Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
Wohnzimmer zurück, wo sie in eine geflüsterte Unterhaltung hineinplatzte. Sie gab dem Kirchenvorsteher Clarence das Glas. Er bedankte sich mit einem Kopfnicken. Sie setzte sich den beiden Männern gegenüber hin, die ihr ein wenig wie Inquisitoren vorkamen.
»Mrs. Saunders«, begann der Pastor.
»Eigentlich Ms. Saunders«, korrigierte ihn Maggie. »Ich bin nicht verheiratet.« Sie konnte es sich nicht verkneifen, dabei Clarence anzulächeln, und hätte sich hinterher am liebsten deswegen geohrfeigt.
»Natürlich, Ms. Saunders. Wie Sie wissen, bin ich Pastor Skor, einer der leitenden Pastoren der Kirche, die Sie nun wie lange besuchen? Sechs, sieben Monate?«
»Zweieinhalb Jahre«, antwortete Maggie.
»Oh, tatsächlich? Wie die Zeit vergeht«, sagte der Pastor. »Nun, ich bedaure, dass wir uns bisher nicht persönlich kennengelernt haben, oder unter angenehmeren Umständen, aber nach dem … hm … Vorfall gestern Abend, nun …«
»Oh, was das betrifft …« Maggie beugte sich vor und fing an, dem Pastor beruhigend aufs Knie zu klopfen. Sofort versteifte er sich und rückte von ihr weg, als hätte sie eine ansteckende Krankheit. »Das war ein riesiges Missverständnis. Sehen Sie, ich stand in letzter Zeit enorm unter Stress. Sie wissen ja, wie es um Lindsay steht. Gestern Abend brach das alles irgendwie aus mir heraus. Es tut mir wirklich schrecklich leid …« Sie merkte, dass sie krampfhaft eine Entschuldigung plapperte, aber konnte nicht an sich halten, bis der Pastor die Hand hob. Sie verstummte mitten im Satz.
»Lindsay ist Ihre Tochter?«, fragte er und klang dabei richtig besorgt.
»Meine Tochter? Nein!« Maggie war ein wenig schockiert und warf Clarence einen Blick zu, der ihr mit einem leichten Kopfschütteln offenbar signalisieren wollte, dieses Thema nicht anzuschneiden. Sie wandte sich wieder dem Pastor zu. »Sie wissen nicht, wer Lindsay ist, richtig?«
»Nein, leider nicht. Aber wie dem auch sei, Sie müssen verstehen, dass ich in unserer Kirche dafür zuständig bin, das spirituelle Leben zu beaufsichtigen, das spirituelle Leben unserer Gemeindemitglieder.«
»Iah! Iah!«, plärrte Tony dazwischen.
Maggie schlug sich aufs Bein und juckte sich dann, als sei sie von einer Mücke gestochen worden, in der Hoffnung, Tony dadurch zum Schweigen zu bringen, ohne Fragen zu provozieren. Sie lächelte, was der Pastor als Ermutigung deutete, mit seiner Rede fortzufahren.
»Im Licht der … hm … Vorgänge des gestrigen Abends sehe ich es als meine Pflicht an, unseren Gemeindemitgliedern geistlichen Beistand auf einem Gebiet zu geben, mit dem wir lange Zeit sehr nachlässig umgegangen sind, wofür ich die volle Verantwortung übernehme. Gott hat mich für diese Nachlässigkeit gestraft, indem er mir eine schlaflose Nacht bereitete, in der ich aufrichtig bereute, welch sündige und gleichgültige Einstellung ich gegenüber Seinem Wort entwickelt hatte, gegenüber zentralen Kirchenlehren und unserer innerkirchlichen Ordnung bezüglich des Verhaltens unserer Gemeindemitglieder. Ms. Saunders, ich stehe tief in Ihrer Schuld. Sie haben unserer Gemeinde und mir persönlich einen großen Dienst erwiesen, dadurch, dass Sie ein Licht auf unseren sündigen Zustand geworfen haben. Ich bin also heute hierhergekommen, um Ihnen zu danken!«
Damit lehnte er sich zurück. Maggie und Clarence waren sichtlich verblüfft, der Pastor hingegen wirkte zufrieden.
»Also, nichts zu danken, ich meine, gern geschehen«, stammelte Maggie unsicher.
»Das ist ein Trick!« Tony konnte nicht an sich halten. »Irgendwas ist hier faul. Einer dieser beiden Herren ist garantiert korrupt.«
Maggie schlug sich wieder aufs Bein und wollte gerade aufstehen, als der Pastor sich vorbeugte.
»Ms. Saunders, wir haben eine gesunde und vitale Kirchengemeinde. Wir sind offen für das Wirken des Heiligen Geistes. Wir lassen Frauen zur vollen Teilnahme am Gottesdienst zu. Sie dürfen sogar gelegentlich vor der Gemeinde prophetische Worte sprechen – natürlich nur, wenn die Kirchenleitung diese Worte zuvor angehört und freigegeben hat. Frauen unterrichten unsere Kinder, und es gibt auf der Welt keine größere Verantwortung als die Erziehung und Ausbildung unserer Jungen und Mädchen. Sie sind die Zukunft unserer Kirche. Wir sind der Wahrheit verpflichtet, dass Mann und Frau vor Gott gleich sind …«
»Aber?«, flüsterte Tony. »Ich höre ein ›Aber‹ kommen …«
Maggie schlug sich aufs Bein und juckte sich.
»Frauen sind
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