Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
Vom Netzwerk:
sie schnappst und ins Gefängnis wirfst. Und da werden Sie dann von anderen Männern in den …«
    »Wer hat dir das denn erzählt?«, fuhr Eva empört dazwischen.
    »Ist das jetzt die spanische Inquisition hier, oder was?«, knurrte Reemund. »Erzähl weiter!«
    »Erst haben sie mich ausgelacht. Aber als ich das mit dem Gefängnis und den anderen Männern erzählt habe, wurden sie sauer. Die haben nämlich was gegen Schwule.«
    Das Letztere sagte sie mit der anmutigen Naivität politisch interessierter Kinder.
    »Haben sie zuerst zugeschlagen?«
    »Nee, ich. Einer von denen hat die Zeitungsseite hoch gehalten und gerufen, dass jetzt endlich klar ist, warum ich so hässlich bin, wenn man sich das Foto von dir mal anguckt. Und dass du wahrscheinlich darum nichts mit mir zu tun haben willst, weil ich dir zu hässlich bin. Und da bin ich ihm mit dem Kopf an die Nase gesprungen. Den daneben hab ich getreten.«
    »Beim Zweiten waren es die Hoden.« Durch Belindas Schilderung war sämtliche Strenge von Eva abgefallen. »Der sah auch nicht gut aus.«
    »Einer oben, einer unten. Effektiv. Strategisch sehr clever.«
    »Danke Papa.«
    »Und wo hast du das Veilchen her?«
    »Den Dritten hab ich nicht mehr geschafft.«
    »Der ist also davon gekommen?«
    Belinida schüttelte den Kopf und Eva nahm Reemunds Gesicht in ihre Hände.
    »Nein, ist er nicht. Er wird eine Menge Ärger dafür kriegen, dass er jemandem ein blaues Auge geschlagen hat, noch dazu einem kleineren Mädchen.«
    Belinda runzelte die Stirn, als gefiele es ihr überhaupt nicht, kleineres Mädchen genannt zu werden.
    »Du stinkst, Papa«, stellte sie fest und löste sich von ihm.
    »Ein wahres Wort. Und deshalb gehe ich mich jetzt duschen.«
    Es klingelte an der Tür. Lange, als hätte jemand Kaugummi draufgeklebt.
    Kaum hatte Eva geöffnet, stürmte eine hochgewachsene Frau herein und brüllte: »Wo ist meine Tochter?«
    Belinda stand auf, rief: »Mami« und sprang der Frau in die ausgestreckten Arme. In Anbetracht der Tatsache, dass das Kind nicht wirklich als Leichtgewicht in seiner Altersklasse gelten konnte, eine beachtliche Leistung seitens der Tochter als auch der Mutter, die die Kleine mühelos hielt.
    Das war also Mechthild, Reemunds Ex-Frau, Strafrichterin von Beruf.
    Eine erstaunlich große Frau, nicht jünger als der Kommissar und mit einer natürlichen Autorität gesegnet, die schon so manchem im Gerichtssaal den Angstschweiß auf die Stirn getrieben haben dürfte. Manchmal bin ich froh, ein unsichtbares Gespenst zu sein.
    Dem wütenden Blick, den sie von oben herab auf den immernoch sitzenden Reemund warf, hätte ich nicht standhalten können. Sie war ein mindestens 1,95 Meter hoher Vorwurf auf zwei Beinen mit wilden, blau-schwarzen Haaren und einem Teint, als hätte sie Zigarettenqualm unter der Haut.
    Der Hund fing an zu jaulen.
    Ihren Ex-Mann konnte die Dame scheinbar nicht sonderlich beeindrucken. Er erwiderte ihren Blick mit erstaunlicher Gelassenheit.
    »Wie war das Wochenende?«, fragte er, doch Mechthild geruhte, nicht zu antworten. Statt dessen wandte sie sich ab und ging in Richtung Ausgang.
    Belinda winkte, und ihr Vater winkte mit einem schiefen Lächeln zurück.
    Im Flur stand Eva, in der Hand eine Reisetasche.
    »Das sind Belindas Sachen. Ich hab sie gewaschen.«
    Mechthild versuchte danach zu greifen, was mühsam war, weil sie ihr Kind nicht loslassen wollte.
    »Ich kann sie auch raustragen.«
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte die Ältere schroff und klemmte sich die Griffe der Tasche zwischen zwei Finger.
    Eva streichelte Belinda kurz übers Gesicht und erntete ein kleines Lächeln.
    »Bis bald.«
    Mechthild drehte sich zu ihr um.
    »Sagen Sie, kennen wir uns nicht? Sie sind mir doch mal vorgeführt worden? Wegen … Was war es doch gleich?«
    Das Lächeln auf Evas Gesicht verschwand.
    »Ja. Das war vor einigen Jahren. Prostitution.«
    Mechthild schien noch etwas sagen zu wollen, dann besann sie sich eines Besseren und wandte sich an Reemund, der immernoch im Wohnzimmer saß.
    »Ich hab morgen einen Termin mit dem Staatsanwalt. Dann rede ich mit ihm über deine Liebe zu guter Küche.«
    »Brauchst du nicht. Es wird keine Anzeige geben.«
    »Na dann.«
    Sie ging ohne ein weiteres Wort.
    Reemund seufzte und stand auf, während Eva die Wohnungstür schloss. Er war schon fast im Badezimmer, als er stehen blieb. Ich hatte den Eindruck als wolle er Danke sagen, doch es reichte nur zu einem halb vernuschelten: »Du weißt schon.«
    Ich hatte

Weitere Kostenlose Bücher