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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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sagen.«
    »Sie hat hier nichts zu sagen. Wir gehen jetzt. Und lassen Sie uns in Ruhe.«
    Jennifer hatte den Blick wieder gesenkt, stand auf und ging, ohne noch jemanden anzusehen, ihrer Mutter hinterher, die bereits den Ausgang ansteuerte. Dann folgte der Anwalt, der sich immerhin noch die Zeit nahm, den Polizisten eine leise Entschuldigung zuzumurmeln, bevor er den Raum verließ.
    Wedelbeck und seine Kollegin Weilandt blieben sitzen und sahen der Gruppe nach.
    »Jugendamt?«, fragte Wedelbeck nach einer Weile.
    »Liebend gern«, antwortete die Polizistin.
    * * *

KAPITEL 7 - ERTRINKEN
ERTRINKEN: der Tod im Wasser. E. wird entweder herbeigeführt durch Lähmung des Gehirns infolge von Blutüberfüllung, wenn der Körper erhitzt in das kalte Wasser kommt, oder durch Erstickung, die durch Eindringen der Flüssigkeit in die Lungen eintritt, wodurch Atmung, d.h. Zuführung von atmosphärischer Luft in die Lungen, gehindert wird.
    (Der große Brockhaus, Leipzig, 1930)
    Am Abend, als ich die dritte Mordkommission des Berliner LKA zum ersten Mal komplett versammelt sah, verkündete Wedelbeck, dass man ab morgen wahrscheinlich einen neuen Leiter haben werde. Die Ermittlungsergebnisse seien so mickrig, dass der Staatsanwalt seine Drohung mit Sicherheit wahrmachen würde. Dieser Eröffnung folgte ablehnendes Murmeln seitens der Kollegen und Wedelbeck breitete entschuldigend die Arme aus.
    »Sind wir wirklich sicher, dass der Meyer nicht unser Täter ist?«, fragte ein junger Polizist, der Nöhl hieß und am anderen Ende des Konferenztisches saß.
    » Sicher ist beim momentanen Stand der Ermittlungen nichts«, erwiderte Wedelbeck.
    »Aber als Reemund an dem Abend den Kopf des Toten an die Stelle zurücklegt hat, die von seinem Mörder so medienwirksam ausgesucht worden war, wollte er sich und mir was zeigen.«
    »Und was?«
    »Zum einen die ungeheure Demütigung, der man den toten Herrn Koss hatte aussetzen wollen und zum anderen die Präzision, mit der das alles durchgeführt worden ist. Das ganze Arrangement hatte nichts mit dem Jähzorn eines notorischen Säufers zu tun. Die Tat war von langer Hand geplant und völlig nüchtern ausgeführt. Wahrscheinlich aus Hass, aber unter Umständen auch, um ein anderes Motiv zu verdecken. Wenn Hass tatsächlich eine Rolle gespielt hat, dann muss der bereits lange gewährt haben — Er war eiskalt. Reemund hat das sofort gesehen.«
    Nicht alle Mitglieder der Kommission schienen diese Einschätzung uneingeschränkt teilen zu wollen, aber letztendlich hatte zu diesem Thema niemand etwas Neues beizusteuern.
    Bei den weiteren Gesprächen mit den Leuten von SIKOmedia war nur herausgekommen, dass der Tote offenbar keinen ernst zu nehmenden Freundeskreis gehabt und sehr zurückgezogen gelebt hatte. Und dass die Einschaltquoten der Sendung in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen waren.
    Mit Evelyn Koss ließ sich immernoch nicht wirklich sprechen. Kommissarin Weilandt hatte im Prinzip nur heraus gefunden, dass die junge Frau für studentische Verhältnisse eine erstaunlich luxuriöse Wohnung hatte. Die Vermutung lag nahe, dass ihr Vater dafür aufgekommen war.
    Als keine weiteren Ermittlungsergebnisse mehr zu diskutieren waren, verkündete Wedelbeck, dass er jetzt mit dem Staatsanwalt sprechen werde. Die Kollegen sollten sich darauf gefasst machen, dass der Mann jede erdenkliche Möglichkeit nutzen würde, Reemund loszuwerden. Wedelbeck ermahnte die anderen, jeglichen Ärger über diese Maßnahme nicht an ihrem neuen Chef auszulassen. Der könne schließlich nichts dafür.
    Ich machte mich auf, Reemund zu besuchen, um mit ihm zusammen ein bisschen traurig zu sein.
    *
    Man kennt sie aus unzähligen Tierdokumentationen: große Schwärme kleiner Fische, die in absolut synchroner Bewegung durch die Meere schwimmen. Was die Lebenden nicht wissen, ist, dass diese Schwärme ein recht probates Mittel sind, um Geister aufzuspüren. Daher nämlich die vielen Haken und Ausweichmanöver, die diese Fischgeschwader immer wieder blitzartig vollziehen.
    Es gibt viele menschliche Geister auf und im Meer. Einige leben sogar dort. Andere sind nur auf der Durchreise von einem Kontinent zum nächsten. Viele Geister verabscheuen große Höhe; vielleicht ein Versuch, der Erde in jeder Hinsicht verhaftet zu bleiben. Dabei wäre es ein Leichtes für uns, den ganzen Kosmos zu bereisen. Es macht nur keiner. Die Freiheit, sich so weit von der Erde entfernen zu können, wie man will, schürt lediglich die Angst

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