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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina von Kleist
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ich zunächst kreuzunglücklich. Weil mein Freund in Hamburg studierte, wollte ich lieber in den Norden, nach meiner Ankunft in dem hässlichen Bahnhof von Trier habe ich geheult. Aber der Umzug in eine völlig fremde Stadt hat mich viel weiter gebracht. In Hamburg hatte ich einen kleinen, feinen Freundeskreis, in Trier kannte ich bald ganz viele Leute, weil ich darauf angewiesen war, auf Kommilitonen zuzugehen. Meine WG mit vier anderen Frauen fand ich durchs Internet und machte die Erfahrung, dass es keine schlechte Basis ist, wenn man sich vorher nicht kennt. Man interpretiert und beurteilt Verhaltensweisen nicht so stark.
    Zwei Jahre in einer Kleinstadt waren jedoch genug. Über meine Zulassung an die Humboldt-Uni habe ich mich gefreut. Der Wechsel nach Berlin war davon überschattet, dass eine Freundin, die sich ebenfalls für Berlin beworben hatte, eine Absage erhielt. Wir bekamen gleichzeitig Bescheid: Ihr Briefumschlag war klein, meiner war groß. Und ich hatte Bedenken, dass ich keinen Anschluss finde. In einer Vorlesung gefielen mir zwei Frauen auf Abhieb, aber ich dachte: Die haben bestimmt genug Leute. Ich dränge mich lieber nicht auf. Und dann setzte sich eine neben mich und fragte: »Woll’n wir mal ins Kino gehen?« Später erzählte sie: »Meine Freundin und ich haben dich gesehen und dachten: Die sieht nett aus, die reißen wir uns auf.«
    Meinen Freund Till habe ich mit 17 kennengelernt. Wir sind auf einer Party ins Gespräch gekommen, es entwickelte sich ganz schnell. Meine erste Beziehung hatte ich mit 14 , mein Freund war zwei Jahre älter, ein ruhiger, ausgeglichener, lieber Typ. Weil wir keine Interessen teilten und fast nur bei ihm zu Hause waren, habe ich Schluss gemacht. Hart ausgedrückt, wurde es mir langweilig. Damals hatte ich Angst, dass ich nie wieder jemanden finde, der einen so liebt.
    Till und ich sind ebenfalls extrem gegensätzlich, doch es gefällt mir gerade, dass er so anders ist. Er lebt in den Tag hinein, ist spontan und dabei sehr bodenständig, in der Kleidung hat er viel Stil. Dass wir eine Fernbeziehung führen, stört ihn mehr als mich. Für Ausstellungen, Kino, Theater, all das, was Till weniger interessiert, habe ich in Berlin inzwischen Freunde. Mit Till kann ich mich entspannen. Wir besuchen Leute oder meine Eltern, wir schlendern durch die Stadt, kochen gemeinsam, wenn ich ihn bitte, liest er mir vor. Manchmal empfinde ich unsere gemeinsamen Wochenenden auch als Einschränkung, weil dann kaum Zeit für Eigenes bleibt. Aber ich neige dazu, mir zu viel aufzuhalsen. Wenn ich an Sonntagen einmal gar nichts vorhabe, merke ich, wie schlecht ich den Tag gestalte. Oft bin ich einfach so k.o., dass ich mit offenen Augen reglos wie ein Stein auf dem Bett liege. In Tills Nähe erhole ich mich von den Wochen davor; es ist, als ob ich meinen Tank wieder auffülle, wobei es den Partner natürlich nervt, wenn er hauptsächlich die Kaputte, Erholungsbedürftige serviert bekommt.
    Wenn wir uns streiten, ist es leider nicht die beste Form des Streits. Mein Freund weiß, wie er mich zur Weißglut treiben kann, ich bin überhaupt nicht strategisch. Oft ist mir bewusst, es lohnt sich nicht, wegen irgendwelcher Kleinigkeiten zu kämpfen, aber dann geht es doch mit mir durch, Lappalien schaukeln sich zur Riesensache hoch, ich werde viel zu laut. Generell halte ich Streit in Freundschaften nicht lange aus. Ich kriege dann Verlustängste und muss den Zwist klären, damit meine Gedanken nicht unaufhörlich darum kreisen. Oft spreche ich das Thema direkt an, ich bemühe mich, meine Wut zu kontrollieren und trotzdem meinen Standpunkt zu vertreten. Entweder knallt es dann nochmals oder man nähert sich an, wobei meine Harmoniesucht häufig siegt. Ich bin erleichtert, wenn ich wieder jemandem nahe bin, der sich kurzzeitig entzogen hat. Auch Till und ich decken häufig Konflikte zu, um unsere Beziehung nicht zu gefährden. Dass wir jetzt offener und ehrlicher miteinander reden, ist ein großer Entwicklungsschritt. Es wird klarer, wo wir uns Kompromisse zugestehen und wo nicht.
    Verliebt habe ich mich nicht, seitdem wir uns kennen. Meine Neugier auf Menschen kann ich befriedigen durch Freundschaften. Ich glaube, ich wirke auf viele Männer gar nicht, dadurch werde ich selten dumm angemacht. Wenn mich jemand mag, dann auch richtig. Die Vorstellung von einem Traumprinzen habe ich nicht, ein Idealpartner ist für mich gekennzeichnet durch seine unerschütterliche Liebe, dass er mich so mag wie ich

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