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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina von Kleist
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Im Unterschied zur traditionellen Psychotherapie und Psychoanalyse, die mittels Ursachenforschung Leid lindern und seelische Defekte reparieren will, legt die Positive Psychologie ihren Schwerpunkt auf die Stärkung vorhandener Fähigkeiten. In »Pessimisten küsst man nicht« geht einer ihrer wichtigsten Vertreter, Martin Seligman, der Frage nach, weshalb einige Menschen nach Fehlschlägen aufgeben, andere hingegen sich von Niederlagen nicht unterkriegen lassen. Seine Antwort: Infolge erlernter Hilflosigkeit schreiben Pessimisten negative Erlebnisse ihrem Unvermögen zu. Ihre mangelnde Zuversicht begünstigt Scheitern wie umgekehrt Optimisten dank ihres Selbstvertrauens erfolgreicher sind. Die Botschaft, dass jeder den Keim zum Glück in sich trage und der Schatz nur gehoben werden müsse, führt der Amerikaner und Psychologie-Professor in »Warum Optimisten länger leben« mit praktischen Ratschlägen näher aus. 41
    Das Potential und nicht die Schwächen von Menschen stellt auch Mihaly Csikszentmihalyi in den Mittelpunkt. In »Flow: Das Geheimnis des Glücks« beschäftigt sich der kalifornische Professor für Psychologie und Management mit dem Rätsel: Wann sind Menschen am glücklichsten? Was geht in uns vor, wenn wir Freude und Erfüllung empfinden? Und kommt zum Ergebnis, dass die selbstvergessene Hingabe an ein Ereignis oder eine Handlung ein beglückendes Gefühl des Flow erzeugt. Ein Gefühl, das im übrigen schon von Aristoteles beschrieben wird: »Wenn uns eine Sache besonders erfreut, so tun wir überhaupt nichts anderes, und umgekehrt treiben wir etwas anderes, wenn uns etwas nur mäßig fesselt. Im Theater isst man am meisten Süßigkeiten, wenn die Schauspieler schlecht sind.« 42 Ganz im Tun aufzugehen ist für Csikszentmihalyi die höchste Form von Glück. Eine deutliche Unterscheidung trifft er zwischen Spaß und Freude. Herausforderungen, die unsere volle Aufmerksamkeit verlangen, schenken Freude. Spaß hingegen setzt kein aktives Engagement voraus. Unterhaltung, Konsum können lustvoll sein, Freude stelle sich jedoch nur ein, wenn ein Erlebnis das Gefühl des Könnens oder Wissenszuwachs vermittele. Jede Horizonterweiterung, jede neue Fähigkeit stärke das Selbst. Auch wenn das erreichte Ziel nicht die Befriedigung hervorrufe, die wir erwartet haben– jedes konstruktive Tun verleihe Lebenssinn. Da die Gestaltung des Alltags heute stärker als jemals zuvor auf individuellen Entscheidungen beruhe, wachse das Bedürfnis nach Orten und Zeiten, wo wir uns sammeln und auftanken können. Nach der Prognose des Autors werden im 21 .Jahrhundert die Staaten am erfolgreichsten sein, die ihren Bürgern die meisten Gelegenheiten zu Flow-Erlebnissen bieten. 43
    Bündelt man die heutige europäische und amerikanische Glücksforschung, so stellt man fest, dass uralte Erkenntnisse recycelt werden und manches Wortgefecht in prinzipieller Übereinstimmung mündet. Stefan Kleins »Die Glücksformel oder wie die guten Gefühle entstehen«, noch mehr Heiko Ernsts fundierte Analyse »Das gute Leben. Der ehrliche Weg zum Glück« übersetzen abstrakte Forschungsergebnisse in nützliche Einsichten. Als Replik auf die Glücksforschung versteht sich Wolf Schneiders Buch »Glück! Eine etwas andere Gebrauchsanweisung«. Doch obwohl der Autor den Gebrauchswert abstrakter Denkgebäude für den Alltag bezweifelt, konzentriert er sich selbst auf literarische Funde und lässt sich nicht auf die verwirrenden Gefühle realer Menschen ein. Aus philosophischer Warte filtert Wilhelm Schmid in dem schmalen, gehaltvollen Bändchen »Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste ist« die Essenz eines Glück stiftenden Lebenssinns heraus.
    Derzeit ist Glück in aller Munde. Vom Olymp der Kunst und Philosophie steigt es hinab, in Chemielabors wird es vermessen und seziert, in Symposien und Talkshows versucht man ihm zu Leibe zu rücken. Der Rektor der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg, wo seit 2007 »Glück« unterrichtet wird, erläutert: »Es ist unser Ziel, starke, zuversichtliche Persönlichkeiten zu formen. Dazu gehört die Fähigkeit, sich zu freuen, zu reflektieren und sich wohl zu fühlen, körperlich und seelisch.« Das Kultusministerium in Baden-Württemberg freilich tituliert das benotete Fach lieber als »Lebenskompetenz«. 44
    Axel Braig: »Ich bin nicht mehr Gefangener meiner Pläne.«
    Eine Woche Berlinale. Axel Braig strahlt, als er erzählt, wie anregend es sei, sieben Tage in das

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