Der Weg Zum Glück. Sinn Im Leben Finden.
könnte es zu schwierig für Sie sein, die subtile Sichtweise der Leerheit von inhärenter Existenz zu verstehen, ohne in die Falle des Nihilismus zu gehen, der uns daran hindert, zu verstehen, dass Phänomene in Abhängigkeit von Ursachen und Bedingungen entstehen (abhängiges Entstehen). Um Ihres spirituellen Fortschrittes willen wäre es besser, erst einmal nicht den Versuch zu unternehmen, die Leerheit zu ergründen. Selbst wenn Sie fälschlicherweise glauben, dass Phänomene inhärent existieren, können Sie dennoch ein Verständnis des abhängigen Entstehens entwickeln und dieses in den Übungen anwenden. Das ist der Grund, warum sogar Buddha gelegentlich gelehrt hat, dass Lebewesen und andere Phänomene inhärent existieren. Solche Lehren sind der Gedanke der Schriften Buddhas, aber sie sind nicht sein eigenes endgültiges Denken. Für bestimmte Zwecke sprach Buddha manchmal auf nichtendgültige Art und Weise.
Auf welche Art irrt sich das Bewusstsein?
Da alle Phänomene als aus sich selbst heraus existent erscheinen, sind alle unsere gewöhnlichen Wahrnehmungen falsch. Nur wenn die Leerheit während vollständig fokussierter Meditation direkt erkannt und verwirklicht wird, gibt es keine falsche Erscheinung. Zu diesem Zeitpunkt ist der Dualismus von Subjekt und Objekt ebenso verschwunden wie die Erscheinung von Vielfältigkeit; nur die Leerheit erscheint. Sobald Sie diese Meditation beenden, scheinen Lebewesen und Dinge wieder fälschlicherweise aus sich selbst heraus zu existieren. Doch weil Sie in der Meditation die Leerheit erkannt und verwirklicht haben, werden Sie den Widerspruch zwischen Erscheinung und Wirklichkeit erkennen. Durch die Meditation haben Sie sowohl den fehlerhaften Modus der Erscheinung als auch den fehlerhaften Modus des Erfassens erkannt.
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Lassen Sie uns zum zentralen Punkt zurückkommen: Wir alle haben ein Gefühl von „Ich”. Wir müssen aber erkennen, dass dieses „Ich” nur bezeichnet wird in Abhängigkeit von Geist und Körper. Die Selbstlosigkeit, von der Buddhisten sprechen, bezieht sich auf die Abwesenheit eines Selbst, welches unvergänglich, nicht aus Teilen zusammengesetzt und unabhängig ist. Auf subtilere Weise kann Selbstlosigkeit auf die inhärente Existenz eines jeden Phänomens bezogen werden. Buddhisten wertschätzen jedoch die Existenz eines Selbst, das sich von Moment zu Moment verändert und das in Abhängigkeit vom Kontinuum von Geist und Körper bezeichnet wird. Jeder und jede von uns hat berechtigterweise dieses Gefühl von „Ich”. Wenn Buddhisten von der Doktrin der Selbstlosigkeit sprechen, dann meinen wir nicht die Nichtexistenz dieses Selbst. Mit diesem „Ich” möchten wir alle Glück erreichen und Leid vermeiden. Nur wenn wir unsere Wahrnehmung von uns selbst und von anderen Phänomenen in die Bedeutung von etwas inhärent Existentem übertreiben, werden wir in zahlreiche Probleme verwickelt.
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ZUSAMMENFASSUNG FÜR DIE TÄGLICHE ÜBUNG
Als eine Übung dafür, zu erkennen, wie Objekte und Lebewesen fälschlicherweise erscheinen, versuchen Sie Folgendes:
1. Beobachten Sie, wie ein Gegenstand, zum Beispiel eine Uhr, in einem Geschäft erscheint, wenn Sie zum ersten Mal Notiz von ihm nehmen; wie er sich dann verändert und gegenständlicher und greifbarer wird, sowie sich Ihr Interesse daran verstärkt; und wie er schließlich erscheint, nachdem Sie ihn gekauft haben und als Ihr Eigentum betrachten.
2. Denken Sie darüber nach, wie Sie selbst Ihrem Geist erscheinen, als ob Sie aus sich selbst heraus existent wären.
Denken Sie dann darüber nach, wie andere und deren Körper Ihrem Geist erscheinen.
NEUNTES KAPITEL
DIE NOTWENDIGKEIT VON KONZENTRATION UND WEISHEIT
Die buddhistischen Schriften sagen uns, dass, wenn man die Leerheit erkennt, sich die Illusion von inhärenter Existenz abschwächt. Nach einer einzigen, kurzen Erkenntnis ist dies jedoch unwahrscheinlich. Falls Sie noch nicht einsgerichtete Konzentration (ruhiges Verweilen des Geistes) erlangt haben, können Sie ein bloß intellektuelles Verstehen der Leerheit nicht dazu verwenden, die Illusion inhärenter Existenz mit den Wurzeln auszureißen. Vielmehr müssen Sie immer wieder Untersuchungen anstellen. Durch konzentrierte Meditation wird Ihr Geist stark, tiefgründig und stabil werden und fähig zur einsgerichteten Konzentration auf die Leerheit - was schrittweise dazu verhilft, die gröberen Ebenen der falschen Wahrnehmung der Wirklichkeit zu verringern.
Das ist
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