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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina von Kleist
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der Viadrina Universität, in einem Interview beispielhaft beschreibt: »Wenn ich Entscheidungen vor mir habe, denke ich nie in Risiken, sondern nur in Chancen. Das ging mir so, als ich die Leitung dieser Universität übernommen habe und als ich mich der Bundespräsidentenwahl stellte. Noch am Vorabend der Wahl habe ich gesagt, es ist alles drin… Letztlich war ich innerlich immun, auch gegen die schlechteste Lösung. Weil ich mir gesagt habe, ich habe mein Bestes versucht.« 77
    Sie haben einen geringen Medienkonsum, tauchen nicht in ein Ersatzleben ein. Sie liefern sich Katastrophen nicht passiv konsumierend aus. Die Sozialforscherin Elisabeth Noelle-Neumann warnt in einem Interview dringend vor dem durchschnittlichen Fernsehkonsum von täglich dreieinhalb Stunden: »Die Frage heißt: Lebe ich so, dass meine Kräfte wachsen? Beim Fernsehen wachsen garantiert keine Kräfte. Vielleicht fühlt man sich wohl dabei, aber Vorsicht! Fernsehen ist außerordentlich gefährlich. Denn wenn die Kräfte nicht wachsen, zerfallen sie.« 78
    Sie sind dankbar, nehmen Schönes bewusst wahr. Sie sind nicht dankbar, weil sie glücklich sind, sondern glücklich, weil sie dankbar sind. Wie der Psychologe Martin Seligman erläutert, unterscheiden sich Optimisten von Pessimisten dadurch, dass sie unterschiedliche Erklärungen haben. Pessimisten halten die Ursachen unangenehmer Ereignisse für dauerhaft, Optimisten hingegen für vorübergehend. Pessimisten generalisieren Fehlschläge, übertragen sie auf andere Bereiche, während Optimisten sie auf eine bestimmte Situation eingrenzen. Bei angenehmen Ereignissen ist es umgekehrt. Optimisten gehen von der Langlebigkeit aus, wohingegen Pessimisten den Zustand befristen. 79
    Sie jagen nicht dem Glück nach, sondern suchen Lebensfülle. Glück, das ist zum einen: Genuss, Lust, höchstes Wohlbefinden. Dieses Glück bezeichnet der Philosoph Wilhelm Schmid als Wohlfühlglück. Es ist machbar, aber es nutzt sich ab. Ohne Kontrast wird jeder Genuss irgendwann schal. Vom exquisiten Essen bis zur Sexualität muss die Dosis permanent gesteigert werden, damit sie die gleiche Wirkung erzielt. Die Faustregel: Fit for fun impliziert im Grunde ein defensives Leben. Wer vor allem »gut drauf« sein will, ist ständig auf der Hut und auf der Flucht vor dem, was den Spaß trübt. Dauernd glücklich sein zu wollen kann unglücklich machen, da man aus Berührungsangst vor Misslichem die Facetten des Lebens ausblendet und dadurch auch Möglichkeiten zum Glück versäumt.
    Ein tieferes Glück erschließt sich durch die grundsätzliche Bejahung des Lebens mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Menschen, die Lebensfülle anstreben, möchten Glück erfahren und nicht partout Leid vermeiden. Ihr Leben ist offensiv, nicht defensiv. Sie nehmen Unvorhersehbares an. Sie denken lösungsorientiert, nicht problemorientiert. Alle Untersuchungen belegen: Die Bewältigung von Krisen und Niederlagen lässt uns reifen und menschlicher werden. Glück braucht nicht nur den Wechsel, es beinhaltet ihn geradezu.
    Sie haben einen Lebenssinn, haben das Gefühl, gebraucht zu werden. Wie Wilhelm Schmid betont, ist das Gegenteil von Glück nicht Unglück, sondern Sinnlosigkeit. Sinn erschließt sich, indem man sich als Teil der Welt begreift. Werte vermitteln Orientierung und Halt. Der Respekt vor den Überzeugungen anderer unterbindet dogmatische Engstirnigkeit und missionarischen Eifer.
    Sinnvolle Erfüllung stiftet zum einen das Tun. »Meine Idee vom Glück ist, seinen Anlagen gemäß verbraucht zu werden«, beschreibt der Schriftsteller Frank Wedekind die konzentrierte Hingabe an eine Tätigkeit, das von Glücksforschern vielbeschworene Flow. Wir versinken in einer Tätigkeit, vergessen Zeit und Raum, sogar uns selbst. Dabei geht es nicht um große Lebensentwürfe. Die gute Nutzung kleiner Einheiten verleiht das Gefühl von Wirkungsmächtigkeit.
    Die Nähe zu Menschen schenkt Lebensfülle. In erwiderter Liebe, in gegenseitiger Zuneigung, in erfüllter Erotik und wechselseitiger Unterstützung und Fürsorge stellt sich die Sinnfrage nicht. Im engen Verhältnis zwischen Eltern und Kindern werden keine Kosten-Nutzen-Rechnungen aufgestellt. Wie die Liebe zu unserem Kind uns sensibilisiert für den Zauber von Kindern an sich, so entwickeln wir in Freundschaften und unserer Partnerbeziehung auch ein Modell für den Umgang mit Menschen überhaupt.
    Dass der Takt des Lebens zwischen Höhen und Tiefen wechselt, ist eine schlichte Einsicht.

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