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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina von Kleist
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bei meinem Vater, der in Dresden ein kleines Fuhrunternehmen aufbaute, Haushälterin gewesen, nach ihrer Heirat wurde sie Hausfrau. Ihre große Liebe war bei einem Unfall gestorben, ich glaube, sie wollte in der Ehe mit meinem Vater gar keine Kinder. Meine Eltern stritten sich oft vor uns. Meine Mutter wäre gern wieder arbeiten gegangen, aber mein Vater wollte das nicht. Ihre Unzufriedenheit ließ meine Mutter an meiner Schwester und mir aus, mein Bruder war der Kronprinz. Wenn ich etwas schmutzig oder versehentlich kaputt gemacht hatte oder ein falsches Wort sagte, bekam ich Schläge, sie hat mich nie gestreichelt oder in den Arm genommen, in mir wurde alles abgedrückt. Ich durfte nicht tanzen, nicht Klavier spielen, nicht nähen, nicht batiken. Sie meinte: »Das kannst du nicht. Das bringst du nicht.« Ihr gefallener Bruder war ein musikalisches Naturtalent gewesen. Vielleicht hatte sie deshalb die Einstellung: Man muss sofort großartig sein. Andererseits organisierte sie für mich privaten Englischunterricht. Ich habe mich ständig bemüht, sie zum Lächeln zu bringen, wollte ihr alles recht machen. Wenn meine Mutter glücklich war, war ich auch glücklich. Immer wenn wir Besuch hatten, war ihre schlechte Laune wie weggeblasen. Unbeschwert war ich als Kind nur, wenn ich draußen spielen durfte. Wenn ich traurig war, bin ich in den Garten gegangen und habe meinen Kummer den Blumen erzählt.
    Mein Vater war lebensfroh, tüchtig, großzügig, zärtlich, er strahlte Wärme aus. Er war ein schöner Mann, ein Sonnyboy und nicht treu. Als Erwachsene traf ich zufällig einen meiner zwei Halbgeschwister. Ich denke, mein Vater hat meine Mutter geheiratet, weil sie flink, ordentlich und manchmal auch humorvoll war. Mit ihm verbinde ich glückliche Stunden: Wenn er mich im Auto oder auf dem Sozius seines Motorrads mitnahm und wenn ich ihm mittags ins Geschäft Essen bringen durfte. Kunst kam in meinem Elternhaus nicht vor, wie auch Bildung kleingeschrieben wurde. Der Tod meines Vaters vor 30 Jahren hat mich sehr getroffen, heute denke ich jedoch mehr über meine Mutter nach.

Nach der mittleren Reife wurde ich Stenotypistin. In der Abendschule holte ich das Teilabitur nach, studierte Russisch und Geschichte und wurde Lehrerin. Mit 23 heiratete ich. Mein erster Mann war zehn Jahre älter, Assessor und ganz nach dem Geschmack meiner Mutter. Mit ihm hatte ich mein sexuelles Erwachen, ich glaube, ich habe ihn sehr aufgemöbelt. Ich bin ein sinnlicher Typ, esse und koche gern, sexuell hatte ich immer großes Glücksempfinden. Lange war Erotik für mich der einzige Weg, mich auszudrücken und Geborgenheit zu spüren. Doch wie meine Mutter wollte auch mein Mann mich nicht leben lassen. Er ging nie mit mir tanzen, bevormundete mich, alles war sehr geregelt. In gewisser Weise hat er mich auch beschützt, vielleicht wäre ich sonst auf die schiefe Bahn geraten. Mein Vater sagte mal zu mir, ich würde mich für eine Tafel Schokolade verkaufen.
    Ich bin dann aber doch mit Freundinnen nach Prag gefahren und habe mich Hals über Kopf verliebt. Weil ich diejenige war, die aus der Ehe ausgebrochen ist, bekam bei unserer Scheidung mein Mann unsere Tochter zugesprochen. Sehen durfte ich sie nur alle vier Wochen. Das war schlimm. Ich hatte mich damals nicht mehr in der Gewalt, konnte meine Beine nicht mehr kontrollieren, war außer Rand und Band. Der Vorteil meines Zusammenbruches war, dass ich aus dem Schuldienst entlassen werden konnte, was ich wollte, da mir alles zu kommunistisch war. Als ich aus der Klinik kam, trug ich Briefe aus, später arbeitete ich als Reiseführerin für sowjetische Touristen. Das Reisebüro vermittelte mir eine kleine Wohnung, vor lauter Glück las ich den Vertrag nicht richtig durch, der eine Verpflichtung enthielt, für die Stasi zu spitzeln. Ich stellte mich so widerspenstig an, dass sie mich bald in Ruhe ließ.
    Georg begegnete ich bei einer Kunstausstellung. Ich machte damals in Dresden Kunstführungen, in der Künstlerszene fühlte ich mich zum ersten Mal angenommen. Der Lebensstil war viel lockerer, es wurde viel gefeiert, es war eine völlig andere Welt. Meine Mutter hatte mich ja sehr eng ausgerichtet. Bei der Begrüßung registrierte ich sofort Georgs warme Hände. Erst besuchte er mich, dann besuchte ich ihn in seinem Studio. In der Mitte stand ein großes Kuschelbett, es war wohlig geheizt, das war der Anfang. Genaue Vorstellungen von einer glücklichen Partnerschaft hatte ich nie, außer der, dass es

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