenen Vulkans verwandeln. Die Schreie der
Unvorsichtigen mischen sich dann mit dem Kichern der Dämonen, was die
Unvorsichtigen aber nie hören, weil sie eben so mit Schreien beschäftigt sind.
Es empfiehlt sich also folgender Ablauf:
1. das Duschsieb nach hinten
drehen, sodaß der Strahl die Rückwand der Anlage treffen wird.
2. Sehr langsames Aufdrehen
beider Knöpfe, unbedingt immer gleichzeitig, das verwirrt die Biester. Der
gefährdete Körper sollte sich so vollständig wie möglich außerhalb der
Duschzelle befinden. Nur der Oberkörper ist leicht vorgeneigt, die Hände an den
Armaturen in permanenter Reflexbereitschaft. Das Gesicht in jedem Fall
abwenden. Über beide Arme ein schützendes Handtuch legen. Die Gesamtheit dieser
Maßnahmen hat leider eine eher unbequeme Kreuzhohlstellung zur Folge, sodaß man
diese Operationen nicht allzu bedächtig durchführen sollte.
3. Prüfen der Wassertemperatur
mit einem saugfähigen Gegenstand, an dem das Herz des Besitzers nicht allzusehr
hängt. Meiner Erfahrung nach eignet sich am besten ein auf einen Holzstab
gespießter alter Waschlappen. Wenn das Ding nicht sofort verkohlt oder zu einem
Eisbrikett erstarrt, darf Hoffnung aufkeimen.
4. Wenn der Lappen nach
wiederholten Regulierungsvorgängen die gewünschte hautverträgliche Temperatur
erreicht hat, macht der mäßig Fortgeschrittene oft den Fehler, sich gleich
unters Wasser zu stürzen. Ein Kollege vom Institut verlor auf diese Weise seine
linksseitige Körperbehaarung, von der Pobacke abwärts. Erst wenn sich nach fünf
Minuten die Temperatur nicht wieder verändert hat, kann an den Beginn des Reinigungsvorgangs
gedacht werden.
5. Duschsieb in geeignete
Position drehen. Sehr zügig Säuberung vollziehen. Besser eine nicht ganz
akkurate Reinigung als eine Hauttransplantation. Die Berührung der Drehknöpfe
mit irgendeinem Körperteil um jeden Preis vermeiden, lieber unelegante
Verrenkungen in Kauf nehmen.
6 . Aus dem
Gefahrenbereich steigen, abtrocknen, erst dann unter Beibehaltung der oben
genannten Sicherheitsmaßnahmen den Dämonen die Gurgel zudrehen.
Kreuzhohlstellung langsam entlasten. Leichte Gymnastik, am besten aus dem
reichen Übungsschatz der Isometrie. Fertig.
So einfach ist das also, wenn
man es nur weiß.
Nach dem Duschen zwang mich der
Heißhunger den Hügel hinunter. Es war schon später Nachmittag, zu spät für
einen Lunch, aber noch zu früh fürs Abendessen. »Dinner ab 18 Uhr«, hörte ich
dreimal hintereinander die Wirtsleute sagen; ein fahrlässiger
Versorgungsengpaß, denn es gab nur drei Pubs in Lynton, und zwei Stunden
Fastenzeit waren eine echte Bedrohung für meine Gesundheit. Da half nur eines: Fresh
Fish and Chips. Nahm diesmal nur eine Portion Fisch, denn hier gab es auch
Chicken. Ließ mir ordentlich Essig auf beide Chipsportionen schütten, erstand
in einem Off-Licence-Laden zwei Dosen Bitter und spazierte zum Friedhof hoch,
wo man sich auf den Bänken unbehelligt ausbreiten konnte.
Nach dem Essen holte ich meine
Fahrpläne und die Landkarte aus dem Rucksack,
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