Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
glaube, es gehört Ihnen. Es passiert selten, dass ich den Ohrring einer Frau in meiner Kleidung finde.«
Maggie war mehr erleichtert als verlegen. »Oh, Clarence, vielen Dank! Er gehört zu einem Paar Ohrringe, das meine Mutter mir geschenkt hat und das mir sehr viel bedeutet. Wie schön, dass Sie ihn mir zurückbringen!«
Tony schrie: »Nicht küssen!« Doch da hatte sie ihren Helden bereits umarmt und ihm einen dicken Kuss auf die Wange gedrückt.
»Scheiße!«, stöhnte Tony und glitt davon.
Als er wieder aus der Dunkelheit auftauchte, schaute er durch Augen, die Maggie anschauten. Wenn Güte und Zuneigung Farben mit daran geknüpften Gefühlen waren, wusste er, dass er genau das empfand, und im nächsten Moment erfasste ihn ein wohlvertrauter Adrenalinstoß.
Clarence zuckte zusammen und griff nach seiner Pistole. »Maggie«, flüsterte er, »ist ein Mann hier im Haus?«
»Upps«, sagte Tony. Clarence wirbelte herum und schaute, woher die Stimme kam.
Maggie wusste sofort, was passiert war.
»Clarence?« Er drehte sich wieder um, in höchster Alarmbereitschaft, und schaute an ihr vorbei in den Rest des Hauses hinein. »Clarence, sehen Sie mich an!«, forderte sie ihn auf.
»Was!«, flüsterte er. Als er weit und breit keine andere Person sah, richtete er schließlich den Blick auf Maggie.
»Wir müssen reden, und zwar schnell. Ihre Kollegen werden gleich da sein, und es gibt ein paar Dinge, die Sie bis dahin wissen sollten. Bitte setzen Sie sich.«
Clarence wählte einen Stuhl, auf dem er mit dem Rücken zur Wand saß. Er schaute immer noch wachsam umher. »Maggie, ich schwöre, ich habe einen Mann ›Scheiße‹ sagen hören.«
»Ich glaube Ihnen, dass Sie das gehört haben«, sagte Maggie. »Aber der Mann ist nicht in meinem Haus, er ist in Ihrem Kopf.«
»Was? Maggie, jetzt verstehe ich gar nichts mehr! Was soll das heißen: Er ist in meinem Kopf?«
Er wollte aufstehen, doch Maggie legte ihm die Hand auf die Schulter und schaute in seine Augen. »Tony! Sag etwas. Lass mich jetzt nicht hängen, verstanden?«
»Na gut. Hi, Clarence. Nette Uniform, die Sie da anhaben.«
Clarence’ Augen weiteten sich, und Maggie sah Furcht in seinen Augenwinkeln tanzen, etwas, das bei ihm bestimmt sehr selten vorkam.
»Clarence, hören Sie mir zu«, drängte Maggie. »Ich kann es Ihnen erklären.« Zwar hatte sie in Wahrheit keine Ahnung, wie sie es ihm erklären sollte, aber sie wusste, dass es jetzt vor allem darum ging, dass er sich wieder beruhigte.
»Maggie«, flüsterte Clarence, »geht es um Ihren Dämon, diesen Tony, den von gestern Abend? Sie meinen, dass er jetzt in meinem Kopf ist?«
»Ich bin kein Dämon!«, protestierte Tony.
»Er ist kein Dämon«, sagte Maggie.
»Wie kommt es dann, dass er mit mir redet … Oh!« Nun dämmerte ihm die Wahrheit. »Dann hat er gestern wirklich mit Ihnen gesprochen?« Clarence wusste nicht, ob er erleichtert sein oder vollends in Panik geraten sollte.
»Was? Sie haben mir nicht geglaubt?« In gewisser Weise genoss Maggie diesen Augenblick, aber sie war trotzdem verwundert. »Tony, warum hast du mir nicht gesagt, dass du überwechselst, wenn ich jemanden küsse?«
»Wen haben Sie denn geküsst?«, fragte Clarence mit plötzlicher Sorge.
»Oh, sie hat Cabby geküsst«, antwortete Tony.
»Ich habe Cabby geküsst«, bestätigte Maggie.
»Er sagt, es schien ihm in dem Moment nicht wichtig«, berichtete Clarence. »Er sagt, er befürchtete, Sie würden sich auf die Suche nach seiner Exfrau machen und diese küssen … und es tut ihm leid.« Clarence verdrehte die Augen. »Ich glaube einfach nicht, was hier passiert! Maggie«, flehte er, »erklären Sie mir bitte, was los ist!«
»Okay, passen Sie auf.« Sie beugte sich vor. »Tony ist ein älterer …«
»Er sagt, so alt wäre er noch nicht«, unterbrach Clarence sie.
»Ignorieren Sie ihn … Tony, sei still! Na, jedenfalls ist er ein Geschäftsmann hier aus Portland, der nicht wirklich an Gott glaubt. Er hatte einen Unfall und landete in der OHSU, wo er nun im Koma liegt. Er hat Gott getroffen, der ihm sagte, er hätte eine Mission zu erfüllen, die aber bislang niemand richtig versteht. Cabby spielte Verstecken, und so landete er in Cabby. Dann habe ich gestern Abend Cabby geküsst und wurde infiziert. Als er mit mir sprach, dachte ich, es wäre ein Dämon. Und heute habe ich Sie geküsst, und jetzt ist er in Ihnen.«
»Und das ist wirklich wahr?«
Sie nickte.
Clarence wirkte geschockt. Das Ganze klang
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