Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
Vom Netzwerk:
spielte, nur um dann, wenn sie ein wenig Vertrauen fassten, alles zu zerstören, was ihnen kostbar war. Überrascht angesichts seines hochkochenden Zorns, versuchte er, sich zu beruhigen, indem er von ihrem Eintopf probierte. Es funktionierte. Die Aromen linderten seine Wut und halfen ihm, sich zu entspannen.
    »Wow!«, rief er aus.
    » Wow  – ja, das ist eines meiner Lieblingswörter«, sagte sie und kicherte leise. »Ist mir eine Freude, dir Gutes zu tun, Anthony.«
    Er schaute sie an. Sie füllte sich nun selbst Suppe in eine Schale, stand dabei mit dem Rücken zu ihm. Das Feuer tauchte ihre Gegenwart in ein besonderes Licht und schien ein unsichtbares Parfüm zu entzünden, das dem ganzen Raum etwas Liturgisches verlieh. Es ergab überhaupt keinen Sinn, dass Jesus und diese Frau zu jenem Gott in Beziehung stehen sollten, von dem sie so unverständlich positiv sprachen. Falls ihr Tonys innere Anspannung aufgefallen war, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Und dieser Vater-Gott? Lebt er hier … in meiner Welt?«, fragte er, und in seinen Worten lag eine spröde Schärfe. Er dachte an die Ansammlung von Lichtern am unteren Ende des Anwesens.
    »Nein, nicht als ein Habitat. Anthony, du hast nie Platz für ihn geschaffen, jedenfalls nicht innerhalb dieser Mauern. Zwar ist er niemals abwesend, aber er wartet draußen im Wald auf dich. Er zwingt niemandem eine Beziehung auf. Das verbietet ihm die Hochachtung, die er für euch empfindet.« Ihr Benehmen war sanft wie eine Feder. Ihm wäre es lieber gewesen, Enttäuschung aus ihrer Stimme herauszuhören. Damit konnte er umgehen. Aber Herzensgüte empfand er als glatt und wenig greifbar. So schnell, wie sein Zorn erwacht war, hatte er ihn wieder begraben. Er aß etwas Eintopf und wechselte das Thema.
    »Schmeckt wirklich toll! Da sind Gewürze drin, die ich nicht erkenne.«
    Sie lächelte über das Kompliment. »Habe ich aus Resten gekocht. Ein geheimes Familienrezept. Darf ich leider nicht verraten.« Sie reichte ihm Fladenbrot, das er eintunkte und probierte. Es schmeckte ebenfalls unvergleichlich gut.
    »Also, wenn du ein Restaurant aufmachst, könntest du richtig Kohle verdienen.«
    »Ach, Anthony – Geschäftsmann durch und durch. Haben Freude und Wohlbefinden nur dann einen Wert, wenn du Profit daraus schlägst? Es geht doch nichts darüber, einen Fluss aufzustauen und ihn in einen Sumpf zu verwandeln, nicht wahr?«
    Er erkannte, wie grob seine Worte geklungen hatten, und er fing an, sich zu entschuldigen. Sie hob die Hand. »Anthony, nicht. Ich habe nur eine Beobachtung mitgeteilt, nicht bewertet, was du gesagt hast. Ich erwarte von dir nicht, dass du dich änderst. Ich kenne dich, aber ich weiß auch, wie du geschmiedet und geformt wurdest, und ich habe die Absicht, das aus der Tiefe, aus dem Vergessen, zurück ins Licht zu rufen.«
    Wieder fühlte er sich unbehaglich, als hätte sie ihn nackt ausgezogen.
    »Oh, danke, Großmutter.« Wieder wechselte er rasch das Thema, in der Hoffnung, ein sichereres zu finden. »Um aufs Essen zurückzukommen: Ist es in meinem Zustand, du weißt ja, Koma und so, überhaupt notwendig, zu essen?«
    Ihre Antwort kam rasch und direkt. »Nein! Du wirst im Krankenhaus künstlich ernährt. Aber das ist nicht meine Vorstellung von einer guten Mahlzeit.«
    Großmutter stellte ihre Schale ab und beugte sich auf ihrem Hocker vor. »Hör gut zu, Anthony. Du stirbst.«
    »Na ja, Jesus hat gesagt, dass wir alle …«
    »Nein, Anthony, das meine ich nicht. Du liegst in einem Zimmer in der Uni-Klinik und näherst dich dem Ereignis deines körperlichen Todes. Du stirbst.«
    Er versuchte, diese Botschaft zu verdauen. »Deshalb bin ich also hier? Weil ich sterbe? Müssen alle Menschen da hindurch, durch diese … diese Einmischung? Was versucht ihr denn? Meine Seele zu retten?« Er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten und er wütend wurde. »Wenn ihr Typen Gott seid, warum tut ihr dann nichts? Warum heilt ihr mich nicht einfach? Warum schickt ihr nicht irgendeinen Pfarrer oder etwas Ähnliches dort in die Klinik, der für mich betet, sodass ich nicht sterbe?«
    »Anthony …«, begann sie, aber er war bereits aufgestanden.
    »Ich sterbe, und du sitzt hier herum und tust nichts. Mag sein, dass nicht viel mit mir los ist, und offensichtlich habe ich mein Leben gründlich verpfuscht, aber bin ich denn völlig wertlos für euch? Zähle ich nicht doch irgendwie? Wenn es keinen anderen Grund gibt, dann vielleicht wenigstens den, dass

Weitere Kostenlose Bücher