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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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wollte ich schon mal ein bisschen vorarbeiten. Sie verstehen.«
    Wedelbeck verstand, merkte jedoch an, dass das kein ausreichender Grund für einen Besuch sei.
    »Ich will mit Ihnen über Reemund sprechen«, sagte Kojun und Wedelbeck seufzte, als sei das ein sehr weites Feld.
    »Können Sie ihn zurückholen?«
    Der Polizeipräsident hob die Augenbrauen, drückte die alte Zigarette aus und zündete sich eine neue an. Wedelbeck hüstelte.
    »Hören Sie schon auf damit. Ich rauche sie ohnehin. Ihre Frage erstaunt mich. Können Sie die Kommission nicht leiten? Der Staatsanwalt hält meines Wissens große Stücke auf Sie.«
    »Der Staatsanwalt hat mich heute Morgen angerufen.« Ich begann zu ahnen, warum Wedelbeck bereits zu dieser frühen Morgenstunde fix und fertig aussah. »Er will bis heute Abend irgendein brauchbares Ergebnis in dem Koss-Fall sehen, oder er findet bis morgen jemand anderes, der die Kommission übernimmt. Außerdem nennt er mich Wesemann.«
    Kojun lachte. Ein herzliches Lachen, frei von jeder Gehässigkeit. Ich begann, den Mann zu mögen. Vielleicht tat auch nur der Nikotinqualm seine Wirkung. Als mir diese Möglichkeit bewusst wurde, sprang ich mit einem Aufschrei durch das Fenster, nur um Sekunden später wieder ins Zimmer zurück zu schweben, denn der Regen hatte immernoch nicht nachgelassen.
    »Und Sie glauben, dass der Mann, bei dem der Kopf gefunden wurde, nicht der Täter ist?«
    »Er hatte ein brauchbares Motiv, neigt zur Gewalttätigkeit …«
    »…und wurde mit beschmiertem Mund neben dem kaputten Marmeladenglas entdeckt«, vervollständigte Kojun den Satz.
    Wedelbeck nickte.
    »Und trotzdem sind Sie sicher, dass der Mann nicht der Täter ist? Interessant. Was sagt Reemund dazu?«
    Der Polizeipräsident war sich offenbar sicher, dass Wedelbeck den Besagten kontaktiert hatte.
    »Wir haben es nie ausgesprochen, aber ich bin sicher, er sieht das genauso.«
    Kojun lachte. Überhaupt wirkte er, als würde er das häufig tun.
    »Gut. Was kann ich tun?«
    »Reemund den Fall zurück geben. Fakt ist, dass ich dem Staatsanwalt nicht wirklich Paroli bieten kann. Und wenn wir bis heute Abend nicht entscheidend weiter gekommen sind, haben wir ab morgen einen neuen Chef. Dann hat der Staatsanwalt, was er eigentlich will. Reemund ist danach endgültig raus und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass ihn das umbringen würde.«
    Der Polizeipräsident wurde ernst.
    »Sie können Sich vielleicht denken, welchen Stand Reemund bei den höheren Stellen des Polizeiapparates hat. Und das sage ich wahrscheinlich als sein einziger Freund. Ohne seine extrem hohe Aufklärungsquote wäre er längst nicht mehr haltbar. Jeder Zweite, der mit ihm zu tun hat, will ihn auf den Mond schießen. Und seien wir doch mal ehrlich: Wären die wenigen, die mit ihm klar kommen, nicht uneitel genug, seine vielen Respektlosigkeiten auf die leichte Schulter zu nehmen, hätte er überhaupt niemanden. Der Staatsanwalt hat es schon lange auf ihn abgesehen. Nein, Wedelbeck. Ihn zurück holen, das kann ich nur begründen, wenn der Fall so kompliziert wird, dass man sich schon der miesen Publicity wegen keine suspendierten Mordermittler leisten kann. Da brauchen Sie mindestens ein weiteres Opfer. Wie wärs? Wollen Sie vielleicht vorübergehend die Seiten wechseln?«
    »Ich muss dankend ablehnen.«
    Sie schwiegen, Kojun rauchte und Wedelbeck atmete flach.
    »Warum ich eigentlich hier bin«, sagte der Polizeipräsident, nachdem er endlich aufgeraucht hatte. »Ich wollte von Ihnen, der in beiden Fällen dabei war, wissen, was da passiert ist.«
    Wedelbeck zuckte die Achseln.
    »Die Sache mit dem Kopf auf Meyers Balkon ist einfach erklärt. Der war runter gefallen, als wir ankamen. Reemund hat ihn für einen kurzen Moment wieder an den Platz zurück gepackt, den der Täter für ihn auserkoren hatte. Wir mussten das Bild sehen, um so genau wie möglich nachzuempfinden, was Herrn Koss angetan worden war.«
    »Den Grad an Demütigung?«
    Wedelbeck nickte und sprach weiter.
    »Und die Geschichte mit dem Sternekoch auf dem Empfang: Da kann ich Ihnen auch nicht wirklich helfen. Er hat mir hinterher einfach gesagt, er habe Hunger gehabt.«
    »Und da schlägt er den Koch?«
    »Ich weiß auch nicht. Das müssen Sie ihn schon selbst fragen.«
    Der Polizeipräsident deutete an, dass er genau das tun würde, verabschiedete sich und war schon im Begriff, seinen Rollstuhl in Richtung Tür zu lenken, als er noch einmal innehielt.
    »Ich werde mal versuchen, mit

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