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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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mir, ich bin ihr dankbar, dass sie sich für Björn entschieden hat.«
    »Sie tun mir leid.«
    »Wie ist Ihr Vorname?«
    »Ernest. Auch keine gute Wahl. Als ich Kind war, gings noch. Also Herr Björn Kliesen …« Reemund unterbrach sich und bekam einen weiteren Lachanfall.
    Um ihn herum breitete sich Stille aus. Die Stimmung war ohnehin nicht sonderlich gut, nun wurde es frostig. In einer Gruppe trauernder und verstörter Menschen wirkt jemand, der laut lacht, wie eine Einschusswunde beim Kindergeburtstag. Möglich aber unbeliebt.
    Reemund drehte sich zwischen zwei Lachsalven zu den Leuten um und sagte: »Arbeiten Sie bitte weiter. Hier gibt es nichts zu sehen.«
    Die anderen Insassen des Büros wandten sich pikiert ab.
    Björn Kliesen wartete geduldig, bevor er weiter sprach.
    »In der Schule nannte man mich den Schwarzen Björn.«
    »Wundert Sie das?«
    »Natürlich nicht. Und wissen Sie was? Es gefiel mir. Ich kam mir dann immer wie ein Pirat vor.«
    Reemund winkte ab.
    »Seien Sie froh, dass Sie nicht Ernest heißen. Sonst hätte Sie jeder für den Sohn des Schulgärtners gehalten.«
    Kliesen hob eine Augenbraue.
    »Aber doch nur, wenn man der Sohn des Schulgärtners ist, oder?«
    Reemund nickte.
    »Sie sind gut! Stimmt. Mein Vater war der Schulgärtner.«
    »Für sowas muss man als Journalist ein Auge haben.«
    Vielleicht hatte er innerhalb dieser Mauern zu oft das Wort Journalist gehört, aber Reemunds Lachlust war schlagartig verschwunden.
    »Eduard Koss. Wie standen Sie zu ihm?«
    »Herr Koss war weit mehr als mein Chef. Er war wie ein Vater für mich. Sowas kannte ich vorher garnicht.«
    »Verstehe«, sagte Reemund und beeilte sich, das Thema zu wechseln.
    »Wie haben Sie sich eigentlich gefühlt, als man Ihnen den Posten des Redaktionsleiters wieder weggenommen hat?«
    Björn Kliesen schluckte, und eine Hand krampfte sich zusammen. Ansonsten blieb er gelassen.
    »Es war besser so. Ich war auf dem Posten nicht gut aufgehoben und Herr Medchenwunder war sehr talentiert.«
    »Wie vernünftig.«
    »Es war ohnehin so, dass Herr Koss das meiste selbst organisierte. Eigentlich wollte er gar keinen Redaktionsleiter mehr, nachdem Kolobcek gegangen war.«
    »Kolobcek?«
    »Er war von Anfang an dabei. Vor vier Jahren ist er dann weg. Keiner wusste warum. Angeblich hatte er sich mit Herrn Koss gestritten. Keine Ahnung, wo der jetzt ist. Ja und da wollte Eduard eben ohne Redaktionsleiter weiter machen. Das hätte er vielleicht sogar geschafft, aber zu der Zeit war er selber nicht ganz auf der Höhe.«
    »Warum?«
    »Na wegen seiner Tochter. Weil sie doch ein Jahr vorher gestorben war.«
    »Ich dachte, seine Tochter ist quicklebendig.«
    »Seine jüngere Tochter, ja. Die ältere, Anna hieß sie, glaube ich, die ist tot.«
    »Und woran ist Anna Koss gestorben?«
    »Ein Unfall. Glaube ich zumindest. Mehr weiß ich auch nicht darüber.«
    Reemund schwieg und kaute auf seiner Unterlippe. Dann schüttelte er den Kopf. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Hat es Sie geärgert, dass Herr Medchenwunder Sie von Ihrem Posten verdrängt hat?«
    Kliesen lächelte.
    »Natürlich. Aber wie gesagt, es war besser so. Noch was?«
    »Ja. Denken Sie, Herr Koss war davon überzeugt, mit dem Ganzen hier etwas Gutes zu tun?«
    »Hundertprozentig.«
    »Und Sie?«
    Kliesen grinste.
    »Wissen Sie, dass es eine ganze Reihe kluger Leute gibt, die Pornos zu einer guten Sache erklären? Weil sie dazu beitragen können, sexuell verklemmten Menschen zu helfen. Und trotzdem gilt Pornographie im Allgemeinen als dreckig und schlecht.«
    Reemund machte eine Geste, als würde er diese Einschätzung nicht unbedingt teilen und stand auf.
    »Ich danke Ihnen für dieses erhellende Gespräch. Einen schönen Tag noch.«
    * * *

KAPITEL 11 - WUT
WUT: siehe Tollwut.
    (Das kluge Alphabet, Propyläen-Verlag GmbH Berlin, 1934)
    Einige Minuten später standen wir wieder im Regen, das heißt, Reemund und der Hund standen darin. Ich suchte Schutz unter einem Vordach.
    Weder das Tier noch der Hauptkommissar schienen das Wetter überhaupt zu bemerken. Im Gegenteil. Der Hund lief schwanzwedelnd herum und Reemund versuchte, sich eine Zigarette anzumachen. Doch Wind und Regen meinten es nicht gut mit ihm.
    Als die Zigarette und die Streichholzschachtel völlig durchgeweicht waren, ohne dass auch nur ein Ansatz von Feuer entstanden wäre, warf er beides auf den Boden, griff in seine Tasche, schmiss auch noch die zerknautschte Zigarettenpackung runter und trampelte

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