Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
Glück kein Ankommen in einem vollkommenen Zustand ist, sondern ein lebendiges Unterwegssein.
Glück dringt nicht von außen in uns ein, der Schlüssel zum Glück liegt in uns selbst. Und Glück ist kein Mysterium. Man kann es trainieren. Obwohl einige Hirnforscher davon ausgehen, dass wir subjektiver Realitätsverzerrung aufsitzen und deshalb unser Schicksal nur bedingt steuern können, beherzigen überwiegend glückliche Menschen bewusst oder unbewusst gewisse Maximen. Auch wenn die Grundregeln nicht immer in Reinform und nicht immer komplett umgesetzt werden, zeigt die Lebenshaltung positiver Menschen folgende Parallelen:
Glückliche Menschen sind aktiv, entscheidungsfroh, finden Erfüllung im Tun, aber sie überschätzen sich nicht. Sie haben eine Lebensvision, setzen sich immer wieder langfristige Ziele, die sie in kleinen Schritten erreichen. Sie sind bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen, lernen aus Fehlern und Irrtümern, vermeiden aber Risiken, die unnötig Enttäuschungen provozieren. Sie wissen, dass das Leben sich nicht exakt planen lässt und bleiben offen für neue Möglichkeiten. Ihre Lebensbalance beschreibt Stefan Klein in »Die Glücksformel«: »Wenn eine Aufgabe den richtigen Schwierigkeitsgrad hat, schwingt die hedonistische Wippe zwischen Begehren und Belohnung ständig hin und her, und diese beiden Gefühle sind mit der Ausschüttung von Dopamin und Opioiden verbunden. Ist dagegen die Tätigkeit zu einfach, fehlt es an Herausforderung und damit an Erregung, ist sie zu schwer, kommt es nicht zur Belohnung.« 74
Sie leben in der Gegenwart, gehen auf in dem, was sie hier und jetzt tun. Aber sie können auf kleine Vergnügen zugunsten lohnender Vorhaben verzichten und schöpfen gern ihre Vorfreude aus. Anstatt spontanen Einfällen und Gelüsten blindlings nachzugeben, wägen sie vorausdenkend ab. Dazu gehört, dass sie sich nicht bis zur Erschöpfung verausgaben, sondern sich Ruhephasen einräumen und mittels schöner Erlebnisse immer wieder auftanken.
Sie vermeiden überflüssigen Ballast. Um beweglich, offen für neue Lebensmöglichkeiten zu bleiben, zementieren sie sich nicht mit Besitz ein und verausgaben sich nicht in kleinen Münzen.
Sie investieren in Erlebnisse und nicht in Dinge. Ein Lebensmotor ist ihre Neugier. Damit sie Neues entdecken, ihren Horizont erweitern, richten sie sich nicht ein in den Komfortzonen des Lebens. Sie sind keine Dünnbrettbohrer, handeln nicht nach dem Vermeidungsprinzip »Wer auf dem Boden schläft, kann nicht aus dem Bett fallen«, sondern fordern sich heraus und machen immer wieder die Erfahrung: Glück ist eine »Überwindungsprämie« 75 . Manchmal, erzählt der Berliner Psychotherapeut Wolfgang Krüger, setze er sich aufs Rad und powere sich aus. Und er zweige neben seiner Praxistätigkeit stets Zeit ab, um Bücher zu schreiben, beides mit dem gleichen Ziel: »Ich brauche ab und zu Grenzerfahrungen. Wenn ich immer nur in der Mittellage bin, ist es irgendwann wie eingeschlafene Füße. Ich muss manchmal Extreme spüren.«
Sie sorgen für ein stabiles soziales Umfeld, pflegen Freundschaften, Beziehungen, die Sichtweise und das Erleben anderer interessiert sie, sie sind aufmerksame Zuhörer. Ihr Altruismus und ihre Liebe fußen auf einem stabilen Selbstgefühl, nicht auf Selbstverleugnung oder auf Gegenforderungen. Sie sehen das Gute in anderen, lassen sich jedoch nicht blenden. Sie wissen: In Beziehungen gibt es auch Enttäuschungen, Missverständnisse, Kränkungen. Da sie sich selbst annehmen, mit allen Fehlern, entwickeln sie auch Verständnis für die Schwächen anderer und gehen damit nachsichtig um. Verzeihen bedeutet für sie nicht: anything goes. Wohlwollen sei »ein Zeichen inneren Heilseins« sagt die Hamburger Logotherapeutin Hannelore Unruh 76 , Jahrgang 1929 . Versöhnung ist ein Schritt, um Falsches zu korrigieren.
Auch von ihrer Partnerschaft erwarten glückliche Menschen nicht, dass diese sich von Höhepunkt zu Höhepunkt schwingt. Jede gute Beziehung beruht zwar auf Nehmen und Geben, doch sie sind sich bewusst: Für ihr Glück sind sie selbst verantwortlich.
Vergleiche rufen keinen Neid hervor. Je stärker ein Mensch ist, desto weniger fühlt er sich durch die Überlegenheit eines anderen bedroht. Glückliche Menschen sind durchaus ehrgeizig, aber ihr Selbstbild ist nicht abhängig von Erfolg. Sie sind nicht erst glücklich, wenn sie ein Ziel erreicht haben, sondern bereits auf dem Weg dahin, wie Gesine Schwan, Präsidentin
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